Frauenmantel: Vielfältige Wirkung als Heilpflanze | ABC-Z

Stand: 01.07.2025 17:52 Uhr
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Frauenmanteltee (Alchemilla mollis) wird traditionell bei Menstruationsschmerzen getrunken. Die Gerbstoffe der Heilpflanze zeigen auch Wirkung bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund, Darm und Intimbereich.
Frauenmanteltee wird bei Menstruationsschmerzen empfohlen, aber auch bei leichten Durchfällen und Entzündungen im Hals und Mundraum. Was wie eine willkürliche Zusammenstellung wirkt, ist durch die Hauptwirkstoffe im Frauenmantel erklärbar: die Gerbstoffe. Sie bilden eine Schutzschicht auf den Schleimhäuten und wirken dadurch antientzündlich. Im Frauenmantel sind zusätzlich krampflösende und schmerzlindernde Wirkstoffe enthalten. Das erklärt die in der Volksmedizin vielfach beobachtete Wirkung auf Menstruationsschmerzen.
Frauenmantel: Wirkung auf den Zyklus
Warum und wie der Frauenmantel auf den Zyklus, bei Menstruationsschmerzen und Frauenleiden wirkt, das ist bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden. Vielleicht sind deshalb bis heute viele eher esoterisch klingende Gerüchte in Umlauf: Dass sich Frauenmantel wie ein Mantel um die Frau lege, oder – eine neuzeitliche Erklärung – dass er hormonähnliche Wirkstoffe enthalte. Tatsächlich gibt es keine Belege dafür, dass der Frauenmantel Progesteron-ähnliche Wirkstoffe enthält. 2024 wurde dagegen erstmals in einer Studie belegt, dass Frauenmantel Wirkstoffe enthält, die auf Östrogen-Rezeptoren wirken. Aber wie viele davon enthalten sind und wie genau sie wirken, darüber weiß man noch nichts.
Die Beobachtung der traditionellen Volksmedizin, dass Frauenmantel bei Menstruationsbeschwerden hilft, lässt sich aber plausibel mit der Wirkung der Gerbstoffe auf die Gebärmutterschleimhaut erklären. Da die Heilpflanze außerdem schmerzstillende und krampflösende Wirkstoffe enthält, ist sie, obwohl niemals Gegenstand einer wissenschaftlichen Studie, für viele Frauen auch heute eine Möglichkeit, Schmerzen zu lindern und sich ins Gleichgewicht zu bringen.
Alchemilla mollis und Alchemilla xanthochlora: Verwirrende Vielfalt
Es gibt weltweit über 800 Arten von Alchemilla, wie Frauenmantel botanisch heißt. Teilweise unterscheiden sie sich hauptsächlich in der Größe – wie zum Beispiel Alchemilla xanthochlora (auch Alchemilla vulgaris oder Gelbgrüner Frauenmantel) und die etwas größere Art Alchemilla mollis.
Für wissenschaftliche Studien zur Wirkung etwa bei Durchfallerkrankungen wurde Alchemilla xanthochlora verwendet. Das heißt aber nicht, dass nur diese Art als Heilpflanze verwendet werden kann. Die Wirkstoffkonzentrationen der Arten unterscheiden sich zwar durchaus, doch welche Auswirkungen das auf eventuelle Heilwirkungen hat, ist nicht bekannt. In der Volksmedizin werden überall in Europa die vor Ort vorkommenden Arten verwendet. In den Alpen wird zum Beispiel der Alpen-Silbermantel gesammelt.
Eine giftige Art von Alchemilla ist nicht bekannt, man sollte es mit dem Konsum aber auch nicht übertreiben, da zu viele Gerbstoffe die Leber oder die Magenschleimhaut angreifen können. Die empfohlende Tagesdosis für Frauenmanteltee liegt bei zwei bis drei Tassen.
Welche Wirkung hat Frauenmantel auf den Hormonhaushalt?
Oft liest man, dass Frauenmantel hormonell ausgleichend wirke. Ob das wirklich stimmt, lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Aber vielleicht geht diese Aussage auf die neuzeitliche Vorstellung zurück, dass alles, was Frauen guttut, irgendetwas mit Hormonen zu tun haben muss. Dass Frauenmantel bei Menstruationsschmerzen hilft, lässt sich aber auch sehr gut mit dem Gerbstoffgehalt erklären.
