Frauenhaus: In Sicherheit, doch ohne Geld – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Wer Schutz und Zuflucht in einem Frauenhaus sucht, reist ohne großes Gepäck. „Die meisten haben nur das dabei, was sie am Leib tragen, dazu ein paar Kleider und etwas Spielzeug“, sagt eine Mitarbeiterin des Wolfratshauser Vereins Frauen helfen Frauen, die wie ihre Kolleginnen anonym bleiben möchte – aus Sicherheitsgründen. „Sie haben ihre Kinder an der Hand und bestenfalls ein paar Dokumente in der Tasche.“ Nicoline Pfeiffer, die den Verein mit aufgebaut und viele Jahre lang geleitet hat, bringt es auf den Punkt: „Sobald eine Frau ins Frauenhaus kommt, ist sie arm.“
Wer über Ersparnisse oder ein eigenes Einkommen verfügt, kann sich im Notfall für einige Zeit in ein Hotel oder eine Ferienwohnung zurückziehen. Wer ein gutes soziales Netzwerk hat, schläft ein paar Tage bei der Tante, der Schwester oder einer Freundin. Frauen, die ganz auf sich gestellt sind und um Leib und Leben fürchten, brauchen Hilfe, wie sie ihnen das Frauenhaus der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach bietet. Sieben Erwachsene und elf Kinder können dort zu Atem kommen und Kräfte für einen selbstbestimmten und gewaltfreien Neubeginn sammeln.
Ihr erster Weg führt meist zur Kleiderkammer des Vereins „Frauen helfen Frauen“ in der Wolfratshauser Bahnhofstraße 13, die gerade einen schicken neuen Namen bekommen hat: Anziehbar. Dort finden auch Kinder und Jugendliche Klamotten, für die sie sich nicht schämen müssen. Für Schulranzen und eine Erstausstattung mit Stiften und Heften kommen oft Spender auf. Problematisch werde es, wenn ein Kind seine Brille verliere, erklärt eine Mitarbeiterin. „Das ist eine kleine Katastrophe.“
Je älter die Kinder seien, desto schwerer falle ihnen die Umstellung. Besonders hart sei es für Jugendliche. „Auch sie lassen ja ihr gesamtes soziales Umfeld zurück.“ Für kulturelle, sportliche und soziale Aktivitäten stellt ihnen das Jobcenter im Rahmen der „Leistungen für Bildung und Teilhabe“ etwa 15 Euro im Monat zur Verfügung. Das kostet mittlerweile eine Pizza.
„Manche Kinder haben noch nie etwas unternommen“, sagt eine Sozialpädagogin
Der Verein versucht daher, ein attraktives und zugleich kostengünstiges Freizeit- und Ferienprogramm auf die Beine zu stellen. Mal gibt es einen Ausflug zum Spielplatz im Nachbarort, mal steht ein begehrtes Angebot wie therapeutisches Reiten auf dem Plan. „Alles mit Tieren ist toll“, sagt eine Sozialpädagogin. „Manche Kinder haben noch nie etwas unternommen.“
Schwieriger sei es, sie in der Schule zu unterstützen. Ihre Erfahrung: „Man beantragt beim Jobcenter Lernförderung, wartet drei Monate auf den Bescheid und dann gilt dieser rückwirkend zum Schuljahresbeginn. Das ist frustrierend.“ Manche Mütter und Kinder haben das Frauenhaus dann schon wieder verlassen – sei es, weil sie von ihren Männern aufgespürt wurden und an einen anderen anonymen Ort weitergezogen sind, sei es, weil sie das große Glück hatten, eine Wohnung zu finden. Manche kehren auch zu ihren Männern zurück.

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Im Frauenhaus leben Mütter und Kinder in einer Wohngemeinschaft. Gefragt sind dort Möbel und Spielsachen, die robuster sind als herkömmliche Ware. Hier will SZ Gute Werke helfen. Traumatisierte Kinder gingen anders mit Dingen um als Gleichaltrige, die in einem intakten Umfeld aufwüchsen, sagt eine Sozialpädagogin. Das sei verständlich. „Sie mussten nie miterleben, wie die Mutter weinend zusammenbricht oder Blut spritzt.“ Faszinierend sei für sie, immer wieder zu sehen, wie schnell sich manche Kinder im Frauenhaus erholten: „Die merken, die Mama ist in Sicherheit, und blühen auf.“
So können Sie spenden
Wer helfen will, wird um ein Geldgeschenk gebeten, Sachspenden können leider nicht entgegengenommen werden. Bareinzahlungen sind im SZ Servicepunkt, im Kaufhaus Ludwig Beck, Eingang Dienerstraße, 1.OG., Marienplatz 11, möglich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10-18 Uhr. Sicher online spenden können Leserinnen und Leser im Internet unter www.sz-gute-werke.de.





















