Funke-Verlegerin fordert Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige | ABC-Z

Berlin. Ob TikTok oder Telegram: Julia Becker will Heranwachsende besser vor Cyber-Kriminalität schützen. Wer die Verlegerin unterstützt.
Die Verlegerin der FUNKE Mediengruppe, Julia Becker, hat eine Altersbegrenzung für die Nutzung von Social-Media-Plattformen gefordert. Angesichts der zunehmenden Zahl von Fällen, in denen Kinder durch Cyberkriminalität, Cybermobbing oder Fake News in Gefahr gebracht würden, müsse Heranwachsenden unter 16 Jahren der Zugang zu TikTok, Telegram und Co. untersagt werden, sagte Becker beim Medienforum der freien Presse.
Becker bezog sich bei ihrer Forderung vor allem auf einen erst kürzlich besonders krassen Fall von Cybermobbing aus Hamburg. Dabei soll ein 20-jähriger Mann über eine Online-Community Kinder und Jugendliche gequält, sexuell missbraucht und sogar in den Suizid getrieben haben. „Angesichts dieses Falls, Stichwort White Tiger, müssen wir endlich aktiv werden“.
Das Netz sei ein rechtsfreier Raum, „in dem sich unsere Kinder völlig ungeschützt bewegen“. Spätestens jetzt könne niemand mehr die Augen vor der Dimension des Bösen im Netz verschließen. „Das Internet ist ein Tummelplatz von Tätern, die es bewusst auf Kinder und Jugendliche abgesehen haben“, so die Verlegerin der FUNKE Mediengruppe, zu der auch diese Zeitung gehört.
Julia Becker: Die Schule muss Medienkompetenz vermitteln
Fassungslos mache, dass Bundesrepublik und Europäische Union rechtsfreie Räume im Internet schulterzuckend hinnähmen. Das Smartphone sei inzwischen 18 Jahre alt, erinnerte die Verlegerin. „Die Politik ist aber nie erwachsen geworden, manches Grundschulkind agiert hier aufgeklärter.“ Als Vorbild nannte sie Australien, wo bereits soziale Netzwerke für Minderjährige gesperrt sind.
Neben der Altersgrenze fordert Becker, schon in der Schule die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken, um sie resilient gegenüber Manipulationen, Fake News und gefährlichen Inhalten zu machen. Denn nur durch eine fundierte Bildung könnten Heranwachsende lernen, Risiken zu erkennen und verantwortungsvoll im Internet unterwegs zu sein. Medienkompetenz sei „eine Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts“.
FUNKE-Verlegerin: Der Schutz von Kindern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so Becker. Politik, Eltern, Schulen und Plattformbetreiber müssten zusammenarbeiten – und zwar länderübergreifend. Medienanbieter und Plattformbetreiber rief die Verlegerin dazu auf, durch „Transparenz, die Kennzeichnung KI-generierter Inhalte und die Förderung kritischer Diskurse“ Verantwortung zu übernehmen.
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Unterstützung bekommt Becker von der Senioren-Union. Die Politik habe zu lange zugesehen, wie Kinder und Jugendliche in eine virtuelle Welt eintauchen, die kaum kontrolliert werde und die „in erster Linie wirtschaftlichen Interessen dient“, sagte der kommissarische Vorsitzende der Senioren-Union, Helge Benda, dieser Redaktion. „Kinder brauchen Schutz, nicht Likes.“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Zuvor hat sich Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) für eine stärkere Regulierung von Social-Media-Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie eine verpflichtende Altersverifikation ausgesprochen. Eine Altersgrenze nannte sie aber nicht. Auf Bundesländer-Ebene befürworten Parteikolleginnen und -kollegen Priens Linie, unter anderem Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der sich für eine feste Altersgrenze von 16 Jahren ausspricht.