Füchse Berlin scheitern im Finale gegen Magdeburg an Chancenverwertung | ABC-Z

Köln. Die Füchse Berlin scheitern im Finale der Champions League an ihrer Chancenverwertung und müssen dem SC Magdeburg den Vortritt lassen.
Die Spieler der Füchse Berlin standen einfach so da, mit leeren Blicken und Tränen in den Augen. Diesmal hatte es nicht gereicht. Im Finale der Champions League unterlagen sie vor 20.074 Zuschauern dem SC Magdeburg mit 26:32 (12:16). Nach wettbewerbsübergreifend 22 Spielen ohne Niederlage mussten die Berliner Handballer in diesem rein deutschen Finale der Königsklasse dem alten Rivalen den Vortritt lassen.
Das Final Four in der Kölner Lanxess Arena war mal wieder ein rauschendes Fest, ein buntes Wimmelbild des europäischen Handballs. Neben den Anhängern der vier teilnehmenden Vereine (außerdem Barcerlona und Nantes) waren auch Fans mit Trikots zahlreicher anderer Klubs an diesem Wochenende in Köln zu sehen. Die Kleidungsauswahl reichte dabei von zahlreichen internationalen Größen wie Veszprem und Kielce bis hin zu lustigen Amateurklubs und eigens designten Mottoshirts.
Füchse Berlin gegen Magdeburg im dritten rein deutschen CL-Finale
Auch einige Fans der deutschen Altmeister THW Kiel und SG Flensburg/Handewitt waren in der Halle präsent. Die beiden Nordklubs hatten 2007 und 2014 bisher die einzigen rein deutschen Finals der Königsklasse ausgespielt. Nun folgte mit den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg das erste Aufeinandertreffen der Ostrivalen im größten Spiel des internationalen Vereinshandballs.
Es gehört jedoch zum guten Ton bei solchen Handball-Großevents, die Rivalität nicht überschäumen zu lassen. Das ganze Wochenende über waren in und um der Arena immer wieder Füchse-Fans zu sehen, die freundlich mit Magdeburgern plauderten und auch das ein oder andere Getränk miteinander teilten. Man kennt sich, man schätzt sich.
Endspiel wird ein typisches Kampfspiel
Auf dem Platz allerdings war es am Sonntagabend mit der Freundlichkeit relativ schnell vorbei: Es entwickelte sich ein äußerst kämpferisches Spiel, typisch für ein Finale. Das war nicht unbedingt schön anzusehen, aber eben Ausweis der enormen Bedeutung der Partie.
Die Füchse kamen nur schwer ins Spiel, weil die Magdeburger Defensive zum einen ein exzellentes Rückzugsverhalten an den Tag legte und so das Berliner Tempospiel unterband, und zum anderen den Berliner Rückraum im Positionsangriff nicht zur Entfaltung kommen ließ.
Mathias Gidsel kommt gegen Magdeburg nur schwer ins Spiel
So auch Welthandballer Mathias Gidsel, der aufgrund seiner roten Karte im Halbfinale zwar frische Beine hatte, aber keine Bindung zum Spiel bekam. Immer wieder rannte er sich in der Magdeburger Abwehr fest, im ersten Durchgang gelangen ihm nur drei Tore.
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Für Berliner Verhältnisse musste der Angriff so ungewöhnlich außenlastig werden, Tim Freihöfer von links und Hakun West av Teigum von rechts hielten die Mannschaft mit guten Quoten im Spiel. Der am Vortag herausragend Füchse-Torwart Dejan Milosavljev kam anders als im Halbfinale überhaupt nicht ins Spiel und wurde nach rund zwanzig Minuten ohne eine einzige Parade durch Lasse Ludwig ersetzt.
Füchse fühlen sich an Meisterschaftsfinale in Mannheim erinnert
So bildete sich Stück für Stück, mit jedem Angriff ein wenig mehr, eine Magdeburger Dominanz im ersten Durchgang heraus, aus der ein kleines Polster erwuchs. Die Berliner, die sich in den letzten Wochen in Bundesliga und Champions League nie aus der Ruhe bringen lassen hatten, zeigten an diesem Sonntag tatsächlich so etwas wie Nervenflattern. Die Chancenverwertung war im Laufe der ganzen ersten Halbzeit ausbaufähig, Mijajlo Marsenic bekam eine Zweiminutenstrafe wegen Meckerns (25. Minute).
Der 12:16-Halbzeitrückstand war die logische Konsequenz dessen. Vieles erinnerte an dieser Stelle an die Meisterentscheidung bei den Rhein-Neckar Löwen sieben Tage zuvor. Auch dort fanden die Füchse lange nicht zu ihrem Spiel, hatten im ersten Durchgang keine Torhüterleistung und lagen zur Pause zurück.
Rote Karte gegen Magdeburgs Seradilla
Dort konnten sie dann nach zehn Minuten im zweiten Durchgang die Partie mit einem spektakulären Lauf drehen. Auch diesmal schien sich mit der Rote Karte gegen Magdeburgs Abwehrchef Antonio Seradilla (Gesichtstreffer gegen Marsenic, 34.) früh im zweiten Durchgang ein passender Startschuss für solch eine Aufholjagd zu offenbaren.
Füchse-Trainer Jaron Siewert griff inzwischen sogar auf das taktische Mittel des siebten Feldspielers zurück. Das hatte er in dieser Spielzeit bisher kaum nötig, weil der Angriff die größte Waffe des deutschen Meisters war und sein aus beinahe jeder misslichen Situation befreien konnte. Heute war der siebte Feldspieler ein Indiz dafür, wie schwer sich sein tat.
Die Berliner spielten sich zwar die Chancen heraus, scheiterten aber zu oft an Magdeburgs starkem Torwart Sergey Hernandez. Und so blieb der letzte Lauf diesmal tatsächlich aus und die Füchse verpassten es, eine durch den Meistertitel historische Saison mit dem Triumph in der Champions League zu krönen.