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Fünf-Seen-Filmfestival: Auftakt mit Liebeskomödie – Starnberg | ABC-Z

Krise? Welche Krise? Vertraut man dem Zauber dieses ersten Abends, dann hat auch die bayerische Staatsregierung verstanden, dass ohne Kultur die Demokratie in Gefahr ist. Vertraut man auf den direkt von der IAA angereisten Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Florian Herrmann, dann ist Bayern Autoland und Kulturstaat gleichermaßen. Und vertraut man dem Festivalleiter Matthias Helwig, von eben jenem Staatsminister zum „Impresario des Fünfseenlands“ erhoben, dann kann man auch und gerade in diesen Zeiten ein Filmfestival mit einer Liebeskomödie eröffnen. Und so war der Auftakt zum 19. Fünf-Seen-Filmfestival am Dienstagabend in der Starnberger Schlossberghalle anders als im vergangenen Jahr kein Krisengipfel, sondern einfach ein Fest für Filmschaffende, Förderer und Filmenthusiasten – überschattet allenfalls vom herbstlichen Nieselregen.

Damit es auch wirklich nicht in Vergessenheit gerät: „Wir werden auch in Zukunft dieses Festival fördern, darauf können Sie sich verlassen“, sagte Herrmann in seiner Ansprache. Ausdrücklich lobte er Helwigs Engagement über beinahe zwei Dekaden und fügte hinzu: „Ich ermuntere Sie, weiterzumachen, schließlich wollen wir im nächsten Jahr ein Jubiläum feiern.“ Kultur müsse sich nicht rechnen und sei auch kein „Nice to have“, sondern für eine freie und liberale Gesellschaft unbedingt notwendig. Insbesondere das Kino sei etwas, was die Menschen zusammen und ins Gespräch miteinander bringe.

„Ich nehme Ihre Worte auf“, freute sich Helwig, der das Festival seit der Gründung im Jahr 2007 leitet. Er stehe jedoch nur noch stellvertretend für sein Team auf der Bühne, betonte er und verwies vor allem auf seine langjährige Mitarbeiterin Veronika Osterauer, die mittlerweile die organisatorische Verantwortung übernommen habe. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass angesichts steigender Kosten eine gleichbleibende Förderung eigentlich eine Kürzung sei. „Unser eigenes Engagement ist nicht uferlos dehnbar“, sagte er und fügte hinzu: „Unterstützen Sie uns weiter, wir versuchen unser Bestes zu geben. Wenn man unser Programm sieht und weiß, wie klein unser Team ist, dann ist das ein Wunder.“

„Unser Engagement ist nicht uferlos dehnbar“, erklärt Festivalleiter Matthias Helwig auf der Bühne der Schlossberghalle im Gespräch mit Moderatorin Tanja Weber. (Foto: Arlet Ulfers)
Staatsminister Florian Herrmann bekräftigt, der Freistaat werde das Festival auch in Zukunft fördern.
Staatsminister Florian Herrmann bekräftigt, der Freistaat werde das Festival auch in Zukunft fördern. (Foto: Arlet Ulfers)
Viel Applaus, null Affront: Die Ehrengäste und das übrige Publikum wohnen einer launigen Eröffnung bei.
Viel Applaus, null Affront: Die Ehrengäste und das übrige Publikum wohnen einer launigen Eröffnung bei. (Foto: Arlet Ulfers)

Anders als im vergangenen Jahr, als Andreas Dresens’ Film „In Liebe, Eure Hilde“ über die Widerstandskämpferin Hilde Coppi das Festival mit voller Wucht eröffnete und das Publikum tief berührt entließ, gab diesmal auch der Eröffnungsfilm eine ganz andere Stimmung vor. Gezeigt wurde die französische Komödie „Jane Austen und das Chaos in meinem Leben“ von Laura Piani mit Camille Rutherford in der Hauptrolle. Als Agathe gewinnt sie einen Aufenthalt in der „Jane Austen Writers’ Residency“ und erlebt auf einem in herbstlichen Nieselregen getauchten englischen Landsitz selbst eine Liebesgeschichte mit Stolz, Vorurteil und Happy End. Erfreulicherweise lief der Film in der französisch-englischen Originalfassung, sodass sein feinsinniger Sprachwitz nicht verloren ging.

Vor der Schlossberghalle plaudern die Gäste entspant miteinander, hier Schauspieler Michael Fitz.
Vor der Schlossberghalle plaudern die Gäste entspant miteinander, hier Schauspieler Michael Fitz. (Foto: Arlet Ulfers)

Und damit auch das keinesfalls in Vergessenheit gerät: Die weitaus meisten der nun folgenden 130 Filme, die noch bis zum 16. September auf dem Festival gezeigt werden, verhandeln den Zustand unserer Welt. Die Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Mitteleuropa laufen in sieben verschiedenen Wettbewerben und nähern sich den drängenden Fragen unserer Zeit aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Neben den vier Ehrengästen, der diesjährigen Hannelore-Elsner-Preisträgerin Leonie Benesch, dem Schauspieler Rainer Bock, der Regisseurin Petra Volpe und dem Filmeditor Hansjörg Weißbrich, werden mehr als einhundert internationale Filmgäste erwartet. Das Publikum kann sie in Filmgesprächen und Diskussionsrunden hautnah erleben. Unter dem Motto „Realations“, einer Wortschöpfung aus „real“ und „relations“, will das Festival in diesem Jahr zwischenmenschliche ebenso wie gesellschaftliche Beziehungen beleuchten – und nicht zuletzt ganz einfach Magie des Kinos feiern.

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