Für jeden sinnvoll: Arzt erklärt, warum er nicht mehr regelmäßig duscht | ABC-Z

- Im Video sehen Sie: Diesen Unterschied macht die Tageszeit beim Duschen
„Und nein, er stank nicht“, steht in der Beschreibung des Podcast von „CNN“. Die Rede ist von James Hamblin. Er ist Arzt und Dozent an der Yale School of Public Health. Schon vor einigen Jahren stellte sich der Präventivmediziner zum Duschen, zu Shampoos und Seifen die Fragen:
Wie viel davon ist für die Gesundheit notwendig? Und wie viel davon ist nur eine persönliche Vorliebe? Und verschwende ich Zeit und Geld? Wäre es besser, wenn ich weniger täte?
Er probierte es aus – und hörte auf, zu duschen. Also regelmäßig und mit Seife zu duschen. Warum Hamblin diese soziale Norm in Frage stellen wollte und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt, erläuterte er nun
im Gespräch mit Sanjay Gupta.
Eine heiße Dusche stört das Mikrobiom der Haut
„Das Hautmikrobiom ist kleiner als das Darmmikrobiom, aber es funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip“, sagte Hamblin. „Auf unserer Haut lebt eine reichhaltige und vielfältige mikrobielle Gemeinschaft, genau wie in unserem Darm. Das Hautmikrobiom ist ein Bindeglied. Es ist sowohl mit der Innenwelt unseres Körpers als auch mit der Außenwelt in Kontakt.“ Der Mediziner erläutert, dass sich das, was aus diesem Austausch folgt, auf unsere individuelle Gesundheit auswirkt – auf eine Weise, die wir gerade erst zu verstehen beginnen. Ständiges Abwaschen könne Probleme verursachen.
„Es besteht eine Harmonie zwischen den Ölen und Chemikalien, die Ihre Haut auf natürliche Weise absondert, und dem Hautmikrobiom, das auf dieser Haut lebt“, erklärte er. „Sie stören das Mikrobiom vorübergehend, wenn Sie eine heiße Dusche nehmen und (Seife) verwenden. Aber Sie stören auch im Wesentlichen den Boden, auf dem diese Mikroben leben, indem Sie Ihre Haut austrocknen und alle Öle entfernen.“ Ähnlich, als würde man dem Gras die Erde nehmen.
Das sei nicht zwangsläufig schlecht, sagte er, „aber es verändert die Dynamik. Und wenn Sie anfällig für eine Entzündungskaskade sind, wie sie bei Ekzemen oder Akne auftritt, können Sie dieses Problem verschlimmern.“ Er verglich es mit der Abholzung eines Waldes, die nicht immer gut für das Land sei.
Meist genügt waschen und reiben
Um sauber zu sein, braucht es seiner Meinung nach meist keine Seife. Sie sei ein wertvolles Hilfsmittel, erklärte er, vor allem um klebrige, ölige Substanzen abzuwaschen. „Aber normalerweise ist es eher die mechanische Kraft, die den Großteil der Wascharbeit erledigt“, erläuterte Hamblin. „Wenn man seine Hände unter Wasser aneinander reibt, entfernt man eine Menge davon.“ Ausgenommen hiervon sieht er Personen, die mit Lebensmitteln arbeiten oder Chirurgen, die sich für eine Operation steril machen.
Hamblin sieht den positiven Ruf, den Körperpflegeprodukte in Bezug auf Gesundheit haben sehr kritisch: „Wir halten sie für hygienefördernd, weil viele von ihnen medizinisch klingende Behauptungen aufstellen, die aber nichts weiter als cleveres Marketing sind.“
Wie oft sollte man nun duschen?
In der Regel tragen die Shampoos und Seifen, die wir beim Duschen verwenden, wenig dazu bei, die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Für die Gesundheit wirklich relevant sind sie dann, wenn Körperflüssigkeiten, Blut, Erbrochenes oder sonst etwas, was Krankheiten übertragen könnte, abgewaschen werden soll. Im Übrigen gehe es dem Mediziner zufolge darum, dass man gut aussehe, sich gut fühle und gut rieche.
Letztlich ist es auch eine sehr persönliche Frage, wie oft man duschen sollte – und wann. Hamblin möchte niemandem die Freude am morgendlichen oder abendlichen Ritual nehmen. Denn das wirkt ebenso positiv. Seine Routine sei „sehr minimal“.
Das heißt: „Ich verwende keinerlei Shampoo. Ich wasche mich morgens gerne mit Wasser. Ich habe festgestellt, dass es mir einfach hilft, in den Tag zu starten. Und ich glaube, das ist ein wichtiger Grund, warum viele Leute diese Dinge tun, entweder um ihren Tag zu beginnen oder zu beenden. Es ist eine Art Ritual, um aufzuwachen oder abzuschalten oder beides.“
FOCUS Gesundheit liefert die besten Tipps fürs richtige Duschen
Mit folgenden Tipps schonen Sie beim Duschen Ihre Haut. Sie können insbesondere hilfreich sein, wenn Sie Probleme mit trockener Haut haben oder die Haut spannt und juckt.
- Um den Säureschutzmantel möglichst wenig zu strapazieren, empfehlen Dermatologen, nur ein- bis dreimal pro Woche zu duschen.
- Nicht zu lange unter der Brause stehen: Ein Duschgang sollte nicht länger als sieben bis zehn Minuten dauern.
- Stellen Sie die Wassertemperatur fürs Duschen nur lauwarm ein (etwa 36 Grad) oder duschen Sie kalt (regt zusätzlich den Kreislauf an) – vermeiden Sie, zu heiß zu duschen!
- Verzichten Sie möglichst auf Reinigungsprodukte und waschen Sie sich nur mit Wasser.
- Wenn Sie Seifen und Duschgels verwenden möchten, achten Sie darauf, dass diese einen pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5 haben (häufig steht auf der Packung auch der Hinweis „hautneutral“). Damit entsprechen sie dem pH-Wert der Haut.
- Für trockene Haut sind Duschöle besonders empfehlenswert.
- Es ist nicht nötig, den kompletten Körper einzuseifen. Reinigen Sie stattdessen möglichst nur die schweißanfälligen Körperstellen wie etwa das Gesicht, die Achseln, Brust, Arme, Leiste und Füße. Auch den Intimbereich sollten sie täglich einmal säubern, aber hier kein Reinigungsprodukt verwenden, Wasser genügt.
Der Podcast „Chasing Life With Dr. Sanjay Gupta“ erforscht die medizinische Wissenschaft hinter einigen der großen und kleinen Geheimnisse des Lebens. Sie können sich die
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