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Fünf-Seen-Fimfestival: Leonie Benesch erhält Hannelore-Elsner-Preis – Starnberg | ABC-Z

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich heute Abend alles nur um mich dreht“, sagte die sichtlich überraschte und ebenso gerührte, vor allem aber ganz und gar bezaubernde Leonie Benesch am Freitagabend in der Starnberger Schlossberghalle. Routiniert und strahlend war sie zuvor am blauen Teppich des Fünf-Seen-Filmfestivals aus dem Auto gestiegen, hatte ins Blitzlichtgewitter gelächelt, Autogramme gegeben und für Selfies mit allen möglichen Menschen posiert, war auf die Bühne gekommen, hatte den diesjährigen Hannelore-Elsner-Preis und einen riesigen Blumenstrauß in Empfang genommen – und wurde dann von ihren Emotionen beinahe überwältigt.

Leonie Benesch ist die siebte Preisträgerin, die den Hannelore-Elsner-Preis erhält. Im Gedenken an die Namensgeberin werden auf dem Fünf-Seen-Filmfestival seit 2019 herausragende Leistungen deutschsprachiger Schauspielerinnen gewürdigt. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung wird von Carsten und Susanne Zehm gestiftet. „Es stimmt einfach, was sie macht“, sagte Festivalleiter Matthias Helwig über die diesjährige Preisträgerin: „Man sieht sie, man staunt und man denkt, wow!’“. Auch die Schweizer Regisseurin Petra Volpe hob in ihrer Laudatio noch einmal hervor, dass Leonie Benesch eine Figur so authentisch verkörpern könne, dass es „wundersam und mysteriös“ ist.

Petra Volpe (rechts), Regisseurin von „Heldin“, hier mit Festivalleiter Matthias Helwig, hält die Laudation auf ihre Hautdarstellerin Leonie Benesch. (Foto: Arlet Ulfers)

Volpe drehte mit Leonie Benesch in der Hauptrolle den Film „Heldin“ über die Arbeit einer Pflegefachkraft. Die Schweiz wird den Film für die Academy-Awards 2026 einreichen, im Dezember entscheidet sich, ob er für einen Oscar in der Kategorie „bester internationaler Film“ nominiert wird. Leonie Benesch ist zurzeit eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Mit „Heldin“ würde die erst 34-Jährige nächstes Jahr bereits zum vierten Mal zu den Oscars reisen. Noch nie habe sie für einen Film so viel emotionales Feedback bekommen, berichtete sie. Das Lob aber gebühre nicht ihr: „Es ist zwar mein Gesicht, aber ich habe es ja nur gespielt. Ich bekomme Lorbeeren, die eigentlich den Pflegenden zustehen.“

„Heldin“, der auf der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, lief in Starnberg nach der Preisverleihung und nahm das Publikum mit in die Spätschicht der Krankenschwester Floria in der onkologischen Abteilung eines Krankenhauses. Die Station ist voll belegt und es gibt zu wenig Personal. Es sind neunzig Minuten, in denen man nun hinter Florias Wägelchen mit den Medikamenten durch die langen Gänge eilt. Man ist hautnah dabei, wenn sie von Zimmer zu Zimmer geht, wenn sie Fieber misst, Windeln wechselt, Bettpfannen leert, wenn sie Spritzen aufzieht und Zugänge legt, wenn sie bei allen Handhabungen gleichermaßen hoch konzentriert ist. Wenn gleichzeitig das Telefon in ihrer Kitteltasche läutet, wenn sie dazwischen noch einen Patienten in den OP bringt, wenn sie tröstende Worte findet, eine Hand hält, sogar noch ein Lied zur Beruhigung singt, eine Reanimation einleitet, gleich danach den Pfefferminztee für den Privatpatienten selbst kocht. Wenn sie endlich das Krankenhaus verlässt und in die Straßenbahn steigt, hat man das Gefühl, man hat mit ihr die ganze Schicht gearbeitet und ist so erschöpft wie sie selbst.

Petra Volpe, die das Drehbuch schrieb und Regie führte, erzählte im Anschluss an den Film, sie werde oft gefragt, ob Leonie Benesch eine echte Pflegefachkraft sei. Die Schauspielerin zeichne sich aber nicht nur dadurch aus, dass sie für eine Rolle sehr gut recherchiere, immer bestens vorbereitet sei und nie einen Texthänger habe, sondern dass sie einer Figur, die es vorher nur auf dem Papier gegeben habe, im wahrsten Sinne des Wortes einen Körper gebe. Benesch selbst hingegen betonte, dass ein Film immer von einem Team gemacht werde: „Es gibt großartige Filmemacher, die großartige Drehbücher schreiben“, sagte sie, „und der Rest ist Glück“.

Wei beliebt Leonie Benesch beim Publikum ist, zeigte sich bei ihrer Ankunft vor der Starnberger Schlossberghalle, wo sie um Autogramme und Selfies gebeten wurde.
Wei beliebt Leonie Benesch beim Publikum ist, zeigte sich bei ihrer Ankunft vor der Starnberger Schlossberghalle, wo sie um Autogramme und Selfies gebeten wurde. (Foto: Arlet Ulfers)

In Starnberg war nicht nur Petra Volpe mit auf der Bühne, sondern auch der Editor Hansjörg Weißbrich, der mit dem Filmschnitt maßgeblich zum atemberaubenden Tempo des Films beigetragen hat. Nicht erwähnt wurde an diesem Abend die Kameraführung von Judith Kaufmann, die ihn geradezu zum Thriller macht. Für Volpe ist der Film auch und vor allem ein politisches Statement. Sie sagte: „Der Pflegenotstand ist in unserer Gesellschaft keine Frage von Geld, sondern von Priorität. Die Situation betrifft vor allem Frauen, deshalb steht er auf der politischen Agenda ganz unten.“ Der Fehler liege nicht zuletzt in einem Gesundheitssystem, das auf Profit ausgerichtet sei.

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