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Formel 1: Wie Max Verstappen im Red-Bull-Rennstall die beste Position findet | ABC-Z

Volles Haus bei Red Bull. Max Verstappen spricht, umringt von Reportern. Am Donnerstag geht es im Fahrerlager der Formel 1 vorerst nicht um seine Chance beim Großen Preis von Belgien an diesem Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1, bei Sky und RTL). Der viermalige Weltmeister soll erklären, ob er einen Anteil am Rauswurf des Jahres hat, an der Trennung von Teamchef Christian Horner vor gut zwei Wochen. Verstappen windet sich nicht. Er versetzt sich ins Cockpit: „Am Ende haben das Management und die Anteilseigner entschieden, dass sie einen Wechsel wollten“, sagt der Niederländer: „Sie führen das Team. Ich bin der Fahrer.“

Verstappen der Chauffeur. Laut Vertrag ist er ein Angestellter, ein Weisungsempfänger, wie der verstorbene frühere Teamchef von Williams, Frank Williams, gerne sinngemäß erzählte, wenn er die Aufgaben seiner Fahrer beschrieb: „Wir denken, sie lenken.“ Allerdings steuert Verstappen den Red Bull wie kein Zweiter. Den ersten Teamkollegen tauschte Horner nach zwei Rennen gegen Yuki Tsunoda. Auch der Japaner fährt weit hinterher, während Verstappen als Dritter der Fahrerwertung seinen Marktwert Runde um Runde steigert.

Selten versuchten so ruhmvolle und reiche Konkurrenten einen Piloten so vehement in ihr Cockpit zu locken wie derzeit den Siebenundzwanzigjährigen. Sie sind überzeugt, die Investition, und seien es fünfzig oder deutlich mehr Millionen Euro pro Jahr, zahlen sich aus. Weil Siegertypen wie Verstappen potentielle Schwächen ihrer Autos „überfahren“, während Ingenieure so fieberhaft wie teils lange erfolglos nach Lösungen suchen. Rekordweltmeister Michael Schumacher sprach einst mit Blick auf die gewaltigen Entwicklungskosten von der Mehrwertformel der Champions: „Ich bin eine billige Sekunde.“

Ein Segen für Rennställe in Not. Aber die Schwäche des Red Bull, welch Ironie, hebt Verstappen nicht nur besonders heraus aus der Versenkung im Rennwagen. Selten erschien ein so erfolgreicher Rennstall so abhängig vom Mann am Lenkrad. Aber der schaut nur auf der Rennstrecke, wann er schalten und wo er abbiegen muss?

Verstappen hörte von der Entscheidung gegen Horner laut eigener Darstellung einen halben Tag vor der Veröffentlichung. Wenn das „am Ende so war“, dann lenkt er die Aufmerksamkeit auf den Beginn der Trennungsgeschichte: Verstappens Vater Jos hatte im Frühjahr 2024 unverhohlen die Trennung vom Briten gefordert, andernfalls werde der Rennstall „explodieren“. Kurz zuvor war die Klage einer engen Mitarbeiterin Horners durchgesteckt worden. Sie warf ihm ein unangemessenes Verhalten ihr gegenüber vor.

Laut einer internen Untersuchung wurde der Teamchef entlastet. Der Fall schwelt. Im Januar 2026 soll es eine Anhörung vor einem Arbeitsgericht in England geben. Zur Explosion kam es nicht. Aber zu einer Implosion: Kluge Köpfe verließen Horners Team, Red Bull verlor die Führung beim Bolidenbau.

Aber so erging es Mercedes auch. Im vierten Jahr jagt das Team den glorreichen Zeiten hinterher. Und doch zieht Teamchef Toto Wolff weiter die Fäden. Horner verlor seinen Job nicht allein wegen des Überholmanövers von McLaren. Wer nach fünf Jahren erstmals einen Weltmeister (Sebastian Vettel 2010) präsentiert und nach zwanzig sechs Konstrukteurs- und acht Fahrertitel zu bieten hat, weiß, wie es rund läuft.

Horner stützte sich nach Beginn des Machtkampfs auf die Unterstützung der thailändischen Mehrheitsbesitzer (51 Prozent). Bis Ende Mai die Nachricht auftauchte, zwei Prozent habe ein Erbe einem Treuhänder übertragen. Zwar bewegen sich die Besitzer aus Thailand und Österreich nun auf Augenhöhe mit jeweils 49 Prozent. Aber das operative Geschäft wird von der Zentrale in Fuschl am See aus gesteuert, mit Einfluss des Sportdirektors Helmut Marko, der laut vor einer Abwanderung Verstappens warnte. Red Bull ohne den Champion? Das wäre so, als würde man der Dose die Brause nehmen.

Der Österreicher Marko ist eine Vertrauensperson des Verstappen-Clans. Als die Zukunft des „Doktors“, ein promovierter Jurist, zu Beginn der Horner-Affäre in Frage gestellt wurde, stellte sich Verstappen jr. demonstrativ hinter den früheren Formel-1-Fahrer. „Ohne ihn im Team wird es ein Problem geben. Auch für mich selbst.“ Die Trennung von Horner nahm Verstappen dagegen gelassen hin: „Als sie es mir gesagt haben, war meine Reaktion: ,Okay‘.“ Ein zustimmendes Nicken zum Abschied von einem Mann, der Verstappens Karriere vom Talent ohne Führerschein bis zum viermaligen Weltmeister und Chefpiloten der Formel 1 begleitete?

Die (in der Öffentlichkeit) nüchterne Verabschiedung und die „Freude“ an der Arbeit mit dem Nachfolger Laurent Mekies deuten auf ein Agreement hin: Verstappen bleibt und schaut 2026 erst mal, wie gut sich Red Bull unter neuem Reglement samt neuem, selbst gebauten Antrieb schlägt. Dann wüsste er, wer die Reform am besten bewältigt hat. „Wir bauen ihm ein Auto“, sagte Mekies am Freitag, „dass es ihm leicht macht zu bleiben.“

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