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Krieg in Gaza: Hat Israels Armee auf eine hungrige Menschenmenge geschossen? – Politik | ABC-Z

Mehr als 30 Palästinenser sollen am frühen Sonntagmorgen getötet worden sein, als sie im Süden des Gazastreifens Hilfspakete abholen wollten. Das berichten der Palästinensische Rote Halbmond und die von Hamas-kontrollierten Gesundheitsbehörden. „Menschenmassen waren auf dem Weg zu einem Standort in Rafah, als die israelischen Streitkräfte das Feuer eröffneten“, zitiert der Nachrichtensender CNN einen Sanitäter des Roten Halbmondes.

Palästinenser berichteten in den sozialen Medien davon, dass sie von israelischer Seite aufgerufen worden seien, sich zu dem Ausgabepunkt zu bewegen. Etwa einen Kilometer entfernt soll es dann aufgrund der vielen Menschen zu chaotischen Szenen gekommen sein, die Armee habe das Feuer eröffnet. Videoaufnahmen und Bilder zeigen Leichen auf der Straße und vor einem Krankenhaus in Gaza. Die Aufnahmen konnten bisher nicht verifiziert werden.

Um 3 Uhr morgens an einem Kreisel sollen Schüsse gefallen sein

„Rettungsmannschaften konnten das Gebiet, das unter israelischer Kontrolle steht, nicht erreichen. Daher waren die Bewohner gezwungen, die Opfer mit Eselskarren zum Feldlazarett zu transportieren“, sagte ein Palästinenser der BBC. Die israelische Armee teilte am Sonntagmorgen mit, dass sie „derzeit keine Kenntnis von Verletzungen hat, die durch (israelisches Militär-) Feuer innerhalb der Verteilerstelle für humanitäre Hilfe verursacht wurden. Die Angelegenheit wird noch geprüft.“ Israelische Medien zeigten Videoaufnahmen, die von einer Ausgabestelle in Gaza stammen sollen, auf ihnen sind keine Angriffe zu sehen.

Die sollen sich allerdings auch etwas entfernt zugetragen haben: Tausende Menschen machten sich nach Medienberichten schon Stunden vor Sonnenaufgang auf den Weg zum Verteilungsort. Auf dem Weg dorthin sollen sie von israelischen Streitkräften aufgefordert worden sein, sich zu zerstreuen und später wiederzukommen, wie Zeugen der Nachrichtenagentur AP berichten.

Demnach eröffneten die israelischen Streitkräfte das Feuer, als die Menschenmenge gegen 3 Uhr morgens einen etwa einen Kilometer entfernten Kreisel erreichte. Mohammed Abu Teaima, 33, sagte, er habe gesehen, wie israelischen Soldaten in die Menge schossen und seinen Cousin und eine andere Frau töteten, als sie auf dem Weg zur Verteilungsstelle waren. Er schilderte, sein Cousin sei in die Brust geschossen worden und am Tatort gestorben. Viele andere wurden verwundet, darunter auch sein Schwager.

Die Palästinenser waren offenbar auf dem Weg zu einer Ausgabestelle der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die von Israel unterstützt wird. Die private Stiftung heuerte verschiedene US-Sicherheitsfirmen an, um die Hilfspunkte zu bewachen. Organisationen der Vereinten Nationen und große Hilfsorganisationen haben sich geweigert, mit dem neuen System zusammenzuarbeiten, da es gegen humanitäre Grundsätze verstoße, weil es Israel erlaube zu kontrollieren, wer die Hilfe erhalte, und die Menschen zwinge, zu den Verteilungsstellen umzuziehen. Die GHF bestritt am Sonntag, dass es an der Ausgabestelle zu Todesfällen gekommen sei, dies seien „Falschmeldungen“ der Hamas. Die Organisation teilte mit, sie habe 4,7 Millionen Mahlzeiten in sechs Tagen verteilt, davon etwa 900 000 am Sonntag.

Der Versuch, einen Waffenstillstand auszuhandeln, ist wieder einmal gescheitert

Ebenfalls am Sonntag war ein erneuter Versuch gescheitert, eine Waffenruhe für Gaza auszuhandeln. Die USA und Israel gaben der Hamas dafür die Schuld, die wiederum sieht die USA nicht als „fairen“ Verhandler. Israel und der US-Sondergesandte Steve Witkoff hatten einen 60-tägigen Waffenstillstand und den Austausch von 28 der 58 Geiseln vorgeschlagen, die noch im Gazastreifen festgehalten werden. Im Gegenzug sollten 1200 palästinensische Gefangene frei kommen.

Die Hamas forderte am Sonntag „Veränderungen“ an dem Plan, vor allem wohl Garantien, dass es danach zu einem dauerhaften Waffenstillstand kommen werde. Eine Forderung, die Israel bisher abgelehnt hat. Die Hindernisse dafür sind seit Monaten dieselben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu könnte seine rechtsextremen Verbündeten und seine Mehrheit in der Knesset verlieren, wenn er einem langfristigen Abkommen zustimmt. „Der einzige Waffenstillstand, der geschlossen werden muss, ist eine Kugel in den Kopf“, sagte Itamar Ben-Gvir, der Minister für Nationale Sicherheit. Die Hamas auf der anderen Seite weigert sich, ihre Waffen abzugeben und ihre Führer ins Exil zu schicken. Mehrere Tausend Palästinenser hatten in den vergangenen Wochen gegen die Terrorgruppe demonstriert.

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