Bezirke

Fürstenfeldbruck: Vier CSU-Austritte im Stadtrat – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Für die CSU in der Kreisstadt ist es so etwas wie ein Erdbeben: Vier erfahrene Mitglieder des Stadtrats verlassen die Fraktion und die Christlich-Soziale Union. Unter dem Namen „Fürstenfeldbruck Mitte“ wollen sie ihre Stadtratsarbeit fortsetzen. Für Aufsehen sorgt vor allem die Tatsache, dass Andreas Lohde (52) der Partei den Rücken kehrt. Galt der Fachoberschullehrer doch in Fürstenfeldbruck als so etwas wie der „Mister CSU“, war viele Jahre Ortsvorsitzender, wurde zweimal als Oberbürgermeister-Kandidat ins Rennen geschickt und ist in der Öffentlichkeit omnipräsent. Ihm schließen sich die Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz, Michael Piscitelli sowie Robert Aldini an.

Gründe für den überraschenden Schritt werden in der dürren Pressemitteilung, die am Donnerstagmorgen verschickt wurde, nicht genannt. Dort heißt es lapidar: Der Austritt aus Fraktion und Partei erfolge „mit sofortiger Wirkung, das heißt zum 16. Oktober 2025“. Und dass man dem Stadtrat bis zur Kommunalwahl als unabhängige Fraktion angehören werde sowie Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) bereits über diesen Schritt informiert habe. Für die Wahlen im Frühjahr ist die Aufstellung einer eigenen Liste geplant. Der Termin des Austritts war bewusst gewählt. Am Donnerstagabend hatte die CSU die Aufstellung ihrer Liste angesetzt – die vier Stadträte wollten allen ersparen, anschließend gleich wieder von dieser Liste gestrichen werden zu müssen.

Andreas Lohde war am Donnerstag bis zum frühen Abend nicht für ein Statement zu erreichen, um Fragen nach den Gründen zu beantworten. So bleibt Raum für Spekulationen: Könnte das angespannte Verhältnis zu Heike Fabian eine Rolle gespielt haben? Die war im Mai als 24-Jährige zur Ortsvorsitzenden gewählt worden. Fabian widerspricht. Auch der fällige Generationswechsel sei längst vollzogen, die Mischung passe schon, sagt sie. Lohde sei zwar „nicht immer einfach“, größeren Zoff aber gebe es aktuell nicht.

Lohde habe sich ihr gegenüber vielmehr unzufrieden über die Landespolitik geäußert. Und über CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder. Lohde sei offenbar „ökologischer eingestellt als wir“, glaubt Heike Fabian. Andere in der CSU mutmaßen, dem bisherigen Parteifreund gefalle das dauernde Grünen-Bashing Söders nicht. Zumal er im Stadtrat gut mit den Grünen kann. Fabian jedenfalls sagt, dass man sich nach intensiven Gesprächen einvernehmlich auf den Schlussstrich geeinigt habe.

Sturm und Drang: Im CSU-Ortsverband hat es bereits einen Generationswechsel gegeben. Ein Beleg ist das offizielle Foto der OB-Nominierung (von links): Manuel Milde (Vize-Ortsvorsitzender), Martin Urban (OB-Kandidat), Leevi Raff (JU-Vorsitzender), Heike Fabian (Ortsvorsitzende), Dennis Büttner, Claus-Peter Bahner und Eva Schinle (alle JU). (Foto: CSU Fürstenfeldbruck)

Das bestätigt auch die Historikerin Birgitta Klemenz. Jeder habe seine ganz eigenen Gründe für den letztlich gemeinsamen Schritt gehabt. Auch sie habe ein zunehmend „schlechtes Gefühl“ wegen der CSU-Politik auf Landesebene gehabt. Das betreffe viele Bereiche, so auch die Verkehrspolitik. Die Entscheidung sei längere Zeit gereift. Die Zukunft der Stadt liege ihr aber sehr am Herzen, so Klemenz. Deshalb will sie weiter politisch mitgestalten.

Fürstenfeldbrucks Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz verlässt ebnfalls die CSU.
Fürstenfeldbrucks Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz verlässt ebnfalls die CSU. (Foto: Leonhard Simon)

Franz Höfelsauer, der in seinen fast 30 Jahren als CSU-Stadtrat schon viel erlebt hat, wurde von der Entwicklung nach eigenen Worten überrascht – „sonst hätte die Fraktion Lohde ja auch kaum vor einem halben Jahr im Amt des Fraktionsvorsitzenden bestätigt“. Gleichwohl gibt er sich betont gelassen. In der Politik sei es wie im Privatleben – wenn man sich auseinandergelebt habe, sei es manchmal besser, auf Augenhöhe getrennte Wege zu gehen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Fürstenfeldbrucker CSU unter einem Fraktionsvorsitzenden Lohde einen personellen Aderlass erleidet: 2017 wechselte der Stadtrat Herwig Bahner von der CSU zur FDP, Grund war die Unzufriedenheit mit der Merkel-Politik. Zwei Jahre später kam es zum Zerwürfnis mit Markus Droth, der für die CSU als Oberbürgermeisterkandidat antreten wollte. Bei einer Abstimmung setzte sich das Lohde-Lager deutlich durch. Droth wechselte daraufhin zu den Freien Wählern und ist dort aktuell Fraktionsvorsitzender und OB-Kandidat. Neben ihm im Stadtrat sitzt sein Sohn Quirin, der damals von der Jungen Union zu den Freien Wählern wechselte. Ebenfalls von der CSU zu den Freien Wählern wechselte Peter Glockzin. 2023 entschied sich auch Hans Schilling für diesen Schritt, weil er sich bei der Vergabe des Baureferats übergangen fühlte.

Mindestens bis zur Wahl im März wird der Stadtrat Fürstenfeldbruck durch den Austritt des Politiker-Quartetts noch weiter fragmentiert. Unumstritten stärkste Fraktion ist nun mit elf Mitgliedern plus OB die Brucker Bürgervereinigung. Es folgen CSU (7), Grüne (6), Freie Wähler (5), Fürstenfeldbrucker Mitte (4), SPD (3), FDP (1), ÖDP (1), Die Partei (1) und Die Linke (1).

Back to top button