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Freising und Erding: Kostenlos den Durst löschen – Freising | ABC-Z

Längere Hitzeperioden sind auch in unserer Region keine Seltenheit mehr. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, bei normalen Temperaturen pro Tag mindestens eineinhalb Liter Wasser zu trinken, an heißen Tagen noch mehr. Durch den Bau von Trinkwasserbrunnen und die „Refill-Aktion“ soll der öffentliche Zugang zu kostenlosem Trinkwasser erleichtert werden und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Freising und Hallbergmoos haben darauf bereits reagiert.

„Natürlich ist es gerade bei großer Hitze wichtig, viel zu trinken. Und weil Trinkwasser nicht in Flaschen abgefüllt und über weite Strecken transportiert werden muss, ist es ein umweltschonendes Produkt“, sagt Nina Reitz von den Freisinger Stadtwerken. Doch wo bekommt man in der Öffentlichkeit darauf einfach Zugang, ohne auf Plastikflaschen oder teures Mineralwasser aus Restaurants zurückgreifen zu müssen?

In Freising gibt es mittlerweile drei öffentliche Trinkwasserbrunnen. An den Stadtwerken, am Bahnhof und – ganz neu – seit Juni im Skatepark. „Zu diesem Brunnen erhalten wir positive Rückmeldungen und haben den Eindruck, dass er sehr gut angenommen wird“, so Reitz. Um Trinkwasserbrunnen in der Nähe zu orten, kann man diese auf der Webseite Trinkwasser unterwegs und Refill Deutschland suchen, wo die Standorte eingetragen werden können.

Auch vor den Freisinger Stadtwerken können Passanten kostenlos Wasser trinken. (Foto: Marco Einfeldt)
Der Trinkwasserbrunnen vor dem Bahnhof wird gerne genutzt. (Foto: Marco Einfeldt)

In Hallbergmoos wurden bereits vier verschiedene Trinkwasserbrunnen geschaffen. Besonders die Brunnen im Sportpark und Goldachpark seien von großem Nutzen, sagt Frank Zimmermann, Leiter des Sachgebiets Planen, Bauen, Technik, Umwelt in der Gemeindeverwaltung. Sie werden von der Gemeinde verwaltet, instand gehalten und winterfest gemacht. Vor der Inbetriebnahme im Frühjahr werde stets die Wasserqualität überprüft.

Trinkwasserspender sind bisher in Deutschland keine Norm. Auch bei Reisen mit Bahn oder Flugzeug weichen viele auf Waschbecken in WC-Anlagen aus, um Trinkflaschen aufzufüllen. „Natürlich gibt es auch sonst immer mal Wasserhähne, zum Beispiel am Friedhof in Hallbergmoos“, sagt Zimmermann, „aber die Brunnen sind super praktisch.“

In Erding gibt es aktuell noch keine Trinkwasserbrunnen. Man habe allerdings an den öffentlichen Toiletten am Weiher Trinkwasser zur Verfügung, darauf verweist Christian Famira-Parcsetich, Amtsleiter Stadtentwicklung und Konversion im Erdinger Rathaus. Um Trinkwasserbrunnen ausschreiben zu können, gebe es hohe Auflagen und man müsse sie dann regelmäßig prüfen.

Trotzdem seien auch in Erding mehrere Maßnahmen im Zuge der Umgestaltung und Klimaanpassung geplant. In der Friedrich-Fischer-Straße soll durch ein Förderprogramm zur Hitzeanpassung neben dem Pflanzen von Bäumen auch ein Trinkwasserbrunnen installiert werden. Auch an der Erlöserkirche sei ein Brunnen geplant. Famira-Parcsetich sieht aber ein ästhetisches Problem: „Es ist schwierig, etwas Schönes zu finden.“ Die meisten Brunnen gebe es nur aus Edelstahl.

