French Open – Altmaier gelingt Verwunderung, Struff und Korpatsch unterliegen | ABC-Z

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Wer ist weiter, wer ist raus? Alle News von Tag 2 beim Grand-Slam-Turnier in Paris aktuell und kompakt.
Altmaier triumphiert
Daniel Altmaier – Taylor Fritz 7:5, 3:6, 6:3, 6:1
“Das ist mein favorisiertes Turnier für immer”, sagte Daniel Altmaier nach dem spektakulären Sieg gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz mit einer Mischung aus Erleichterung und großer Freude. Es war schließlich einer der größten Siege für den 26 Jahre alten Kempener in seiner gesamten Karriere. Fritz hatte dem derzeit zweitbesten deutschen Tennisspieler gerade gegen Ende des Matches nichts mehr entgegenzusetzen. Altmaiers Vorhand schlug ebenso regelmäßig krachend auf der Seite des Weltranglisten-Vierten ein wie seine sonst eher wackligere, einhändige Rückhand. Mit seinem Spiel gelang es Altmaier, die Gunst der Zuschauer auf dem Court Simonne-Mathieu im Laufe des Matches an sich zu ziehen. Es war eine Partie, an die sich Altmaier wohl noch in einigen Jahren sehr gerne erinnern wird.
Bei Struff ist der Wurm drin
Jan-Lennard Struff – Sebastian Ofner 6:7 (5:7), 3:6, 7:6 (7:5), 2:6
Es soll in dieser Saison einfach nicht sein bei Jan-Lennard Struff. Mangelnden Eifer oder eine zu lasche Einstellung ist dem 35-Jährigen wahrlich nicht vorzuwerfen. Er versucht immer, sich in jedes Spiel reinzubeißen und alles zu geben. Aber: Es fehlen in den letzten Monaten immer wieder die letzten Prozentpunkte, um häufiger erfolgreich zu sein. Es ist der Wurm drin beim gebürtigen Warsteiner. Beim 1. Satz im Tiebreak gegen den Österreicher fehlte – wie zuletzt schon häufiger – ein Quäntchen Glück, um den Erfolg auf seine Seite zu ziehen. Mit zunehmender Dauer der Partie war Struff aber die lange Durststrecke anzusehen. Struff kämpfte dennoch, wehrte sogar einen Matchball im 3. Satz ab und gewann den Durchgang noch. Doch dann war die Luft wieder raus. Struffs bisherige Saisonbilanz: nur vier Siege bei 13 Niederlagen. Selbst für einen Routinier wie Struff ein tiefes Tal, aus dem er sich bisher einfach nicht befreien kann.
Bittere Pille für Korpatsch
Tamara Korpatsch – Yuliia Starodubtseva 6:2, 1:6, 4:6
Die Enttäuschung, der Frust, standen ihr ins Gesicht geschrieben: Tamara Korpatsch ist nach über zwei Stunden hartem Kampf in der 1. Runde ausgeschieden. Eine bitte Pleite, nachdem sich die 30-Jährige nervenstark durch die Qualifikation gekämpft hatte. Korpatsch war eigentlich auf dem aufsteigenden Ast – nach Verletzungssorgen und sportlich schwächeren Zeiten. Auf Weltranglistenplatz 148 ist sie mittlerweile abgerutscht. Aber: In der vergangenen Woche hatte Korpatsch sogar ein Challenger-Turnier in der Slowakei gewonnen, was ihr neues Selbstvertrauen gegeben hatte. Die jüngsten Erfolge machten sich zunächst auch bemerkbar. Mit ihrer aggressiven und mutigen Spielweise hat die gebürtige Hamburgerin die Ukrainerin Yuliia Starodubtseva (Nr. 81) in Satz eins dominiert, danach verlor sie aber den (taktischen) Faden und gab das überaus enge Spiel noch aus der Hand.
Rabenschwarzer Vormittag für Navarro
Jessica Bouzas Maneiro – Emma Navarro 6:0, 6:1
Wenn die Nummer 9 der Setzliste in der ersten Runde nur ein Spiel gewinnt und sich mit solch einer krachenden Niederlage aus dem Turnier verabschiedet, ist eine kleine Sensation perfekt: Es war wohl einer dieser Tage für die US-Amerikanerin Emma Navarro, die sie am liebsten aus dem Kalender streichen würde. Es sollte der 24 Jahre alten New Yorkerin nichts, aber auch gar nichts gelingen – ein rabenschwarzer Vormittag. Die Weltranglisten-68. Jessica Bouzas Maneiro aus Spanien konnte ihr Glück kaum fassen und steht überraschend in der 2. Runde.
