Für Hubertus Heil wurde es ungemütlich | ABC-Z

Berlin. Hubertus Heil spricht bei Maischberger über die Enttäuschung, nicht mehr Minister zu sein, Merz und warum er auf den Papst hofft.
Warum ausgerechnet er kein Minister mehr ist, obwohl er sieben Jahre als einer der profiliertesten SPD-Politiker galt? Für Hubertus Heil, den ehemaligen Arbeitsminister, wird es am Montagabend bei „Maischberger“ ungemütlich. „Ich hab’ in beiden Wahlgängen für ihn gestimmt“, sagt er auf Nachfrage – und meint damit: Kanzler Friedrich Merz. Denn: Einige wähnen unter den „Nein“-Stimmen insbesondere jene, die bei der Vergabe der Ministerämter leer ausgingen. So wie Hubertus Heil.
Rückblick mit Merz: Jungs ohne Impulskontrolle
Ein Rückblick wird eingespielt: Maischberger 2021, Heil gegen Merz. „Sehr unangenehm, diese Diskussion“, urteilt Merz damals. Die beiden sind erkennbar aufgeregt im Disput. „Wir sind doch Demokraten. Herr Merz, passen Sie mal auf“, entgegnet Heil. Heute sagt er über diesen Moment: „Das war keine gute Sendung. Dass wir beide Jungs die Impulskontrolle verloren haben, war nicht gut.“
Er gibt sich staatsmännisch, scheut aber nicht die Selbstkritik. Die Umstände hätten seine Hoffnung auf ein entgiftetes Bürgergeld zerschlagen, sagt er. Das war nämlich eigentlich sein Ziel. Die Kombination aus Ukraine-Krieg, Inflation und Integration Geflüchteter habe die Debatte vergiftet. Aber: „Deutschland braucht eine zuverlässige Grundsicherung.“
Hubertus Heil wird deutlich: Er mag es nicht, wenn Menschen „nach unten treten“
Die Pauschalisierung als Gift der Debatte – hier wird Heil am deutlichsten: Er lehne es ab, wie „über die Faulen, die nicht arbeiten wollen“ gesprochen werde. Meist seien es Frauen im Niedriglohn, die auf Zuschüsse angewiesen seien. „Und dafür sollen sie sich nicht schämen.“
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Doch Maischberger lässt nicht locker. Warum solle nun unter der neuen Regierung eine Rentenkommission erst 2027 starten? Warum werde nun etwas geprüft – die Integration von Beamten in die Rente –, das bereits unter Heil analysiert wurde. Mit dem Ergebnis. Lohnt sich nicht.
Warum kein klares Bekenntnis zur Reform – jetzt? Heil bleibt standhaft – oder stur, je nach Blickwinkel. „Alles, was ich Bärbel Bas gesagt habe, das ist vertraulich. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mich im Bereich des Arbeitens und Soziales zurückhalte“, antwortet er. „Sie weichen aus!“, erwidert Maischberger. Heil betont, er wolle das Handwerk seiner Nachfolgerin nicht erschweren. „Ich bin ein bisschen frustriert, wenn ich ehrlich bin“, kommentiert Maischberger – ungewohnt deutlich.
Heil fordert: AfD-Verbot muss geprüft werden
In der Schnellfragerunde ist Heil dann doch klar: Ein AfD-Verbot müsse geprüft werden. Zur Ukraine sagt er, dass Trump allein keinen Frieden bringen könne – aber ohne Amerika sei auch keiner zu haben. Über den Papst spricht er fast zärtlich: „Ich glaube, es kann ein sehr großer Papst werden, wenn man ihn lässt.“
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Am Kommentatorentisch werden die Töne rauer. Micky Beisenherz spottet: „Dass wir jetzt allen Ernstes auf den Papst hoffen.“ Michael Bröcker hofft, dass Trump ihm vielleicht zuhört. Immerhin sei er ein amerikanischer Geistlicher. „Im Organigramm steht er aber unter ihm“, kontert Beisenherz.
Das Podcast-Duo Augstein und Blome liefert sich gewohnt ideologische Wortgefechte: Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung „Der Freitag“, nennt Merz einen Kanzler, der sich „ins Amt geschwindelt“ habe. Nikolaus Blome, Leiter des Politikressorts bei RTL/n-tv, hält ein AfD-Verbot für „Unsinn“. Einig sind sich beide: Diese neue Regierung hat für die Rente nichts im Petto.
Wie lange wird die Koalition halten?
„Wenn sie länger hält als die Ampel, dann nur, weil die SPD Todesangst hat“, meint Augstein – und dass Bas letztlich eine Fortsetzung von Heil sei. Der wiederum verabschiedet sich bei Maischberger mit dem Satz: „Jetzt ist meine Führungsverantwortung vorbei, aber nicht die Verantwortung.“