Ein Sonderförderprogramm hatte 2021 in Hallbergmoos die Beratungen zur Errichtung der Trinkwasserbrunnen angestoßen. Allerdings wäre der dafür geforderte Planungsaufwand zu groß gewesen: „Die Planung wäre teurer geworden als der Brunnen selbst“, erklärt Zimmermann. Schließlich seien diese vom Wasserzweckverband spendiert worden.

In Lokalen in Frankreich ist kostenloses Wasser die Regel

Ein Brunnen kostet mit Tiefbauarbeiten nach Auskunft der Freisinger Stadtwerke zwischen 15 000 und 20 000 Euro. Durch die Zusammenarbeit mit zertifizierten Unternehmen, regelmäßige Kontrollen und die Bauart der Brunnen stelle man sicher, dass jederzeit sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehe.

Die EU-Trinkwasser-Richtlinie ruft neben dem Bau von Trinkwasserbrunnen auch dazu auf, kostenloses Leitungswasser in der Gastronomie anzubieten. Dies ist in Nachbarländern wie Frankreich oder Spanien bereits weitverbreitet. In England sind Gastronomen, die Alkohol ausschenken, sogar gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Kunden Leitungswasser kostenlos anzubieten.

Gegen eine gesetzliche Verpflichtung wehrte sich in Deutschland besonders der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, er besteht auf einer freiwilligen Entscheidung der einzelnen Betreiber. Für Mineralwasser aber zahlt man oft viel – in der Freisinger Innenstadt kostet ein Dreiviertelliter etwa sechs Euro. Kostenloses Leitungswasser bekommt man auf Nachfrage manchmal, aber nicht immer, und wenn man kein Kunde ist, meist gar nicht.

Wasserflaschen kostenlos nachfüllen: Simon Horvath, damals Student in Weihenstephan, hat in Freising 2017 die Aktion „Refill“ initiiert. (Foto: Marco Einfeldt)
Geschäfte, die sich an der „Refill“-Aktion beteiligen, sind durch ein Logo gekennzeichnet. (Foto: Marco Einfeldt)

Dies änderte sich in mehreren Geschäften mit der Aktion „Refill“, an der Simon Horvath seit seiner Studienzeit an der TU München in Weihenstephan mitwirkte. Gekennzeichnet durch einen blauen Aufkleber am Eingang, bieten Geschäfte an, Trinkflaschen kostenlos mit Leitungswasser aufzufüllen, auch für Nicht-Kunden. „Für die Geschäfte selbst ist die Aktion natürlich auch gut und funktioniert wie Werbung. Während die Flasche aufgefüllt wird, schauen die Leute sich um“, erklärt Horvath.

Er habe bereits 2017 den Bau von Trinkwasserbrunnen im Zuge der Umgestaltung der Innenstadt angeregt, sich aber nicht ernst genommen gefühlt: „Die Stadt hat die Brunnen blockiert und es war mir unklar wieso.“ Das ärgert ihn auch heute noch: „Das damalige Unverständnis hat mir die Motivation genommen“, sagt Horvath.

Von Freisinger Kundinnen und Kunden und „bereits ökologisch-angehauchtem“ Gewerbe in der Innenstadt sei das Projekt mit Enthusiasmus begrüßt worden. „Generell wurde die Aktion total positiv angenommen und es herrschte bombastische Stimmung“, erinnert sich Horvath. Auch wenn sie anfänglich etwas gestockt habe, da das Bewusstsein noch gefehlt habe.

Anfragen an die Gastronomie, sich daran zu beteiligen, seien abgelehnt worden. „In Irland oder Schweden steht sofort eine Flasche Wasser da“, erzählt Horvath von seinen Erfahrungen. Dass sich dies in Deutschland schwieriger gestaltet, erklärt er sich mit der Mentalität, die sehr traditionsorientiert sei. Eins ist für ihn klar: „Es muss einfacher sein, an Wasser ranzukommen. Es liegt allerdings in der Verantwortung der Stadt, viel mehr dafür zu tun.“

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