Freising: Schlussstein für den Umbau der Innenstadt gesetzt – Freising | ABC-Z

Eigentlich feiern die meisten Freisinger „ihre“ neue Innenstadt schon, seit sie festgestellt haben, wie gut es sich dort jetzt aushalten lässt: mit deutlich weniger Autoverkehr, der geöffneten Stadtmoosach mit ihren Sitzstufen und Platz für die Freiluft-Gastronomie. Am Mittwoch wurde jetzt noch einmal offiziell gefeiert. Mit dem Ende des sechsten und letzten Bauabschnitts zwischen Marienplatz und Amtsgerichtsgasse konnte symbolisch der Schlussstein unter ein Projekt gesetzt werden, das viele Superlative birgt.
Vor mehr als 14 Jahren hatte der Freisinger Stadtrat beschlossen, etwas gegen das „Downtrading“ genannte Phänomen des langsamen Verfalls in der Altstadt zu unternehmen. Es folgten Jahre der Planung und eine mehr als neunjährige Umbauzeit, die Anliegern und Geschäftsleuten einiges abverlangte. Denn gebaut wurde „am offenen Herzen“: Selbst als die unterirdisch fließende Stadtmoosach in der Oberen Altstadt mit schwerstem Gerät geöffnet wurde, blieben die Geschäfte erreichbar und wohnten Menschen neben und über den gigantischen Bohrgeräten. Zehn Prozent aller Freisingerinnen und Freisinger leben in der erweiterten Innenstadt. Lärm, Schmutz und Umwege waren für viele über Jahre tägliche Begleiter.
Doch mit jedem fertigen Bauabschnitt wuchs die Hoffnung, dass hier ein großer Wurf gelingen würde. Nicht nur, dass die Menschen die neuen Räume – ohne abgegrenzte Gehwege, von Fassade zu Fassade – für sich eroberten, die Maßnahmen stießen auch überregional auf Interesse. Mittlerweile gebe es eigene Stadtführungen zum Umbau der City, gebucht von Fachpublikum, anderen Kommunen oder Ministerien. „Die machen Betriebsausflüge nach Freising“, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher durchaus erfreut.
Vor dem jetzt gesetzten Schlusstein waren allein in dem sechsten Bauabschnitt 24 999 Granitsteine des neuen Pflasters verlegt worden – etwa zehn Prozent der Gesamtzahl, sagte Eschenbacher bei der Einweihungsfeier. Die Baustelle sei täglich von 15 000 Menschen passiert, das Baufeld damit drei Millionen mal durchschritten worden. Allein die hier seit 2019 pflasternde Firma Stanglmeier hat mehr als 100 000 Arbeitsstunden geleistet. Die Kosten sind enorm: 38 Millionen Euro hat die neue City gekostet. Immerhin etwa drei Millionen weniger als der Stadtrat dafür bewilligt hatte und unterstützt mit 13,2 Millionen Euro aus der Städtebauförderung.


Bis heute umstritten ist das Verkehrskonzept, das der Stadtrat dafür ersonnen hat. Nach wie vor würden nicht wenige die gesamte Altstadt gerne als Fußgängerzone ausweisen. Eine Mehrheit gab es zuletzt aber nur für die Variante einer Fußgängerzone zwischen Schiedereck und Amtsgerichtsgasse und verkehrsberuhigte Bereiche in Oberer und Unterer Altstadt. In jedem Fall sei es aber gelungen, 90 Prozent des Autoverkehrs aus der Innenstadt zu bekommen, betonte Eschenbacher. Das gesetzte Ziel von 50 Prozent habe man damit „übererreicht“.
Auch bei einem anderen Kritikpunkt halten die Macher des Umbaus dagegen: Dass zu wenig Stadtgrün mitgeplant worden sei, wie oft mit Blick auf den Klimawandel bemängelt wurde, sei nicht richtig. Es seien 34 Bäume gepflanzt worden, dazu kämen 35 Kübelpflanzen. Mit dem letzten Bauabschnitt wurden vier große Bäume, darunter eine Zierkirsche, vor der Sperrerbank gesetzt.

Stadtbaumeisterin Barbara Schelle sprach von einem „stadtgeschichtlich bedeutenden Bauprojekt“ das nur möglich geworden sei, weil wirklich alle mitgezogen hätten. „So etwas macht man nur einmal im Leben“, sagte sie – und meinte damit wohl alle Beteiligten, allen voran Innenstadtkoordinator Michael Schulze, dem sie bescheinigte, mit seinem lösungsorientierten Kommunikationsstil maßgeblich zum Erfolg beigetragen zu haben.
Für Oberbürgermeister Eschenbacher war das Einsetzen des Schlusssteins in mehr als einer Hinsicht symbolisch. Das Projekt, die Altstadt zukunftsfähig zu machen, hatte ihn in jungen Jahren dazu bewogen, in die Kommunalpolitik zu gehen. Man habe damals blaue Planen dort ausgelegt, wo jetzt die Moosach fließe, erinnert er sich an frühere Aktionen. Erste Pläne zur Öffnung habe der damalige Stadtbaudirektor Siegfried Lorenzer schon in den Neunzigerjahren vorgelegt. Über die Jahre sei der Innenstadtumbau sein „Motivationskeeper“, gewesen, sagte der Oberbürgermeister – und der Abschluss dieses Jahrhundertprojekts bildet nun quasi den Abschluss seiner Politikerkarriere: Eschenbacher tritt bei den Wahlen im März 2026 nicht mehr an.





















