Kultur

Frauenbild bei Thomas Mann: Dämon Weib | ABC-Z

Von Anbeginn meiner Lektüre haderte ich mit Thomas Mann. Und tue es bis heute. Das hat vor allem mit den Frauen in seinem Werk zu tun.

Thomas Mann mit seiner Tochter Erika 1950 in New York
© Elliott Erwitt/​Magnum Photos/​Agentur Focus

Ich habe es schwer in der Reihe der Gratulanten. Zum einen, weil man in der oberen Liga der Thomas-Mann-Verehrung in Deutschland bis vor Kurzem Vornamen wie Reinhard, Klaus, Hermann oder Dieter trug. Als Marcel Reich-Ranicki vor fünfzig Jahren in der FAZ das “nationale Ereignis” des 100. Geburtstags Thomas Manns feiern ließ, gab es unter den Gratulanten kein einziges “Weib”, um gleich mit einem Lieblingswort des Jubilars ins Haus zu fallen.

Zum anderen habe ich Angst vor der Blamage, mein Unbehagen gegenüber den Meisterwerken eines zu Recht weltberühmten Autors einzugestehen. Und dann vielleicht so türenschlagend und vorlaut zu erscheinen wie die unerzogene Madame Chauchat im Zauberberg. Oder schlimmer noch wie die unerträgliche Frau Stöhr mit ihren fettigen Haaren und den matt erhitzten Wangen, deren “Bildungsschnitzer” den Leser des Zauberbergs zum gönnerhaften Schmunzeln einladen. Womit ich beinahe schon die vollständige Typologie des Weiblichen dieses größten Romanciers Deutschlands zusammengetragen habe.

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