Formel 1 in Bahrain: Piastri siegt – Norris verpatzt Doppelerfolg für McLaren – Sport | ABC-Z

Die Dinge mit Stil zu tun, das ist Oscar Piastri wichtig. Was er darunter versteht, demonstrierte der Australier am vierten Rennwochenende der Formel 1: zweite Pole-Position, zweiter Sieg der Saison. Erstmals gewann damit ein McLaren-Fahrer den Großen Preis von Bahrain, wo die Besitzer des britischen Rennstalls zu Hause sind. Vom Leistungsvermögen des Rennwagens her hätte es auch locker zu einem Doppelerfolg für McLaren reichen können, doch Piastris Teamkollege Lando Norris scheiterte einmal mehr an den eigenen Nerven. So schaffte es Mercedes-Pilot George Russell zum dritten Mal in dieser Saison aufs Podium und erstmals auf den zweiten Rang; auch das unter außergewöhnlichen Umständen, denn die Elektronik am Silberpfeil machte am Ende, was sie wollte, und nicht das, was der Fahrer von ihr erwartete.
Norris bleibt mit 77 Punkten weiterhin Erster in der Gesamtwertung, aber sein Vorsprung auf den Teamkollegen Piastri ist auf drei Zähler zusammengeschmolzen. Das interne Duell, das durch die selbst auferlegten papaya rules in fairen Bahnen gehalten werden soll, gewinnt damit an Brisanz. Schon in Saudi-Arabien am kommenden Wochenende geht es damit direkt um die WM-Führung und um die interne Vormachtstellung, es ist der Zweikampf zweier komplett unterschiedlicher Charaktere.
Norris bekommt Strafsekunden – sein Auto steht falsch in der Startbox
Die Unterschiede zwischen den beiden McLaren-Fahrern zeigten sich in Sakhir schon am Start. Piastri zog stur seine Linie und begann sich gleich von den Verfolgern Charles Leclerc und George Russell abzusetzen, während Lando Norris mit einem Raketenstart von Rang sechs aus nach vorn schoss. Die eher blamable Ausgangslage hatte sich Norris durch eine verpatzte Qualifikationsrunde selbst eingebrockt, über die er sagte: „Es war so, als sei ich noch nie in einem Formel-1-Auto gesessen.“
Die Wiedergutmachung gleich auf den ersten 600 Metern hatte dann ebenfalls einen Schönheitsfehler, denn sein Auto stand nicht korrekt in der Startbox, die Vorderreifen hatten die Linie deutlich überschritten. Pannen, die einem Champion nicht passieren dürfen, auch wenn die Fünf-Sekunden-Strafe beim ersten Boxenstopp am Ende keine große Auswirkung hatte.
Frust bei Red Bull – Verstappen bleibt auf Nachfrage wohlweislich ruhig
Max Verstappen, vor Wochenfrist noch der Überraschungssieger in Japan, ging als Siebter schon desillusioniert ins Rennen. Die Bremsen, die Reifen, die Balance, einfach alles passte am Red-Bull-Honda nicht zusammen oder nicht zu der Piste mit dem rauen Asphalt. Dass bei den Boxenstopps auch zweimal alles schiefging, spricht für die Verunsicherung der ganzen Truppe. Nur dem außergewöhnlichen Talent des Niederländers ist es geschuldet, dass er es ganz zum Schluss sogar noch auf Rang sechs schaffte.
Wie er sich in diesem Auto fühle, wollte er nicht im Fernsehen sagen – aus Sorge darum, wegen unflätiger Äußerungen vom Weltverband bestraft zu werden. Sein Kommentar, dass alles überhitzt sei, bezog sich zwar vornehmlich auf das Auto, trifft aber auch die Gesamtsituation ganz gut. Red-Bull-Berater Helmut Marko sagte nach der neuerlichen Enttäuschung vor dem Sky-Mikrofon: „Wir müssen in uns gehen, denn wir drehen uns im Kreis.“
Das Auf und Ab bei den Leistungen betrifft in ähnlichem Maße, aber weniger krass auch Ferrari – und es sorgte für ein munteres erstes Nachtrennen der Saison. Zahlreiche Überholmanöver zeugten von einem dicht zusammen liegenden Fahrerfeld, in dem der Emmericher Nico Hülkenberg für das künftige Audi-Werksteam zwar ordentlich kämpfte, aber über einen 13. Rang nicht hinauskam.
Eine Safety-Car-Phase in der 33. von 57 Runden kostete Spitzenreiter Piastri zwar den komfortablen Vorsprung, brachte ihn aber nicht aus der Ruhe. Ebenso wenig ließ sich Russell von den Kapriolen an seinem Lenkrad-Display verunsichern, offensichtlich zickte das GPS-System. Lando Norris schaffte es immerhin noch, in wilden Duellen mit den Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Lewis Hamilton den Weg zurück aus Podium zu finden und damit seine Spitzenposition in der Gesamtwertung zu verteidigen. Zum zweiten Platz und dem Doppelerfolg für McLaren fehlten ihm am Ende 0,774 Sekunden. Aber den hätte er auch wirklich nicht verdient gehabt.