Frauen-Bundesliga: Deutsche Ausrufezeichen zur rechten Zeit | ABC-Z

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Der Kraftakt des FC Bayern in der Champions League tut dem gesamten deutschen Frauenfußball gut. Auch Eintracht Frankfurt punktet für die Liga.
Hand in Hand hatten sich die Spielerinnen des FC Bayern vor der Südkurve postiert. Es müssen nicht immer 75.000 Menschen in der Arena sein, und nicht immer die Männer klare Siege einfahren: Eine Aufholjagd der Frauen in der Champions League kann auch viel Spaß machen. Was die Münchnerinnen am dritten Spieltag der Ligaphase gegen den Titelverteidiger Arsenal WFC (3:2) vor 15.407 Augenzeugen vollbrachten, zauberte nicht nur Kapitänin Glodis Perla Viggosdottir ein breites Lächeln auf die Lippen.
Das DFB-Team als Vorbild
Die resolute isländische Abwehrspielerin hatte entschlossen das 3:2-Siegtor (86.) erzielt – und damit den 0:2-Rückstand gedreht. Auf der Homepage des FC Bayern war von einer “magischen Nacht im Münchner Norden” die Rede, was ein bisschen übertrieben klang, aber das Signal für den deutschen Frauenfußball war am Mittwochabend (12.11.2025) nicht zu unterschätzen.
Nicht nur das fürs Finale der Nations League gegen Spanien qualifizierte deutsche Nationalteam ist wieder auf höchster Ebene konkurrenzfähig, wenn alles an Zusammenhalt, Einsatzwillen und Leidenschaft ausgepackt wird, um den einen oder anderen spielerischen Mangel zu beheben. Auch auf Vereinsebene, wo es in den letzten Jahren so viele ernüchternde Ergebnisse gegen die Topteams aus Europa setzte, hat sich eine deutsche Mannschaft gegen ein Topteam aus England zurückgemeldet.
Klara Bühl in Topform
Ähnlich wie sich die DFB-Frauen erst kürzlich in den Halbfinals gegen Frankreich (1:0, 2:2) durchsetzten, bezwangen nun die deutschen Doublesiegerinnen einen starken Gegner mit der überragenden Nationalstürmerin Klara Bühl, die alle drei Treffer vom linken Flügel vorbereitete. Die zur Spielerin des Spiels gewählte 24-Jährige sagte: “Ich glaube, so ein Sieg tut extrem gut, vor allem in der Tabelle, aber auch für unser Selbstbewusstsein, dass wir einfach auf diesem Niveau mithalten können und mitspielen können.”
Genau wie Christian Wück hatte auch Bayern-Coach José Barcala ein glückliches Händchen: Das von ihm eingewechselte Toptalent Alara traf zum 1:2-Anschlusstreffer (67.), die von ihm eingewechselte Weltklassestürmerin Pernille Harder erzielte den 2:2-Ausgleich (80.). Damit war die passive erste Halbzeit vergessen.
Trainer José Barcala zufrieden
“Wir können akzeptieren, wenn wir leiden, wenn der Gegner besser ist, aber wir müssen ruhig bleiben, geschlossen bleiben und gemeinsam die Schwierigkeiten angehen”, sagte der Spanier. „Das nehme ich mit für die Zukunft. Wir müssen kämpfen bis zur letzten Minute.” Das sei das Wichtigste, was er als Trainer aus dem Spiel mitnehme.
Seine Verpflichtung ging auf dem Bayern-Campus einher mit der Hoffnung, auf internationaler Ebene besser abzuschneiden. Nur 2019 kamen die FCB-Fußballerinnen ins Champions-League-Halbfinale, blamierten sich 2023 in der Gruppenphase, wirkten im Frühjahr im Viertelfinale gegen Olympique Lyon überfordert (0:2, 1:4).
Der französische Rekordsieger hatte am Dienstag (11.11.2025) auch dem VfL Wolfsburg (3:1) eine Lektion in Sachen Tempo und Technik erteilt. Gut, dass der Vizemeister schon sechs Punkte auf dem Konto hatte. So haben die beiden deutschen Champions-League-Teilnehmer gute Chancen, mindestens die Playoffs im nächsten Jahr zu erreichen. Die ersten vier Plätze, die direkt zum Einzug ins Viertelfinale berechtigen, unter den neuerdings 18 Teams sind schwer erreichbar.
