„Fraglich, ob die Hamas als Organisation noch existiert“ | ABC-Z
Gerhard Conrad hat als BND-Agent jahrelang zwischen der Hamas und den Israelis als Unterhändler vermittelt. Mit der WirtschaftsWoche spricht er darüber, welche Verhandlungskanäle den Kriegsparteien nach der Tötung von Hamas-Chefs Yahya Sinwar jetzt noch offen stehen, warum Israels hartes Vorgehen auch Auswirkungen auf potenzielle Geisel-Deals haben wird. Und warum die Hoffnung auf einen schnellen Frieden nach der Tötung wohl verfrüht war.
WirtschaftsWoche: Nach der Tötung Sinwars durch die israelische Armee hatte das Weiße Haus die Hoffnung auf einen „Tag danach“ und Friedensverhandlungen. Stattdessen folgten in den vergangenen Tagen unvermindert heftige Kämpfe in Gaza und Libanon…
Gerhard Conrad: Weil hinter dieser Hoffnung erst einmal viel Wunschdenken steckte. Sinwar ist tot, aber damit ist doch noch nichts gewonnen. Aktuell ist nicht einmal klar, wer denn nun der operative Chef der Hamas ist, ob es überhaupt einen gibt und wie man ihn erreichen kann. Schon bei Sinwars Tötung sah es so aus, als ob er gerade aus Gaza zu fliehen versuchte. Das alleine hätte bereits ähnliche Auswirkungen gehabt, wie wir sie auch jetzt nach der Tötung sehen.