Fußball-EM in München: Neun Polizisten vor Spiel Dänemark gegen Serbien verletzt – München | ABC-Z
„Grenzwertige“ Szenen spielten sich laut Polizei am Dienstagabend auf dem Marienplatz ab. Gewaltbereite Fans aus Serbien attackierten vor dem EM-Spiel gegen Dänemark die eingesetzten Sicherheitskräfte. Zehn Menschen, darunter neun Beamte und ein Ordner, seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Mehrere serbische Fans wurden unter anderem wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und des Angriffs auf Polizeibeamte angezeigt, zehn von ihnen vorläufig festgenommen. Sie sind zwischen 19 und 39 Jahre alt.
Sie wurden am Mittwochnachmittag einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der schickte sieben Tatverdächtige, die keinen Wohnsitz in Deutschland haben, in Untersuchungshaft. Auf Landfriedensbruch stehen bis zu drei Jahre Gefängnis oder Geldstrafe, Angriffe auf Vollstreckungsbeamte können sogar mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden.
Der Angriff begann, als Münchner Polizisten auf dem Marienplatz einen serbischen Fan kontrollieren und abführen wollten. Der Mann hatte Pyrotechnik gezündet – das ist verboten. Umstehende Fans solidarisierten sich nach Polizeiangaben mit dem Festgenommenen. Flaschen flogen gegen die Beamten, auch ein Stuhl wurde geworfen. Die Schutzausrüstung der Polizei verhinderte Schlimmeres. Es war die erste größere Attacke auf Münchner Polizistinnen und Polizisten während der EM.
Die Situation auf dem mit mehr als 5000 serbischen Fans gefüllten Marienplatz eskalierte. Um sich zu schützen und um die Angreifer auf Distanz zu halten, hätten die Beamten Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen müssen, sagte ein Polizeisprecher am Mittag. Die Situation bezeichnete er als „sehr hitzig und sehr gefährlich“.
Auf X (ehemals Twitter) verbreitete Fotos und ein Video vom Marienplatz zeigen, wie Fans zuvor russische Fahnen geschwenkt hatten und in Sprechchören den russischen Staatschef Putin hochleben ließen. Polizeisprecher Damian Kania sprach am Mittwoch von einer „aufgeheizten Stimmung“. Auf einen geplanten Angriff gebe es jedoch keine Hinweise.
Auch am U-Bahnhof Marienplatz hätten Fans unerlaubt Pyrotechnik gezündet, ebenso später im Stadion, ergänzte die Polizei. Als ein Fan während des Spiels (Endstand 0:0) auf das Feld rennen wollte, hielten ihn Ordner laut Polizei auf. Dabei sei einer der Ordner leicht verletzt worden.
Nach Angaben der Polizei befanden sich in der Fan-Zone im Olympiapark vor und während des EM-Spiels rund 15 000 Besucherinnen und Besucher. Die Polizei München war zeitweise mit etwa 2000 Kräften im Einsatz. Vor dem Spiel waren bereits gegen Mittag Tausende Dänemark-Fans durch die Münchner Innenstadt marschiert. Auch dabei kam es laut Polizei in zwei Fällen zum Gebrauch von Pyrotechnik.
Am Mittwoch finden in München keine Spiele statt. Die Polizei hat deshalb entsprechend weniger Beamtinnen und Beamte im Einsatz. Nach dem Spiel der Mannschaften aus Tschechien und der Türkei rechne man gegen 23 Uhr mit feiernden Fans auf der Straße, hieß es aus dem Polizeipräsidium. Nach dem Sieg der türkischen Nationalmannschaft gegen die Auswahl Georgiens vergangene Woche fuhren türkische Fans mit mehr als 100 Autos hupend und feiernd über die Leopoldstraße. Einige der Feiernden zeigten dabei mit Gesten ihre Sympathie für die rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“.