Laura Freigang schöpft Zuversicht
Insgesamt kann sich die deutsche Bilanz wieder sehen lassen, da auch Eintracht Frankfurt nach dem spät erkämpften Auswärtssieg beim PSV Eindhoven (2:1) gute Chancen aufs Viertelfinale im neu erschaffenen Women’s Europa Cup hat. “Es ist ein wichtiges ‚take-away‘ bis zum Ende dranzuglauben. Das ist gut für die ganze Gruppe”, sagte Nationalspielerin Laura Freigang, die den 1:1-Ausgleich erzielte (85.), ehe Remina Chiba das permanente Frankfurter Anrennen belohnte (90.).
Genau wie die Männer nehmen auch die Frauen der Eintracht jedes Europapokalspiel überaus ernst, denn jeder Punkt in der Uefa-Fünfjahreswertung hilft. Deutschland hat mit seinem aktuellen Klubkoeffizienten in dieser Saison (9,500) schon jetzt die Spielzeiten 2024/25 (8,833) und 2023/24 (7,333) übertroffen, weist aber klaren Rückstand zu Spanien, Frankreich, England auf, die auf den ersten drei Plätzen mit minimalem Abstand liegen.
Bernd Neuendorf will beste Spielerinnen halten
Um international nicht den Anschluss zu verlieren, hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf dem DFB-Bundestag die Anschubfinanzierung von 100 Millionen Euro für die Ausgliederung der Frauen-Bundesliga gerechtfertigt: “Die Entwicklung zeigt, dass dieser Schritt absolut überfällig ist, und wir diese Investition tätigen müssen. Sonst laufen wir Gefahr, unsere Nationalspielerinnen und vielleicht auch Talente Richtung, England, Spanien, aber auch USA zu verlieren.”
Der 64-Jährige hatte in seiner Rede vor den Delegierten zudem argumentiert, dass im Frauen- und Mädchenfußball “ein großes Potenzial” stecke, das der Verband mit dem Joint Venture wecken will. Die Klubs wollen Minimum 300 Millionen Euro in den nächsten Jahren investieren; deutlich mehr also als der Verband, weswegen sich die Gründung der Frauen-Bundesliga-Gesellschaft (FBL GmbH) auch so lange hinzögerte.
Gründungsdatum für den Ligaverband wird nun der 10. Dezember sein, wenn die Vertreter beider Seiten auch den Vorsitz der Gesellschafterversammlung festlegen wollen. Eine Kandidatin ist dem Vernehmen nach die gerade bei Eintracht Frankfurt zur Direktorin Frauenfußball beförderte Katharina Kiel, die ein gutes Netzwerk pflegt, allerdings öffentlich nur ungern kommuniziert.
Richtungsweisende Entscheidung bei der Uefa am 3. Dezember
Das Sagen wird ohnehin die Geschäftsführung der FBL GmbH haben, über deren Zusammensetzung noch Rätselraten herrscht. Auch Liga-Vertreter halten sich bisher bedeckt, pochen aber auf Mitsprache. Fest steht, dass zuvor die deutschen Fußballerinnen ihre Nations-League-Endspiele gegen die spielstarken Spanierinnen austragen. Das Hinspiel am 28. November (20.45 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern ist fast schon ausverkauft. Am 2. Dezember (18.30 Uhr/live ARD) steigt das Finalrückspiel im Estadio Metropolitano.
Am 3. Dezember entscheidet dann in Nyon das Uefa-Exekutivkomitee über den Gastgeber der Frauen-EM 2029. Der DFB will unbedingt das Turnier ausrichten, um sich ähnlich wie England mit der EM 2022 einen Schub für den Frauenfußball tief in die Gesellschaft zu erzeugen. Daher kommt das bayrische Statement in der Königsklasse gegen die Gunners in diesen richtungsweisenden Wochen gerade recht.





