Es wäre schade, wenn sich Männer von dieser Aussage abschrecken ließen, die Heilpflanze Frauenmantel zu verwenden: Denn Frauenmantel hilft nachweislich zum Beispiel auch bei Zahnfleischentzündungen und Durchfallerkrankungen.
Wofür ist der Frauenmantel noch gut?
Im Frauenmantel sind Gerbstoffe enthalten, die auf Schleimhäute entzündungshemmend wirken. Die besondere Gerbstoff-Kombination wird traditionell auch zur Wundbehandlung eingesetzt. Davon ließ sich auch die Kosmetikbranche inspirieren: Frauenmantel hat eine vielversprechende, zweite Karriere in der Schönheitsbranche gestartet. Doch auch schon im Mittelalter gab es die Empfehlung: Auflagen auf die Brüste machen sie “hert und strack”. Zudem wird aktuell auch intensiv erforscht, was die Anwendung bei entzündlichen Hauterkrankungen bewirkt.
Wie wirkt Frauenmantel in den Wechseljahren?
Frauenmantel wird wegen der angenommenen hormonellen Wirkung vielen Frauentees und Präparaten zugesetzt, die eine Mischung aus verschiedenen – mehr oder weniger gut untersuchten – Frauenkräutern enthalten. Und der angebliche Gehalt an Progesteron-artigen Pflanzenhormonen wäre ja auch eine praktische Ergänzung zu Pflanzen, die Östrogen-artige Stoffe beinhalten, wie Rotklee und Soja, oder auf Östrogenrezeptoren wirken, wie zum Beispiel die Traubensilberkerze.
Nur leider enthält Frauenmantel keine Progesteron-artigen Wirkstoffe. Möglicherweise wirkt auch er auf Östrogenrezeptoren. Aber wie genau das geschieht, muss erst noch erforscht werden.
Frauen in und nach den Wechseljahren könnten aber dennoch vom Frauenmantel profitieren. Sie sind oft von einer durch den Östrogen-Rückgang verursachten Atrophie (Schwund) der Schleimhäute im Intimbereich betroffen. Das kann zu Entzündungen und Juckreiz führen. Die lokale Anwendung von Östrogen-Präparaten ist eine bewährte Methode. Eine traditionelle Anwendung in der Volksmedizin ist hier das Frauenmantel-Sitzbad.
Ist Frauenmanteltee gut in der Schwangerschaft?
Das Problem ist, dass es zur Frage, ob Frauenmanteltee gut für die Schwangerschaft ist, keine aussagekräftigen Studien gibt. Man muss sich also auf das Erfahrungswissen der Volksheilkunde verlassen. Doch da gibt es zum Teil widersprüchliche Angaben. Frauenmanteltee soll schwangerschaftsstabilisierend wirken, aber auch wehenfördernd. Je nachdem, in welchem Schwangerschaftsstadium Frauen ihn trinken.
In der gynäkologischen Praxis wird der Frauenmantel wegen der unsicheren Datenlage nicht empfohlen. Hebammen haben möglicherweise eigene Erfahrungen, die sie auch weitergeben. Trotzdem sind auch hier nicht mehr als zwei bis drei Tassen pro Tag empfehlenswert.
Wann Frauenmantel- und wann Himbeerblättertee?
Die Wirkung von Frauenmantel- und Himbeerblättertee beruht auf dem hohen Gerbstoffgehalt. Allerdings sind die enthaltenen Gerbstoffe nicht identisch. Welche Konsequenzen das hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht worden. Beim Himbeerblättertee gibt es zwar Studien zur Wirkung in der Schwangerschaft, aber die Ergebnisse sind nicht einheitlich und eindeutig.
Angesichts der großen Zahl von Frauen, die in der Schwangerschaft zu Himbeerblättertee greifen, ist das bedauerlich, denn eine australische Studie erwähnt, dass 14 Prozent der Schwangeren Himbeerblättertee komsumierten. Es gibt auch keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung von Frauenmanteltee und Himbeerblättertee wissenschaftlich seriös miteinander vergleichen.