Freising: „Isarkindl“ stellt Bierproduktion ein – Freising | ABC-Z

Die letzten Flaschen werden noch abverkauft, dann ist Schluss. Nach elf Jahren hat „Isarkindl“ seine Bierproduktion eingestellt. Die Entscheidung sei ihnen nicht leicht gefallen, sagt Simon Klur. Doch sie hätten sich eingestehen müssen: „In unserer Größenordnung lohnt sich das nicht.“ Dabei war das Freisinger Brauprojekt eine überraschende Erfolgsgeschichte. Begonnen hatte alles 2014 mit einem Innovationswettbewerb für Getränke und Lebensmittel für Studierende an der TU München.
Simon Klur und Xaver Amler studierten damals in Weihenstephan Brauwesen und Getränketechnologie. Sie kreierten, zunächst mit einer belgischen Wildhefe namens Brettanomyces bruxellensis, ein ungewöhnliches Bier. Natürlich nach dem Reinheitsgebot, aber trotzdem innovativ und würzig. Unterstützung erhielten sie von Betriebswirtschaftler Rainer Pieknik und Designerin Nina Bachmann. 2016 kam das „Isarkindl“ auf den Markt, ohne Wildhefe, aber mit überzeugendem Geschmack. „Als 3000 Kästen bei uns im Lager standen, war das für uns eine beachtliche Menge“, sagt Klur. Etwa 100 Hektoliter Bier füllten sie damals ab. Der Bachelor-Student war plötzlich nebenbei Unternehmer.
Das „Isarkindl“-Team lieferte das Bier selbst mit einem Sprinter aus, machte Kalt-Akquise in Getränkemärkten – bis das Bier in München am Kiosk an der Reichenbachbrücke zum Renner wurde. „Es verkaufte sich wie blöd“, erinnert sich Klur. Daraufhin nahm der erste Großhändler „Isarkindl“-Produkte ins Sortiment auf. Dieser wichtige Sprung sei „in unnatürlich schneller Zeit“ geschehen. Diese Jahre wirkten im Nachhinein „wie ein Fiebertraum“, heißt es auf der Facebook-Seite von „Isarkindl“. Das Ziel, ihren handwerklich gebrauten Gerstensaft als „Feierabendbier“ in München und Freising zu etablieren, war geglückt.
Experimentierfreudig blieben die „Isarkindl“-Macher. Ende August sammelten sie in den Isarauen bei Freising in den vergangenen Jahren stets mehrere Körbe Wildhopfen ein. Innerhalb von 24 Stunden wurde er für ein saisonales Bier verarbeitet.
In den besten Zeiten ließ „Isarkindl“ 1000 bis 1300 Hektoliter im Jahr brauen. Nicht wenig, im Vergleich zu den Großbrauereien aber auch nicht viel. Eine eigene Brauerei hatten die beiden Geschäftsführer Simon Klur, 35, und Rainer Pieknik, 34, keine. Der Eittinger Fischerbräu produzierte das Bier nach vorgegebenen Rezepturen. Während der Corona-Pandemie hätten die Leute daheim vor dem Computer mit ihren Bieren gefeiert, schildert Klur. Im Handel war die Nachfrage richtig gut. Der Biertruck, den Rainer Pieknik 2019 umgebaut hatte, musste aber stehen bleiben, Veranstaltungen fielen weg.
Die Zeiten wurden nach der Pandemie nicht einfacher. „Alles ist wahnsinnig viel teurer geworden“, sagt Klur. „Vom Handel allein kann man nicht leben.“ Das Geschäft war rückläufig. „Isarkindl“ hätte den Preis für den Kasten erheblich anheben müssen. 35 oder 40 Euro zu verlangen, eine Marke für „Bonzen“ sein, das wollten die beiden nicht. In diesem Jahr habe er sich eingestehen müssen, dass „im besten Fall ein kleines Plus bleibt“, schildert Klur. Er habe sich gefragt, wie lange er das noch machen wolle, „wenn nichts dabei rüber kommt“. Im vergangenen Jahr hätten sie hauptsächlich von Veranstaltungen gelebt. In dieser Branche sieht Klur seine Zukunft jedoch nicht.
„Indirekt“ geht es mit dem „Isarkindl“ weiter, allerdings ohne eigenes Bier. Rainer Pieknik will den Biertruck weiter betreiben, allerdings mit anderen Bier-Marken, und die Kneipe „Sammamera“ in Freising weiterführen. Klur steigt dort zum Jahresende aus. Dort wird das „Isarkindl“ ausgeschenkt, bis es abverkauft ist. Das letzte Bier war im November abgefüllt worden. In einigen wenigen Getränkemärkten ist es ebenfalls noch für kurze Zeit zu haben. Fans der Marke bedauern das Aus in den sozialen Medien.
Was er künftig beruflich machen wird, lässt Klur offen. Zunächst, erzählt er, habe er mit der Abwicklung des „Isarkindl“ noch jede Menge zu tun.





