Lockerer Alcaraz-Sieg und Party-Kritik
Carlos Alcaraz – Giulio Zeppieri 6:3, 6:4, 6:2
Der Titelverteidiger trifft auf einen Qualifikanten: Für Carlos Alcaraz war das Match gegen den Italiener Giulio Zeppieri nicht viel mehr als eine zweistündige Trainingseinheit. Das Match war dann auch eher Vergnügen denn echte Anstrengung für den 22 Jahre alten Spanier. Doch eines schwebt derzeit über dem Ausnahmespieler: Alcaraz sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, er würde zu viel Zeit mit Partys und langen Nächten verbringen. “Natürlich bin ich ein Profi. Für mich steht Tennis an erster Stelle, aber ich versuche auch, meine Momente des Vergnügens zu haben”, sagte Alcaraz vor dem Match. Nach seiner Halbfinalniederlage in Paris 2023 gegen Novak Djokovic war er nach Ibiza geflogen, um dort ausgiebig Party zu machen. “Ich will ehrlich sein, ich bin hingefahren, um richtig zu feiern. Ich habe das ausgenutzt, weil ich wusste, dass ich vielleicht nie wieder drei Tage wie diese erleben werde.” So lange der junge Mann seine Partien gewinnt, wird die Kritik schnell wieder verstummen.
Letzter Auftritt von Stan Wawrinka?
Stan Wawrinka – Jacob Fearnley 6:7 (6:8), 3:6, 2:6
Der Paris-Sieger von 2015 verließ erhobenen Hauptes den Court 14, die Fans feierten den Schweizer trotz der deutlichen Niederlage mit Sprechchören. Sein Gegner Jacob Fearnley klatschte anerkennend, als Stan Wawrinka Richtung Ausgang ging. 40 Jahre alt ist der Schweizer mittlerweile, unglaubliche 20 Mal hat er jetzt am Grand Slam von Paris teilgenommen. Viele Auftritte auf der roten Asche in Paris werden aber wohl nicht mehr dazukommen, zumal Wawrinka in den vergangenen vier Jahren nie mehr über die zweite Runde herausgekommen ist – und nun bereits in der 1. Runde die Segel streichen musste. Es könnte das letzte Spiel Wawrinkas in Paris gewesen sein. Dennoch: Die Menschen in Frankreich lieben ihren “Stan“, wo immer er auftaucht, wird er gerne gesehen. Sicher auch dann, wenn er künftig als prominenter Zuschauer die Anlage am Bois de Boulogne betreten würde.
Zverevs Angstgegner ist frühzeitig raus
Francisco Cerundolo – Gabriel Diallo 5:7, 3:6, 4:6
Damit hätte wohl niemand gerechnet: Einer der erfolgreichsten Sandplatzspieler in dieser Saison ist in Runde 1 ausgeschieden. Francisco Cerundolo unterlag dem Kanadier Gabriel Diallo in drei Sätzen – gestolpert ausgerechnet auf der roten Asche. Ob Alexander Zverev angesichts dieser Nachricht Freude empfindet, ist zwar nicht bekannt. Aber er wird die Niederlage immerhin wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Denn der 26 Jahre alte Argentinier ist nicht weniger als der Angstgegner für Zverev. Drei Duelle – alle auf dem roten Untergrund – haben sich die beiden Profis bisher geliefert, jedes Mal triumphierte Cerundolo. Und im Achtelfinale wären sie erneut aufeinander getroffen. Damit ist der Weg zum Titel frei für den besten deutschen Tennisspieler – oder?
Gasquet – Fortsetzung des letzten Turniers
Richard Gasquet – Terence Atmane 6:2, 2:6, 6:3, 6:0
Es gibt noch eine Verlängerung für Richard Gasquet in Roland Garros. Der 38-Jährige beendet seine Karriere, es ist seine letzte Teilnahme in Paris – die 22.. Gasquet besiegte seinen Landsmann Atmane, auch weil er körperlich frischer war als sein 23 Jahre alter Kontrahent. Erstaunlich genug. Vermutlich wird Gasquet in der nächsten, der 2. Runde, auf Jannik Sinner, den derzeit besten Spieler der Welt treffen. Und vermutlich wird dann seine lange berufliche Reise zu Ende gehen. Die Besucher, die im Stadion sein werden, werden dem stets fairen Sportsmann mit der einmaligen einhändigen Rückhand sowie dem großen Talent einen angemessenen Abschied bescheren.