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Freizeit-Tipp: Museen für Familien im Münchner Umland – Landkreis München | ABC-Z

Neugierig betrachtet der kleine grüne Drache den riesigen Stoßzahn in dem Glaskasten vor ihm. Wie das Leben des Mammuts, dem dieser Zahn einmal gehörte, wohl ausgesehen haben mag? Und wie ist das riesige Urzeittier in die Region des heutigen Aschheims gelangt? Dieser und vielen weiteren Fragen über die nähere und ferne Vergangenheit können Kinder im Aschheim-Museum nachforschen. Begleitet werden sie dabei von Wiggerl, dem kleinen Drachen. Er wartet nicht nur auf Erklärtafeln im Museum, sondern seit Neuestem auch in der Museums-App: Junge Besucherinnen und Besucher können sich mit dem Handy auf eine Rallye durch die Sammlung begeben und virtuell von Wiggerl noch mehr zu den einzelnen Ausstellungsbereichen erfahren – kindgerecht aufbereitet.

In einer eigenen App des Aschheim-Museums führt der Drache Wiggerl durch die Ausstellung. (Foto: Screenshot)

Mit dieser virtuellen Ergänzung zum Museumsbesuch ist Anja Pütz, die Leiterin des Aschheim-Museums, im Landkreis eine Vorreiterin. Doch auch die weiteren Museen im Landkreis München haben Kinder und Jugendliche längst als wertvolle Zielgruppe erkannt und bieten spannende Programme an, um in die Geschichte einzutauchen, für Technik zu begeistern oder Kunst zu entdecken.

„Kinder sind die Zukunft“, sagt etwa Tabea Förth. „Das ist ein ganz wichtiges Bildungsangebot.“ Im Sommer hat Förth die Leitung des König-Otto-von-Griechenland-Museums in Ottobrunn übernommen, und sie hat große Pläne für das verhältnismäßig kleine Haus, das der Regentschaft und dem Wirken des Wittelsbachers Otto I. in Griechenland gewidmet ist. „Ich würde gerne alle Ottobrunner Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen zu mir ins Museum einladen“, sagt sie etwa.

Der Einzug von König Otto in Nauplia – festgehalten in einem zeitgenössischen Gemälde und zu sehen im Otto-König-von-Griechenland-Museum im Ottobrunn (Foto: König-Otto-Museum)

In der dritten Klasse steht die Ortsgeschichte auf dem Lehrplan, die ließe sich anhand der Ausstellungsstücke lebendig machen. Ältere Schüler könnten in den Original-Dokumenten, die in Ottobrunn gesammelt sind, spannende Antworten über die Vergangenheit entdecken. „Die digitale Welt ist toll, aber es ist auch wichtig, sich Informationen aus erster Hand erschließen zu können – und wir haben hier Quellen aus erster Hand“, sagt Förth.

Einige Projekte für junge Besucher hat Förth schon angestoßen. Mit einer Klasse der Mittelschule hat sie jüngst eine digitale Schatzsuche durch das Museum entwickelt mithilfe der App „Actionbound“ – ein voller Erfolg, wie Förth sagt. Auch Kindergärten führt sie durch die Sammlung und erklärt passend für die Jüngsten, was sich dort entdecken lässt. Dazu gibt es Postkarten und einen Gartenplan aus der Sammlung als Ausmalbilder.

Bitte einsteigen: ein Senkrechtstarter von Dornier in der Flugwerft Schleißheim. (Foto: Hans Kratzer)

Richtig einsteigen in die Geschichte des Fliegens können Kinder in der Flugwerft Schleißheim, und das im wahrsten Sinne des Wortes: In der Zweigstelle des Deutschen Museums in Oberschleißheim gibt es neben zahlreichen Original-Exponaten von Fluggeräten – etwa vom Lilienthal-Gleiter bis zum Eurofighter – auch mehrere Modelle, in die Kinder hineinklettern dürfen.

Erleben, wie die frühen Besiedler der heutigen Region München gelebt haben, können Besucher im Freilichtmuseum Bajuwarenhof in Kirchheim. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Burg Grünwald lässt sich wunderbar entdecken mit dem Museumspädagogischen Zentrum (MPZ), das spezielle Familienführungen, Schatzsuchen oder aktuell Adventsbasteln anbietet. Im archäologischen Freilichtmuseum Bajuwarenhof in Kirchheim können Besucher live erfahren, wie unsere Vorfahren im frühen Mittelalter lebten, schliefen und aßen. Auch viele der kleineren Heimatmuseen, die Relikte der Ortsgeschichte versammeln, bieten Führungen für Schulklassen oder Kindergärten an.

