Friedrich Merz in Davos – Politik | ABC-Z
Wer kann schon von sich sagen, er sei glücklich? Friedrich Merz kann es. Er sitzt an diesem Abend auf einer der vielen Bühnen des Weltwirtschaftsforums in Davos und sagt sogar: „Ich bin sehr, sehr glücklich.“ Merz sagt diesen Satz auf Englisch, damit ihn auch jeder hier versteht. Im Publikum sitzen Zuschauer aus aller Welt. Sie sind gekommen, um ihn zu sehen. Diesen offenkundig glücklichen Menschen, der laut Umfragen beste Chancen hat, der nächste Bundeskanzler zu werden.
Merz, blauer Anzug, blaue Krawatte, ist hierher in die Schweizer Berge gereist, um jeden Zweifel auszuräumen: Er will die Wahl am 23. Februar gewinnen und eine Regierung unter seiner Führung bilden. Und so versucht er, sich ganz kanzlerlike zu präsentieren. Egal was der Moderator fragt, Merz hat sofort eine Antwort parat. Die hohen Energiepreise? Müssen runter. Die Migration? Muss kontrolliert werden. Die EU? Muss endlich liefern – und dafür müsse Deutschland sorgen.
Die Frage ist nur, mit wem eigentlich Merz liefern will. Seine Union braucht ja einen Koalitionspartner, selbst wenn sie bei der Wahl als Sieger hervorgehen sollte. Merz will sich damit gar nicht lang aufhalten, nur so viel: Es sei gut, zwei Optionen zu haben und nicht nur eine. Also nach Lage der Umfragen: die SPD oder die Grünen.
Giorgia Meloni? „Ich denke, sie ist sehr pro-europäisch.“
Doch weil er ja hier in Davos ist, spricht Merz lieber über das, was die Welt umtreibt. Er sei bereit, Donald Trump so schnell wie möglich zu treffen – allerdings unter einer Voraussetzung: Es dürfe kein Staats- und Regierungschef eines EU-Staates nach Washington reisen, bevor nicht geklärt sei, was die gemeinsame Position der Europäischen Union sei. Dass mit Giorgia Meloni schon die italienische Ministerpräsidentin bei der Amtseinführung von Trump in Washington war, davon sagt Merz nichts. Überhaupt Meloni: „Ich denke, sie ist sehr pro-europäisch.“
Zurück zu Trump: Es sei schon auffällig, sagt Merz, dass er seit seiner Amtseinführung nicht über die Ukraine gesprochen habe. Und auch nicht über Europa. Bislang habe der US-Präsident nur ein Thema: America First. Nun, das dürfte wohl kaum so bleiben. Auf die drohenden Zölle angesprochen, antwortet Merz: „Zölle schaden normalerweise der eigenen Bevölkerung.“ Ganz einfach deshalb, weil die Inflation steige. Warum sollte Trump das wollen?
Merz ist sicher, mit Trump ins Geschäft zu kommen
Geht es nach Merz, soll sich die EU im Umgang mit Trump ein Beispiel an Jean-Claude Juncker nehmen. Dem früheren EU-Kommissionspräsidenten gelang es während Trumps erster Amtszeit, einen Deal mit dem US-Präsidenten auszuhandeln. So etwas schwebt nun auch Merz vor: „Was können wir ihm anbieten?“, fragt er. Und gibt gleich selbst die Antwort: Er will Amerika mehr Flüssiggas und militärische Ausrüstung abkaufen. Ob Trump dafür im Gegenzug auf Importzölle auf europäische Autos verzichtet? Niemand weiß es. Auch nicht Friedrich Merz. Der glaubt nur: „Trump ist ein Dealmaker.“
Zum Schluss seines 30-Minuten-Auftritts in Davos hat Merz noch eine Botschaft für die Ukraine parat: „Er kann sich auf uns verlassen.“ Und das werde er ihm an diesem Abend auch noch sagen, wenn er ihn später treffe. Er, das ist Selenskij, der ukrainische Präsident. Einer von denen, die Merz in Davos treffen will. Und für die er allesamt eine Botschaft parat hat: Mit ihm ist zu rechnen. Und zwar sehr bald.