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Frankfurt: Wie die VGF den Zustand der U-Bahn-Stationen verbessern will | ABC-Z

Endlich Herr im Haus: Seit Anfang 2024 ist die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) wirtschaftliche Eigentümerin aller Tunnel und 27 unterirdischen Stationen, die sie für den Betrieb der U-Bahn benötigt – einschließlich der B-Ebenen mit ihren Geschäften. Sie kann also frei schalten und walten, wenn es um das Erscheinungsbild geht. Etwa in der Hauptwache, der mit täglich 110.000 Fahrgästen am stärksten frequentierten Station.

Ein dünnes Fiepen von oben holt dort die reine Lehre in die Realität zurück. „Wir würden die Decken gern zumachen“, sagt Jan Hoffmann, Fachbereichsleiter Gebäudemanagement der VGF. Die Gitterraster sind an vielen Stellen für Kabelarbeiten geöffnet. „Aber zuerst müssen wir die Tauben wieder herausbekommen.“ Man könne die Jungen nicht im Nest verhungern lassen. Also muss er sich außer mit den Technikern auch mit dem Taubenverein abstimmen.

Dennoch erwartet nicht nur die VGF Vorteile, wenn sie die Stadtbahnstationen aus einer Hand entwickeln, betreuen und „zeitnah“ umbauen kann, wie es in einem Beschluss zur Vermögenseinlage heißt. Passanten konnten jüngst sehen, wie außer an der Konstablerwache auch an der Hauptwache Treppen, Abgänge und Wände mit Hochdruckreinigern gesäubert wurden. Trotzdem sind viele der fast 60 Jahre alten Stufen zwar den Grauschleier los, aber noch immer fleckig. „Manches lässt sich nicht mehr schön­reinigen“, sagt Hoffmann.

Nicht die VGF, sondern das Umweltamt bestimmt derzeit noch, wann die Mülleimer geleert werden.Lando Hass

Die Hauptwache mit der B-Ebene und den zwei Tiefstationen für S- und U-Bahn sei zwar immer betriebssicher gewesen, aber Pumpen und Heizung seien veraltet und das Erscheinungsbild desolat, sagt der Ingenieur. Kurzfristig hat die VGF einige Verbesserungen vorgenommen: Die am Rand brüchigen Balustraden des Abgangs von der Zeil zum Museum of Modern Electronic Music etwa wurden mit braunem Naturstein gefasst und Glas­elemente an den Brüstungen ausgetauscht. Aber nur als Überbrückung bis zur grundlegenden Neugestaltung.

451 Millionen Euro für besseren Zustand der Stationen

Der öffentliche Dienstleistungsauftrag, der neben der Direktvergabe des Schienenverkehrs mit Straßen- und U-Bahn für 22,5 Jahre erstmals auch die Übertragung des Tunnelvermögens vorsieht, stellt für Investitionen in diesem Zeitraum 451 Millionen Euro bereit. Weitere 178 Millionen Euro sind für konsumtive Ausgaben vorgesehen. „Zum Beispiel die Instandhaltung für den Betrieb und die Reinigung“, erläutert Hoffmann.

Außer der Haupt- und der Konstablerwache ist gerade die Station Willy-Brandt-Platz gereinigt worden. Zudem wurden mit den Städtischen Bühnen die Wände neu gestaltet, die Bahnsteig­ebenen bekommen ebenfalls neue Motive. Die Rolltreppen sind schon vor längerer Zeit erneuert worden – zwölf ihrer insgesamt 270, teils bis zu 35 Jahre alten Rolltreppen tauscht die VGF jedes Jahr aus.

Sonderrolle für Mülleimer und Toiletten

Während die Verkehrsgesellschaft die Technik in den insgesamt 17 Kilometer langen U-Bahn-Tunneln auch in den vergangenen Jahren instandgehalten und ergänzt hat, gab es für die Stationen ein schwer durchschaubares Geflecht von Zuständigkeiten. „Das war in sogenannten Arbeitsmethodiken geregelt, teils noch auf Schreibmaschinendurchschlägen gar nicht mehr existierender Ämter“, sagt Hoffmann. Das sei mit dem neuen Dienstleistungsvertrag weitgehend abgeschafft worden – ganz verschwunden sind Kompetenzüberschneidungen aber nicht. In elf Stationen leert die Entsorgungsgesellschaft FES die Mülleimer noch immer im Auftrag des Umweltamts, die VGF zahlt. „Die B-Ebenen gelten auch als Fußgängerunterführung“, sagt der Fachbereichsleiter. Das Verkehrsunternehmen will zum 1. Januar die Aufträge gerne selbst vergeben – nicht zuletzt, um das Leistungsverzeichnis ausweiten und häufiger reinigen lassen zu können. Um die Toilette in der B-Ebene der Hauptwache, ein wichtiges Element für den Gesamteindruck, kümmert sich weiter das Amt für Bauen und Immobilien. „Das kommt daher, dass es für alle öffentlichen Toiletten zuständig ist“, sagt Hoffmann.

Ein Faktor bleibt zudem die Deutsche Bahn, mit der sich die VGF in vier Stationen arrangieren muss. „Die Zuständigkeiten dürfen keine Rolle spielen“, sagt Klaus Dreyer, Geschäftsbereichsleiter der VGF für Projekt- und Gebäudemanagement. „Wir müssen immer die Sichtweise der Fahrgäste einnehmen.“ Nach wie vor müssen Investitionen von den Stadtverordneten freigegeben werden. In der letzten Sitzung vor den Ferien stellten sie 2,8 Millionen Euro bereit, für verschiedene technische Anlagen in mehreren Stationen, aber auch für zwei neue Lastenaufzüge in der Hauptwache. Denn von dreien geht nur noch einer, über den die Läden ebenso beliefert werden wie der Müll nach oben gefahren wird. Das soll künftig getrennt werden.

Nicht alle Stationen sind so alt und sanierungsbedürftig wie die 1968 eröffnete Hauptwache. Für deren Modernisierung, die einen dreistelligen Millionenbetrag kosten dürfte, soll Anfang 2026 eine Machbarkeitsstudie vergeben werden. Bis eine Variante ausgewählt und die nachfolgende Planung abgeschlossen sei, werde es Ende 2029 werden, sagt Geschäftsbereichsleiter Dreyer. 2030 könnten dann die Arbeiten beginnen – unterhalb des Straßenniveaus, denn nur dort ist die VGF Herr im Haus. Für die oberirdischen Flächen, die ebenfalls neu gestaltet werden sollen, läuft gerade eine Bürgerbeteiligung. „Hier stimmen wir uns mit der Stadtplanung ab“, sagt Dreyer.

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