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Friedrich-Loeffler-Institut: „Bei einem Maul-und-Klauenseuche-Ausbruch zählt jeder Tag“ | ABC-Z

Interview | Friedrich-Loeffler-Institut

„Bei einem Maul-und-Klauenseuche-Ausbruch zählt jeder Tag“


dpa/Peljak

Audio: rbb24 Inforadio | 17.01.2025 | Sylvia Tiegs | Bild: dpa/Peljak

Zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche lässt Brandenburg Impfstoff herstellen, um bei einer möglichen Ausbreitung vorbereitet zu sein. Elke Reinkin vom Friedrich-Loeffler-Institut erklärt die Details.

Brandenburg hat nach Absprache mit den Bundesländern die Impfbank aktiviert. Das ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) die Voraussetzung, dass innerhalb einer Woche der geeignete Impfstoff gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) hergestellt werden könne. Entschieden ist damit aber noch nicht, ob es tatsächlich Impfungen geben wird.

Insgesamt 750.000 Impfdosen gegen die MKS soll die Reserve in der Impfbank in Brandenburg dann zukünftig umfassen, heißt es vom Landesumweltministerium. Der Impfstoff verhindert zwar nicht die Infektion, er mildert und verkürzt aber den Krankheitsverlauf.

rbb|24: Frau Reinking, wissen Sie denn schon, um was für einen Virustypen es sich bei dem Ausbruch in Brandenburg handelt?

Elke Reinking: Das Friedrich-Loeffler-Institut hat innerhalb von wenigen Tagen den Serotypen ermittelt, der in Brandenburg aufgetreten ist. Das ist der Serotyp „O“. Ein Impfstoff hilft nur, wenn er auf den Serotypen abgestimmt ist. Bei der Maul- und Klauenseuche gibt es sieben bekannte Serotypen, die nochmal in Untergruppen unterteilt sind. Je dichter man mit dem Impfstoff an dem Virus dran ist, desto besser schützt er die Tiere.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass der Impfstoff auch tatsächlich verimpft wird?

Die Maul- und Klauenseuche ist die gefürchtetste Tierseuche, die es weltweit überhaupt gibt. Das ist auch historisch gewachsen, weil sie so leicht übertragbar ist. Dennoch würde man nicht flächendeckend alle empfänglichen Tiere in Deutschland impfen, um sie vor einer Infektion zu schützen, sondern sich im Ausbruchsgebiet genau anschauen, ob es eine Tendenz gibt. Dann würde man um die schon jetzt bestehenden Zonen oder in dieser Überwachungszone anfangen, die empfänglichen Klauentiere zu impfen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Archivbild: Elke Reinking, Pressesprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts. (Quelle: dpa/Sauer)Elke Reinking, Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts

Es gibt auch Gegner der Impfung, unter anderem weil geimpfte Tiere nicht mehr exportiert werden können. Wie stehen Sie dazu?

Ob die Tierhalter eine Impfung befürworten oder nicht, ist bei Maul- und Klauenseuche-Ausbrüchen nicht relevant, weil die Handelsrestriktionen ohnehin gelten. Ob die Tiere geimpft sind oder nicht: Sie bekommen keine Tiere aus den betroffenen Regionen heraus.

Ganz Deutschland ist für den Handel bereits von Drittländern gesperrt – von Produkten und dem Lebendhandel mit den Tieren. Zum Beispiel nimmt Südkorea keine Schweine-Produkte mehr, Mexiko genauso wenig. Innerhalb der EU ist das anders, weil sich die EU auf eine Regionalisierung eingelassen. Das heißt, innerhalb der EU gilt dieses Verbot nur für Tiere und Produkte aus der betroffenen Region in Brandenburg.

Wo kommt der Impfstoff her?

Die Impfbank, die von den deutschen Bundesländern finanziert wird, hält das Virus, beziehungsweise Antigen, tiefgefroren vor. Das inaktivierte Virus kann aufgetaut werden, mit einem Wirkstoff-Verstärker versetzt werden, und innerhalb von einer Woche kann relativ viel Impfstoff produziert und ausgeliefert werden. In diesem Fall erst einmal an Brandenburg.

Welche Rolle hat das Friedrich-Loeffler-Institut dabei?

Wir sind in die Impfstoffproduktion nicht involviert. Das FLI gibt Empfehlungen, wann sollte was geimpft werden. Unsere Aufgabe ist unter anderem auch, das Bundeslandwirtschaftsministerium zu beraten.

Ob der Impfstoff zum Einsatz kommt, hängt von der Ausbruchssituation ab und wie die Lage in dem Bundesland eingeschätzt wird. Ist es sinnvoll eine Ring-Impfung in der betroffenen Region zu machen oder nicht? Ist eine Ausbruchs-Tendenz da oder nicht? Die Empfehlung des LFI ist es, die Impfbank möglichst frühzeitig anzustoßen, weil man oft gar nicht so richtig weiß, wie weit das ganze verbreitet ist. Bei einem Maul-und-Klauenseuche-Ausbruch zählt jeder Tag.

Kann man geimpfte und infizierte Tiere unterscheiden?

Wichtig ist ein sogenannter Marker-Impfstoff, weil es Missverständnisse oder Vorbehalte gibt. Das heißt, es gibt geeignete Test-Systeme, mit denen sie auf die Antikörper schauen können: Ist es ein geimpftes Tier und bildet deswegen Antikörper oder ist es ein infiziertes Tier mit Antikörper-Bildung?

Es lässt sich sogar unterscheiden, ob es ein geimpftes und trotzdem infiziertes Tier ist. Das ist auch sehr wichtig, weil man zum Ende eines Ausbruchs wieder Untersuchungen braucht, um zu zeigen, dass es keine infizierten Tiere mehr gibt. Das ist auch wichtig für die Aufhebung der Restriktionszonen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Magdalena Dercz.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.01.2025, 18:15 Uhr


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