Fürstenfeldbruck: Zweifel an Gründen für CSU-Austritt von Andreas Lohde – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Ist der bisherige Fürstenfeldbrucker CSU-Fraktionsvorsitzende Andreas Lohde vor allem deshalb aus der Partei ausgetreten, weil es Zoff mit dem Vorstand des Ortsverbands gegeben hat? Diese Version jedenfalls scheinen Vorwürfe von Sepp Kellerer zu untermauern. Der Alt-Oberbürgermeister der CSU, dessen Wort im Ortsverband Gewicht hat, wird sehr deutlich und spricht dem Lehrer an der Fürstenfeldbrucker Fachoberschule die Eignung für führende Ämter ab. Lohde hatte am Donnerstagvormittag und damit kurz vor der Nominierungsversammlung der Fürstenfeldbrucker Christsozialen am Abend seinen Rückzug aus der Partei bekannt gegeben – gemeinsam mit Birgitta Klemenz, Michael Piscitelli und Robert Aldini. Die vier Politiker bilden im Stadtratsgremium die neue Gruppe „Fürstenfeldbrucker Mitte“.
Der 52-jährige Lohde äußerte sich nun zu seinen Beweggründen und Plänen. Er bestätigt die Ausführungen der CSU-Ortsverbandsvorsitzenden Heike Fabian, wonach sein Parteiaustritt vor allem eine Reaktion auf die Politik der Union auf Landesebene sei und auf das dauernde Grünen-Bashing Söders. In der CSU und im Umfeld des Stadtrats kursieren freilich Gerüchte, denen zufolge das nur die halbe Wahrheit sein könnte und man sich lediglich auf einen gesichtswahrenden Burgfrieden geeinigt habe. Lohde sei nicht ganz freiwillig gegangen, sondern wegen inhaltlicher und persönlicher Differenzen mit der Ortsverbandsspitze dazu gedrängt worden, heißt es.
Die von der SZ schriftlich gestellte Frage, wie sein Verhältnis zum Vorstand des CSU-Ortsverbands unter Heike Fabian ist, lässt Lohde unbeantwortet. Offen bleibt somit auch, ob sich die Querelen im Anschluss an den OB-Wahlkampf 2023 mit CSU-Kandidat Andreas Lohde deutlich auf dessen Listenplatz für die Stadtratswahl im kommenden März ausgewirkt hätten. Mitglieder von Ortsverband, Seniorenunion und Junger Union hatten teils sehr deutliche Kritik geübt am damaligen Vorstand. Der wurde angeführt vom Interimsvorsitzenden Ulrich-Joachim Müller. Der Nachfolger Lohdes galt als dessen Vertrauter, Lohde selbst blieb als Beisitzer im erweiterten Vorstand. Im Mai wurde dann die 24-jährige Heike Fabian zur neuen Vorsitzenden gewählt.
Bei den Querelen ging es um angeblich mangelnde Transparenz und hohe Wahlkampfkosten. Martin Kellerer, Sohn von Alt-OB Sepp Kellerer, sowie dessen CSU-Stadtratskollegin Katrin Siegler waren aus Protest von ihren Parteiämtern zurückgetreten und erst wieder unter der neuen Vorsitzenden Heike Fabian angetreten. Sie sind aktuell stellvertretende CSU-Ortsverbandsvorsitzende und für die Kommunalwahlen auf den aussichtsreichen Plätzen fünf und sieben gelistet.
Sepp Kellerer spricht nun Klartext. Lohde habe sich in seiner Rolle als Orts- und Fraktionsvorsitzender offenbar überschätzt und es versäumt, die beiden Niederlagen bei OB-Wahlen aufzuarbeiten. „Stattdessen wurden stets andere verantwortlich gemacht, während er selbst einfach zur Tagesordnung überging.“ Kellerer lastet Lohde auch einen Abwärtstrend an: „Die Mitgliederzahl der CSU hat sich in seiner Amtszeit nahezu halbiert.“ Kellerers Fazit auch mit Blick auf die drei Stadträte, die Lohde folgen: Dieser habe seine alte politische Heimat „in einer beispiellosen Weise geschwächt.“
Mit dem CSU-Oberbürgermeisterkandidaten Martin Urban, der großen Rückhalt in Ortsverband und Fraktion genießt, sowie allen verbleibenden CSU-Mitgliedern könnte sich Lohde nach eigenem Bekunden weiterhin eine konstruktive Zusammenarbeit im Stadtrat vorstellen. Das politische und private Netzwerk, das er in 30 Jahren Kommunalpolitik aufgebaut habe, werde auch wegen eines Parteiaustritts nicht komplett reißen, hofft er.
Um bei den Kommunalwahlen antreten zu können, muss die neue Gruppe „Fürstenfeldbrucker Mitte“ laut Wahlgesetz 215 Unterschriften von Unterstützern sammeln. Es gebe bereits positive Signale, so Lohde. Unklar ist, wie es auf Landkreisebene für den Kreisrat weitergeht. „Ob es für eine Kreistagsliste reichen wird, ist noch nicht klar, aber der Fokus liegt definitiv auf der Stadtratsebene.“





















