Wirtschaft

Forschung aus dem 3D-Drucker: Wie ein Startup die Krebsbehandlung verändern will | ABC-Z

Ghazaleh Madani hat eine Vision: Mithilfe personalisierter Medizin und ganz ohne Tierversuche will sie die Krebsbehandlung revolutionieren. Auf 3D-gedruckten Kunststoffchips wachsen menschliche Tumorzellen, um neue Therapien gezielt zu testen.

Im Labor des Potsdamer Startups CanChip wächst auf einem winzigen Stück Kunststoff bald Großes: menschliche Tumorzellen, gezüchtet auf “Tumor-on-a-Chip”-Systemen. Diese Innovation könnte die Behandlung verschiedener Krebsarten grundlegend verändern und Tierversuche in der Krebsforschung weitgehend überflüssig machen.

Startup-Gründerin Ghazaleh Madani setzt zusammen mit ihrem Team bei CanChip auf 3D-gedruckte Chips, die die komplexe Mikroumgebung eines Tumors im menschlichen Körper nachbilden. “Wir bringen alle Zellen, die es im Darm unseres Körpers gibt, zusammen, um eine realistische 3D-Mikroumgebung zu schaffen. So können wir Medikamente testen und prüfen, ob sie wirken, Nebenwirkungen verursachen oder angepasst werden müssen”, erklärt Madani.

Der Clou: Die Tumorzellen stammen direkt von Patientinnen und Patienten. Damit lassen sich Therapien individuell auf die genetischen und molekularen Besonderheiten jedes Tumors abstimmen – ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Krebstherapie.

Schneller, präziser, tierversuchsfrei

Mit den Chips können Forscherinnen und Forscher nicht nur schneller und gezielter neue Medikamente testen, sondern auch die Erfolgsraten von Behandlungen erhöhen und Nebenwirkungen reduzieren. “97 Prozent der Medikamente, die in Tierversuchen getestet wurden, sind für Menschen nicht wirksam. Das kostet Milliarden und kostet Zeit. Mit unserer Methode können wir Tierversuche ersetzen und die Medikamentenentwicklung effizienter gestalten”, sagt Madani.

Die Chips bieten zudem die Möglichkeit, Wechselwirkungen mit anderen Organen wie Leber oder Niere zu simulieren. So lassen sich auch Nebenwirkungen frühzeitig erkennen und Therapien weiter optimieren.

Persönliche Motivation und rasanter Aufstieg

Ghazaleh Madani, 29 Jahre alt, studierte zunächst Medizin im Iran, bevor sie 2020 nach Deutschland kam. In Potsdam schloss sie ihr Masterstudium in Biochemie und Molekularbiologie ab und gründete CanChip gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Omid Nejati. Ihre Motivation ist persönlich: Mehrere Krebsfälle in der eigenen Familie bewegten sie dazu, ihre Karriere der Krebsforschung zu widmen.

Zu den Geschäftspartnern des Startups gehört auch ein Potsdamer Biotech-Unternehmen, das auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Antikörpern spezialisiert ist. Die Vorteile liegen für die Partner auf der Hand: “Unsere Antikörper können viel schneller validiert werden. Es ist frühzeitig erkennbar, ob sie Potenzial haben oder nicht”, sagt Anja Hönow, eine Vertreterin des Unternehmens.

Jedes Jahr über 200.000 Krebstote in Deutschland

Krebs ist nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen – allein in Deutschland sterben jährlich über 200.000 Menschen an der Krankheit. Madanis Ziel ist klar: “Wir wollen die Entwicklung zielgerichteter, effektiverer Krebsbehandlungen beschleunigen und die Lebensqualität von Patienten weltweit verbessern.”

Mit ihrer “Tumor-on-a-Chip”-Technologie hat CanChip das Potenzial, die Krebsforschung und -therapie grundlegend zu verändern – schneller, präziser und ohne Tierversuche. Dafür wurde sie zuletzt bei den German Startup Awards als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet.

Mit Ghazaleh Madani sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast “Startup – jetzt ganz ehrlich” anhören.

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