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Freiheit für den Apostroph – Panorama | ABC-Z

Müssen die Österreicher das Fass jetzt wirklich noch mal öffnen? Da das apostrophierte Genitiv-s „inzwischen so weit verbreitet“ sei, war vor ein paar Tagen in einer Mitteilung zur Neuauflage des „Österreichischen Wörterbuchs“ zu lesen, dürfe es künftig, Achtung!, „Gusti’s Würstelstand“ heißen.

Wobei: Laut dem Rat für deutsche Rechtschreibung darf es eigentlich schon lange „Gusti’s Würstelstand“ heißen. Denn als „Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens“, so hieß es bereits vor Jahrzehnten in einem entsprechenden Regelwerk, gehe der Apostroph voll in Ordnung. Das müsste man doch auch in Österreich mitbekommen haben. Schließlich besteht der Rechtschreibrat aus 41 Personen, welche aus sieben deutschsprachigen Regionen stammen, neun davon sind aus Österreich. Ja, selbst das Großherzogtum Luxemburg ist im Rat vertreten. Nur dass dessen Mitglied kein Stimmrecht hat. Wahrscheinlich, weil man es nicht versteht.

Jedenfalls: Immer, wenn es mal wieder an das (im englischen Sprachraum so beliebte) Strichlein geht, schlagen die Emotionen deutschsprachiger Worthüter besonders hoch. Der „Deppenapostroph“ droht offenbar das heilige deutsche Sprachgebiet zu vernichten. „Da stellen sich mir die Nackenhaare auf“, befand vor ein paar Monaten erst wieder ein Bild-Redakteur zum Thema „Bärbel’s Treff“ und „Harald’s Eck“. Und eine österreichische Zeitung schwurbelte gar: „Deppen-Apostroph wird künftig zur Pflicht“.

Nun, in einer Zeit, da immer mehr Deppen mit Deppen-Kameras und Deppen-Mikrofonen für ihre eigenen Deppen-Accounts übers Land ziehen, da kann einem der Apostroph, welchen man im Großherzogtum Luxemburg sicher schon mit f schreibt, eigentlich völlig egal sein.

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