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Frankfurts 2:0 gegen BVB: Fast schon kitschige Abschiedsgeschichte um Marmoush – Sport | ABC-Z

Irgendwann sah es fast kitschig aus. Aber irgendwie auch kindisch, wie die Spieler von Eintracht Frankfurt in ihren Thermojacken bei Temperaturen um den Gefrierpunkt einen Noch-Kollegen in Lederjacke in die erste Reihe schubsten, der gar nicht mitgespielt hatte. Dass Omar Marmoush sich auf dem Rasen über den Kraftakt gegen Dortmund (2:0) mit freute, als habe er wie zuletzt gegen Freiburg (4:1) wieder Tore und Vorlagen beigesteuert, war schon ungewöhnlich genug. Aber dass der Ägypter dann noch von der Nordwestkurve gefeiert wurde, dass ihm die Tränen in den Augen standen? Das war allemal ungewöhnlich. Hat es schon mal einen stilvolleren Winterwechsel in dieser Größenordnung gegeben?

„Die Bilder am Ende sprechen Bände“, sagte Eintracht-Coach Dino Toppmöller, den diese Verabschiedung sehr berührte: Diese Gänsehautmomente, versicherte der 44-Jährige, werde er sein Leben lang nicht vergessen. Weil sie auch viel über Mannschaft und Verein aussagen würden und das emotionale Band, das viele Ebenen verbindet, was in Frankfurt in jüngerer Vergangenheit nicht immer der Fall war. Der Verlust von Marmoush, allein in der Liga 15 Mal als Torschütze und zehnmal als Vorbereiter erfolgreich, stehe exemplarisch für einen neuen Spirit, wie Toppmöller herausstellte: „Jeder hat dazu beigetragen, dass er scheinen kann. Wir werden Omar als Spieler vermissen und noch viel mehr als Menschen.“

Insbesondere die Eintracht-Ultras verstoßen eigentlich jeden, der ihrer SGE nicht die Treue hält: Im Fall des ablösefrei aus Wolfsburg gekommenen Feinfußes mit eingebautem Turbo ist das offensichtlich anders, weil jeder in dem 25-Jährigen einen untadligen Sportsmann erkennt, der sich mit seinem Wechsel zu Manchester City einen Kindheitswunsch erfüllt. Auf Groll oder verletzten Stolz verzichten sie in Frankfurt. „Sein Traum war immer die Premier League, und jetzt hat er die Chance. Das wird ihm niemand übelnehmen“, sagte Keeper und Kapitän Kevin Trapp. Der Klub kann und will bei fast 80 Millionen Euro Ablöse – davon 75 Millionen als Sockelbetrag, der Rest als Boni –  nicht Nein sagen. Der Spieler kann und will bei einem kolportierten Jahresverdienst von rund 15 Millionen Euro nicht ablehnen. Zumal er nun in der global beachteten Premier League auftritt, wo sein großes Vorbild Mo Salah (noch) beim FC Liverpool spielt.

„Wir wissen alle, was wir an Omar hatten. Überragender Charakter, überragender Spieler. Es ist immer schade, wenn ein Spieler geht. Wir werden ihn vermissen“, sagte Mario Götze, der gegen seinen Ex-Verein direkt so aufspielte, als wolle er Marmoush persönlich ersetzen. Irgendwie schien jeder Frankfurter speziell bei der Arbeit gegen den Ball noch mal ein paar Extra-Sprints einzulegen. Die Eintracht wirkt gewappnet für eine neue Zeitrechnung ohne Marmoush.

Marmoush bekommt von allen in Frankfurt nur Lob – und beste Wünsche

„Bei den Szenen nach Spielschluss sieht man: Omar ist immer noch ein Teil von uns. Jeder gönnt ihm den nächsten Schritt“, beteuerte im Nachgang auch Sportvorstand Markus Krösche, „er hat es verdient, dass er diesen Abschied bekommt.“ Und dann erklärte der SGE-Macher noch: „Wenn Spieler sich schneller entwickeln als der Verein, kann so etwas passieren. Dass es schon im Winter so konkret wird, war nicht geplant. Das ist aber Teil des Business.“

Der 44-Jährige gehört nicht zu den Verantwortlichen, die Fußballern auch nur eine Träne nachweinen, wenn woanders exorbitante Verdienstmöglichkeiten winken. Die berechtigte Frage, ob er auf den Weggang des Unterschiedsspielers vorbereitet sei, entlockte ihm nur ein müdes Lächeln. Top-Kandidaten wie Arnaud Kalimuendo (22 Jahre/ Stade Rennes), Mathys Tel (19/ FC Bayern) oder Jonathan Burkardt (24/ FSV Mainz) sind im Winter nur schwer oder definitiv nicht zu bekommen.

Es wäre insbesondere bei der Zusatzbelastung durch die Europa League – Donnerstag kommt bereits Ferencvaros Budapest in den Stadtwald – fatal, wenn die Hessen im Angriff nicht nachlegen würden. Anders als bei der Demission von Randal Kolo Muani im Sommer 2023, als die Einigung mit PSG gegen die Rekordsumme von 95 Millionen Euro erst nach Schließung des Transferfensters in Deutschland zustande kam, gibt es diesmal mit dem Transferschluss am 3. Februar genügend Zeit. Zeit, einen Nachfolger ins Frankfurter Milieu zu locken, in dem Stürmer aus aller Welt seit Jahren besonders gut gedeihen.

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