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Franziska van Almsick: “Dieser Goldfluch hat mich fast kaputt gemacht” | ABC-Z

Die dreiteilige ARD-Dokuserie “Being Franziska van Almsick” erzählt die außergewöhnliche Lebens- und Sportgeschichte einer der bekanntesten deutschen Schwimmerinnen. Als erster Superstar des wiedervereinigten Deutschlands prägte Franziska “Franzi” van Almsick (47) in den 1990er-Jahren eine ganze Generation – sie wurde bewundert, gefeiert und viel kritisiert.

Vom Wunderkind zur Ikone zwischen Ost und West

Die Doku zeichnet Franziska van Almsicks Aufstieg von der “kessen Göre” aus Berlin-Treptow zur Weltmeisterin und Weltrekordhalterin nach. Bereits mit 14 Jahren stand sie bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona auf dem Podium: Ihre Silbermedaille über 200 Meter Freistil machte sie zum medialen Wunderkind.

Fortan musste sie nicht nur den sportlichen Erwartungen, sondern auch dem allgegenwärtigen Druck der Boulevardpresse standhalten. Auf die Phase als Teenie-Idol und Werbegesicht folgten auch große Krisen. “Nie habe ich davon geträumt, berühmt zu werden, alles was dann kam, ist eben einfach passiert”, blickt van Almsick in einem persönlichen Interview mit Dokumentarfilmern zurück.

Zwischen Goldfluch und Selbstzweifel

In der Folge “Superstar” geht es um ihre Leidenschaft für den Schwimmsport. “Ich glaube schon, dass ich an normalen Tagen fünf bis sieben Stunden Sport gemacht habe”, erinnert sich van Almsick, die bereits bei der Kinder- und Jugendspartakiade der DDR 1989 in Berlin Erfolge feierte.

Nach ihrem Gewinn der Olympia-Silbermedaille in Barcelona war sie mit 14 Jahren plötzlich berühmt. Der Druck weiter abzuliefern und die eigene Sehnsucht nach der Goldmedaille, machten ihr zunehmend zu schaffen. “Dieser Goldfluch hat mich fast kaputt gemacht. Es war ein Erfolgsfluch. Man erwartete, dass ich abliefere”, beschreibt van Almsick ihre innere Zerrissenheit zwischen der Freude am Sport und den medial geschürten Erwartungen von damals.

Im Mittelpunkt der Episode “Fehlbar” stehen die Niederlagen und Rückschläge. Van Almsick spricht offen über Selbstzweifel und den Umgang mit Misserfolgen. “Ich hab’s einfach satt, ein Superstar zu sein”, sagt sie in einer Archivaufnahme. “Ich weiß nicht, wie viele Menschen in Deutschland eine olympische Medaille, eine fucking olympische Medaille zuhause haben … und dann krieg’ ich so auf die Mütze”, macht die zehnfache Medaillenbesitzerin ihrer Verzweiflung Luft.

Franziska van Almsick: “Die Essstörungen sind wie ein Wecker”

Der dritte Teil “Unzerstörbar” thematisiert unter anderem die Essstörung, zu der der Erfolgsdruck, die gnadenlose öffentliche Kritik und der übervolle Terminkalender führten: “Das Einzige, was ich am Ende selbst entscheiden konnte, war, ob ich esse oder nicht esse. Und ich hab einfach aufgehört zu essen”, erzählt sie. Das Resultat: “Drei Salzstangen, einmal abgebissen vom Apfel, fünf Gummibärchen”, waren die Tagesration.

Eine Psychologin half ihr dabei, sich selbst wiederzufinden: “Ich hab gelernt, mich selbst zu lieben, so wie ich bin. Und mich zu lieben, wenn Dinge nicht gut laufen”, so van Almsick. Das sei wichtig gewesen.

“Und dann kam Kretsche ins Spiel, der alte Haudegen”, sagt ihre ehemalige Teamkollegin Cathleen Rund (47) zum anderen Stützpfeiler im damaligen Leben der Sportlerin. Gemeint ist der Handball-Star Stefan Kretzschmar (52), mit dem sie von 2000 bis 2004 liiert war. “Er hat mich berührt in einem Moment, in dem ich am Boden lag und am Ende war”, erinnert sich van Almsick an diese wichtige Begegnung in ihrem Leben. “Wir haben ein gutes Verhältnis. Ich möchte die Zeit nicht missen”, sagt sie heute über ihn.

Den Umgang mit den Essstörungen hat sie inzwischen gelernt, wie Franziska van Almsick sagt. Sie sei wie ein Wecker. “Wenn ich anfange, mit dem Essen rumzuspinnen, dann weiß ich, dass es mir nicht gut geht. Aber das ist was, was immer bleibt und immer da ist.”

Persönliche Einordnung

Besonders sehenswert macht die Doku, dass Franziska van Almsick ihre Erlebnisse selbst einordnet. Ergänzt wird das Interview, das im historischen Stadtbad Lichtenberg in Berlin Lichtenberg aufgezeichnet wurde, durch beeindruckendes Archivmaterial.

Außerdem führten die Filmemacher viele offene Gespräche mit den Eltern Bernd und Jutta van Almsick, den Trainern, der ehemaligen Managerin, Team-Kolleginnen oder Schwimmlegenden wie dem mehrfachen Weltmeister Michael Groß (61) sowie weiteren Zeitzeugen aus Ost und West – schwierige Themen wie Doping im DDR-Schwimmsport werden ebenfalls beleuchtet.

“Being Franziska van Almsick” ist ab 4. September in der ARD Mediathek verfügbar und am 9. September ab 22:50 Uhr im Ersten zu sehen.


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