Forscherin züchtet aus 1000 Jahre altem Samen einen Baum – Panorama | ABC-Z
Im Alten Testament geht es schon ganz zu Beginn um Samen. In der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Und Gott sprach: ‚Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.‘“ Das ist ja auch nicht unwichtig, denn ohne Samen kein Apfel, ohne Apfel keine Vertreibung aus dem Paradies und ohne Vertreibung – naja, den Rest kennen wir ja. Dabei kommt einem nicht unbedingt als Erstes der Apfel in den Sinn, wenn man an Früchte denkt, die im heutigen Israel wachsen, allenfalls an Granatäpfel.
Es gibt aber auch Pflanzen, die hier seit Ewigkeiten nicht mehr gewachsen sind. Zum Beispiel der Spross eines winzigen, mindestens 1000 Jahre alten Samens, den ein Botanikerteam bereits in den Achtzigerjahren in einer Höhle im Wadi el-Makkuk nördlich von Jerusalem entdeckten. Bis 2010 lagerte der Fund in den Archiven der archäologischen Abteilung der Hebräischen Universität. Dann nahm sich Sarah Sallon von der Hadassah University Medical Organisation in Jerusalem sich seiner an und pflanzte ihn ein. Sallon hatte Erfahrung mit uraltem Saatgut, ihr war bereits die Aufzucht einer Palme aus einem zweieinhalbtausend Jahre alten Dattelstein gelungen.
Nun haben Sallon und ihr Team im Magazin Nature über das drei Meter hohe Bäumchen berichtet, das seitdem aus dem Samen gesprossen ist. Es ist ein bisher unbekanntes Balsambaumgewächs. Die israelischen Forscher vermuten, dass es sich um jene Pflanze handelt, aus der der in der Bibel mehrmals erwähnte Balsam von Gilead gewonnen wurde, ein wertvolles Harz, geschätzt für seine heilenden Eigenschaften und Zutat für das alttestamentarische Salböl.
Die Wiederbelebung dieses Pflänzchens, das schon als unwiederbringlich ausgestorben galt, ist eine beeindruckende wissenschaftliche Leistung. Vor allem aber ist sie ein schönes kleines Hoffnungssymbol, genau am richtigen Ort, in sehr schwierigen Zeiten.