Politik

Trauer um Katherine von Kent: Großbritannien nimmt Abschied | ABC-Z

Erstmals seit mehr als 300 Jahren ist ein Mitglied der britischen Königs­familie nach seinem Tod in einem ­katholischen Gotteshaus aufgebahrt und mit einem Gottesdienst verab­schiedet worden. Katherine, Herzogin von Kent, konvertierte vor längerer Zeit von der anglikanischen zur römisch-katholischen Konfession und erzählte einst, es sei auch die Kathedrale von Westminster gewesen, die sie dazu ­inspiriert habe. Die Kathedrale, die ­etwas zurückgesetzt an der Victoria Street zwischen dem Bahnhof Victoria und dem Parlamentsplatz liegt, ist nicht zu verwechseln mit der Westminster ­Abbey einige Hundert Meter weiter ­östlich.

Anders als die gotische Abtei ist die Kathedrale, der Sitz des Erz­bischofs von Westminster, erst vor rund 120 Jahren im frühchristlichen ­byzantinischen Stil erbaut worden. ­Herzogin Katherine war von der ­Atmosphäre des Orts beeindruckt, als sie dort einst ein Weihnachtslieder­singen besuchte; sie habe das als ­wunderschön empfunden und gedacht, wie wunderbar es sei, an diesem Ort sein zu können.

An der Trauerfeier für die Herzogin, die am 4. September im Alter von 92 Jahren starb, nahm am Dienstag fast das gesamte Königshaus teil, lediglich Königin Camilla ließ sich entschul­digen; der Palast teilte offiziell mit, sie leide an einer Nebenhöhlenent­zündung. Alle Mitglieder der könig­lichen Familie hatten schon in den vergangenen zwei Wochen offiziell um Katherine getrauert und bei öffent­lichen Anlässen schwarze Kleidung oder schwarzen Flor getragen.

Sie ihr eine tröstende Schulter

Abendandacht und Trauerzeremoniell wurden von einer Abordnung der Königlichen Dragoner begleitet, eines Regiments, dessen stellvertretender ­Ehrenoberst die Herzogin gewesen war. Der Öffentlichkeit wird sie hingegen vor allem als Ehrenmitglied des All England Lawn Tennis and Croquet Club in Erinnerung bleiben. In dieser Funktion vollzog sie viele Jahre lang in Wimbledon, begleitet von ihrem Mann, Herzog Edward, die Siegerehrung im Damentennis und bot unvermittelt 1993 der enttäuschten Verliererin Jana ­Novotna eine tröstende Schulter.

Trauerfeier für die Herzogin von Kent: Prinzessin Catherine und Prinz William werden am Dienstag an der Kathedrale von Westminster begrüßt.AFP

Nicht nur wegen dieser Geste galt sie vielen Briten als eine Herzogin der ­Herzen. Sie wuchs zwar in Yorkshire in einem angestammten englischen Adelshaus auf und lernte dort auch den ­jungen Offizier Prinz Edward kennen, der nahebei stationiert war. Doch schon der Umstand, dass das Paar 1961 im Münster von York heiratete, statt in der Westminster-Abtei, deutete an, dass sie auch eigene Wege gehen wollte, statt nur ein dekoratives Mitglied der königlichen Familie zu sein.

Nach Jahrzehnten, in denen sie sich der Familie gewidmet hatte – die Herzogin zog drei Kinder groß und ­erlitt zwei Fehlgeburten –, engagierte sie sich beim Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), bei den Samaritern und bei der Hilfe für Pilgerfahrten nach Lourdes. Sie nahm schließlich eine Stelle als Musiklehrerin an – als Erzieherin hatte sie schon ­früher gearbeitet – und legte den Titel König­liche Hoheit ab, der ihr als Frau eines Cousins der Königin zustand. Stattdessen wollte sie von Schülern und ­Eltern lieber „Mrs Kent“ genannt werden.

Auch in der BBC-Sendung „Desert Island Discs“, in der Prominente ihre Lieblingsmusik präsentieren und drei Gegenstände benennen dürfen, die sie auf eine einsame Insel mitnehmen möchten, bewies ­Katherine praktischen Sinn: Sie wünschte sich ein Heim­werkerbuch und eine Solarlampe. Zu ihrer Lieblings­musik zählte sie Mozarts „Ave verum corpus“, das nun auch auf ihrer Trauerfeier erklang.

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