Fünf gefesselte Leichen im Meer entdeckt – Schleuser im Verdacht | ABC-Z

Die spanische Polizei hat Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen, nachdem vor Mallorca und den Nachbarinseln mindestens fünf gefesselte Leichname gefunden worden waren. Es wird vermutet, dass sie auf Migrantenbooten aus Algerien in Richtung Balearen unterwegs waren. Seit Jahresbeginn haben die Behörden in den balearischen Gewässern 31 Leichname geborgen. Fast 2700 Personen auf 130 Booten kamen seit Jahresbeginn schon auf dieser Route an. Den Bootsführern sei die Sicherheit ihrer Passagiere „völlig gleichgültig“, berichteten Beamte der Zeitung „Ultima Hora“; es fehlten oft jegliche Sicherheitsvorkehrungen an Bord. Immer wieder kommt es deshalb zu Festnahmen.
Nach den Erkenntnissen der Polizei sind viele Boote überladen. Oft haben sie nicht genug Vorräte und Wasser dabei. Am 10. Juni stieß die Küstenwache zum Beispiel auf ein Boot mit 22 Menschen, das wegen eines Motorschadens seit zwei Tagen auf dem Meer trieb. Sie verfügten am Ende ihrer vier Tage dauernden Irrfahrt laut Presseberichten nur noch über 15 Liter Trinkwasser, einige Datteln und eine Schwimmweste. Migranten berichteten, dass sie für die Überfahrt bis zu 10.000 Euro gezahlt hätten.
Sie zwangen Nichtschwimmer, ins Meer zu springen
Nach Angaben spanischer Behörden wurden allein im vergangenen Jahr etwa 60 Schlepper festgenommen, die offenbar immer brutaler vorgehen. Vor zwei Jahren zwangen Drogenschmuggler an der Atlantikküste bei Cádiz die Insassen ihres Schiffes, ins Meer zu springen, obwohl einige nicht schwimmen konnten. Fünf Menschen ertranken. Drei Schleuser sind jetzt wegen Mordes angeklagt. Ankömmlinge auf den Kanaren klagen ebenfalls über Gewalt und Vergewaltigungen auf den „Pateras“ aus Afrika.
Auf den Balearen landen seit mehr als einem Jahr immer mehr Migranten. 2024 hatte sich ihre Zahl auf mehr als 5000 verdreifacht. Während Marokko seine Küsten stärker kontrolliert und dabei eng mit Spanien zusammenarbeitet, brechen mehr Boote von der näher gelegenen algerischen Küste auf. Unter den Passagieren sind neben Algeriern, Marokkanern und Afrikanern aus Ländern südlich der Sahara immer mehr Asiaten. Seit Tunesien und Italien stärker durchgreifen, scheint sich eine neue Route zu etablieren, die laut Menschenrechtlern von Somalia nach Algerien und von dort weiter nach Europa führt.
Insgesamt kamen nach Angaben des spanischen Innenministeriums bis Mitte Juni 16.700 irreguläre Migranten an den Küsten an. Das waren rund 30 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2024. Vor allem auf der Route von Westafrika auf die Kanaren war ein Rückgang zu beobachten – in Richtung Balearen und Festland dagegen eine Zunahme von 13 Prozent. Allein am vergangenen Wochenende zählte man mehr als 300 Migranten.