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Freizeitmesse Free in München: Trends und Tipps für den Sommerurlaub – München | ABC-Z

Was das Timing angeht, liegen die Veranstalter goldrichtig. Wer an einem der kältesten Tage des Jahres nicht an den nächsten Urlaub im Warmen denkt, der hat bisher nicht gebucht, kann also eigentlich gleich daheim bleiben. Schmarrn, wer Bayerns größte Reise- und Freizeitmesse besucht, ist eher kein Frühbucher, sondern lieber individuell unterwegs. Sonst wären wohl nicht drei der acht Hallen für Camping & Caravan reserviert. Aufgeklappte Hubdächer und Dachzelte wohin man nur schaut – dabei hat doch gefühlt jeder zweite Deutsche schon ein solches Ungetüm, so voll wie die Stellplätze immer sind. Aber wenn Messerabatte von bis zu 20 000 Euro locken, kann man schon mal schwach werden.

Seit 1970 bietet die „Free“ – ein etwas sperriges Kürzel für Freizeit, Reisen, Erholung – eine Marktüberblick, damals unter dem Namen „Caravan und Boot“, später umbenannt in „C-B-R“ für Caravan, Boot und Reisen. Seitdem hat die Messe ihr Portfolio erweitert: Gesundheit und Wellness, Schiffsreisen sowie das weite Feld Outdoor ergänzen die traditionellen Schwerpunkte.

Als Verbrauchermesse ist der Zutritt auch Privatpersonen möglich, was stark genutzt wird: 2024 kamen an fünf Tagen 147 000 Besucher. Gibt ja auch einiges zu sehen: Rund tausend Aussteller aus 50 Ländern präsentieren ihre Region oder ihr Produkt, ein gigantisches Rahmenprogramm treibt den Besucher Richtung Vierteilung. Vorschlag zur Güte: ein Rundgang gegen den Uhrzeigersinn, beginnend in Halle B6, in der Abteilung Fahrrad.

Täglich um 12 Uhr zeigen die BMX- und Mountainbike-Fahrer ihre Trick-Show. (Foto: Catherina Hess)

Am ersten Stand geht es um Anhängerkupplungen und Luftfederung, nebenan wirbt ein Aussteller mit dem Claim „Hier gibt’s Rad!“, am Ende der Halle kann man auf einem ausladenden Parcours Räder testen oder täglich um 12 Uhr die Trick-Show der BMX- und Mountainbike-Fahrer bestaunen.

Ein Hingucker ist auch der Zehendmaier Franz vom Tegernsee mit seinem ZeMobil. Der in Tracht gewandete Bilderbuch-Bayer mit dem weißen Rauschebart hat einen Roller mit Wasserstoffantrieb erfunden, ist Obermeister der Zweirad-Innung, Dozent an der Meisterschule für Zweiradmechaniker, Träger des Bundes-Innovationspreises für E-Mobilität und entwickelt gerade ein Zukunfts-Elektromobil.

Der Roller von Franz Zehendmaier wird mit Wasserstoff betrieben. (Foto: Catherina Hess)

Auf Unterstützung der Regierung könne er nicht zählen: „Hat mir der Aiwanger grad eben gesagt. Dafür bin ich zu klein, bräuchte mindestens fünf Mitarbeiter und eine Million Umsatz. Die hab’ ich nicht. Aber ich mach’ trotzdem weiter, seit 1977 schon.“

Weniger abgasfrei geht es in den Hallen B5 bis B3 zu: Vans und Wohnmobile in allen Größen, Farben und Formen, bei der „Bavarian Camping Culture“ sogar in Lederhosen-Optik. Der oberbayerische Ausbau-Spezialist „VanEssa“ wirbt mit dem Claim „Wir vermöbeln dein Auto“, nebenan vertreibt ein Anbieter TÜV-geprüfte Grill- und Backmatten aus Glasfaser, was einem das Grillputzen erspart. Nett: ein Bobbycar in Form eines Bullis. Unnötig: das Mini-Auto mit der Aufschrift „Passt auch in ihr Wohnmobil“.

Rüber zu A3, 4 und 5, zu den Reise-Veranstaltern. Trekking in Tibet, Safari in Kenia, Nordlichter in Skandinavien, Kilkenny in Irland, Soft-Eis in Dänemark: Hier gibt es von Alaska bis Rajasthan nichts, was es nicht gibt. Motto: „Jetzt Traumurlaub buchen!“ Eine Halle weiter geht’s ans Mittelmeer, Schwerpunkt Italien: Salami aus Südtirol, indirekt beleuchtete Parmesan-Laibe. Schließlich gehört Bella Italia zu den Top-drei-Reiseländern der Bayern, vor Kroatien und Österreich.

In den Hallen B5 bis B3 gibt es Wohnmobile und Vans in allen Größen, Farben und Formen. (Foto: Catherina Hess)

Letzteres teilt sich die Halle A5 mit den deutschen Destinationen. Da lächelt einen der Bergdoktor vor dem Panorama des Wilden Kaisers an, da wirbt ein Transport-Unternehmer mit dem Spruch „Bus dich weg!“ Daneben: das riesige Modell eines Kreuzfahrt-Ungetüms.

Dabei ist und bleibt das Auto Verkehrsmittel Nummer eins für den Weg in den Urlaub: 50 Prozent der Deutschen nehmen den eigenen Wagen, 16 Prozent entscheiden sich für das Flugzeug, Camper oder Caravan nutzen drei Prozent, Fahrrad oder E-Bike nur zwei Prozent.

Und wenn der Deutsche im eigenen Land urlaubt, dann am liebsten in Bayern: Dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge schreiben 29 Prozent dem Freistaat den höchsten Freizeit- und Naherholungswert zu, gefolgt von Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern mit je neun Prozent. Fast logisch, dass die Partnerregion der Freizeitmesse heuer der Bayerische Wald ist.

Markus Wasmeier wirbt für die Region Schliersee. (Foto: Catherina Hess)

Für Oberbayern, speziell die Region Schliersee, wirbt derweil „Deutschlands bekanntester Museumsbesitzer“: Markus Wasmeier. Mit seiner Frau sei er viel in Asien unterwegs, werde nun öfter in Indonesien sein, wo sich der jüngste Sohn niedergelassen hat, aber „Urlaub dahoam“ komme ihm auch nicht ungelegen. Was wohl der Schauspieler Ralf Bauer und der „Bergdoktor“ Sebastian Ströbel in den nächsten Tagen auf der Bühne in A5 erzählen?

Am meisten Bewegung ist jedenfalls in A6 drin: Kletterturm, Fitness-Mitmach-Fläche, Seilspring-Workshop, Schnuppertauchen, Kanu-Erlebniswelt und Paddelpool locken. Wobei: Fragt man einen, der bis zum Bauch im Wasser steht, wie kalt es da drin ist, sagt der bibbernd „So!“ und lässt zwischen Daumen und Zeigefinger nur einen Spalt offen. Der nächste Urlaub im Warmen kommt bestimmt.

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