„Der Aspekt des Echten haut die Kinder heute total vom Hocker“

Die Herausforderung für die allermeisten Museen bestehe darin, „dass man aktiv hingehen, lesen, hinschauen muss. Man kann sich nicht berieseln lassen“, sagt Anja Pütz vom Aschheim-Museum. Für Museumsmacher wie die Archäologin ist das heute, in Zeiten, in denen die nächste Ablenkung nur einen Swipe auf dem Handy entfernt ist, eine besondere Herausforderung. „Wir versuchen, den Zugang zu uns so zu gestalten, dass Kinder das nicht als Arbeit empfinden.“

Jüngere Kinder sind nach Pütz’ Erfahrung oft leichter zu packen. Bei älteren greift sie in die Trickkiste: „Denen zeige ich zum Beispiel unser Skelett. Das rüttelt sie wach“, sagt Pütz. „Dieser Aspekt des Echten, das haut die Kinder heute total vom Hocker“, sagt die Archäologin – nach ihrer Beobachtung übrigens deutlich mehr als vor zehn Jahren. Ist die Aufmerksamkeit erst da, lassen sich Kinder und Jugendliche auch zu tiefergehenden Hintergründen führen.

Interaktion bietet das erst im vorigen Jahr eröffnete Stadtmuseum Unterschleißheim. (Foto: Robert Haas)

Veronika Leikauf, die Leiterin des 2023 neu eröffneten Stadtmuseums Unterschleißheim, bietet eigene Führungen für Familien sowie einen kleinen Guide durch die Sonderausstellung des Hauses an. Außerdem hat sie spezielle Programme für Schulklassen und Kindergartengruppen entwickelt, die sich am Lehrplan orientieren. Das Kallmann-Museum in Ismaning setzt auf aktives Mitmachen, um junge Menschen an sein Kunstprogramm heranzuführen. Beim Angebot „KuK – Kinder und Kallmann“ können Kinder von fünf bis zehn Jahren nicht nur die Kunstwerke der Ausstellungen gemeinsam erforschen, sondern unter Leitung des Künstlers Christopher Oberhuemer auch selbst zum Pinsel greifen. In dem wöchentlichen Kurs gehen sie grundlegenden Fragen des Gestaltens und der Kunst nach, und das ohne Leistungs- und Notendruck. Die Nachfrage bestätigt das Angebot: Die Kurse sind eigentlich immer ausgebucht.

Manche Ausstellungen im Ismaninger Kallmann-Museum richten sich mit ihrem Rahmenprogramm auch gezielt an Schulklassen. (Foto: Stephan Rumpf)

„Die Bedeutung von Kunst für die Entwicklung von Kindern ist kaum zu überschätzen“, sagt Museumsleiter Rasmus Kleine. „Je früher Kinder mit Kunst in Berührung kommen, desto besser.“ Museen könnten einen wichtigen Beitrag leisten in einer Welt, die zunehmend digitaler wird und in der die kreativen Fächer in den Schulen an Bedeutung verlieren, ist Kleine überzeugt: „Ich denke, das Beste, was man für die Entwicklung von Kindern machen kann, ist, sie so viel Kunst und Musik wie möglich machen zu lassen.“

Den Ergebnissen bietet das Kallmann-Museum auch eine Bühne. Schon mehrfach hat Kleine mit den weiterführenden Schulen in Ismaning zusammengearbeitet, beispielsweise für ein P-Seminar, in dem Schülerinnen und Schüler sich künstlerisch mit einem Thema auseinandersetzen und gemeinsam eine Ausstellung gestalten, die dann in einem der Räume des Museums gezeigt wird.

Veronika Leikauf vom Stadtmuseum Unterschleißheim ist überzeugt: „Wenn Kinder in jungen Jahren schöne Erfahrungen an ein Museum mitnehmen – unabhängig von dem, was sie bei einem Museumsbesuch gelernt haben – dann gehen sie auch als Jugendliche und Erwachsene gerne in ein Museum und verstehen das nicht als lästige Pflicht, sondern schöne Abwechslung zum Alltag.“

Die Museen rund um München haben noch einiges vor, um jüngeres Publikum anzusprechen. So soll es kommendes Jahr im Mai womöglich ergänzend zum Internationalen Museumstag erstmals auch einen eigenen Kindertag in den Ausstellungen im Landkreis München geben.

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