Ford patentiert Fake-Schaltknüppel für Elektroautos – Auto & Mobil | ABC-Z

Ein Rollmops hat keine Rollen. Für einen Kühlergrill braucht man keine Holzkohle. Ein Kotflügel kann nicht fliegen. Und die meisten E-Autos haben keinen Schalthebel. Das hat alles nachvollziehbare Gründe. Der Rollmops ist kein Hund auf Rädern, sondern ein aufgerollter Heringslappen. Kühlergrills sind nicht zum Grillen gedacht, sondern im Gegenteil zum Kühlen des Motors. Der Kotflügel, ein flugunfähiges Schutzblech, ist sprachlich ein Relikt aus der Zeit der Kutschen. Und Elektroautos haben kein Schaltgetriebe, sie beschleunigen stufenlos.
Kaum jemand käme auf die absurde Idee, einem Mops Rollen anzuschrauben, damit man ein besseres Rollgefühl hat oder gar zu einem besseren Rollenverständnis findet. Keiner hat bisher eine Nebelmaschine für den Nebelscheinwerfer vermisst oder einen Propellerantrieb für den Kotflügel. Doch der US-Konzern Ford hat nun einen Schalthebel für Elektroautos patentieren lassen – obwohl man dieses Element für den Elektroantrieb gar nicht braucht.
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Das Patent mit dem Titel „Shifter Assembly For Electric Vehicle“ zeigt einen Schalthebel der alten Schule, der in einem Gehäuse montiert ist. Bei einem Auto mit Verbrennungsmotor und Schaltgetriebe dient der Schaltknüppel einem abgedroschenen Witz zufolge dazu, das Benzin umzurühren – in Wirklichkeit aber werden damit über Schiebemuffen und Zahnräder verschiedene Übersetzungen des Getriebes angesteuert. Elektrofahrzeuge haben einen völlig anderen Antriebsstrang. Die Motoren beschleunigen stufenlos und sitzen direkt an den Achsen, was viel effizienter und verschleißärmer ist. Aber vielen Autofahrern fehlt dabei etwas – das Gefühl, am Schalthebel der automobilen Macht zu sitzen vielleicht.
Deshalb simuliert der Fake-Schalthebel einen spürbaren Widerstand, indem er elektronische Regler aktiviert. Über den E-Knüppel lässt sich die Leistung des Motors verändern, die Schaltvorgänge eines herkömmlichen Getriebes werden sensorisch nachgeahmt. Künstliche Motorengeräusche sind laut einer EU-Verordnung sowieso schon für E-Autos vorgeschrieben. Nach dem Vegane-Wurst-Prinzip könnte die Autoindustrie ja außer dem Fake-Schaltknüppel in Zukunft auch noch den Zier-Auspuff inklusive Fake-Abgaswolken patentieren lassen. Man darf auch gespannt sein, ob Soundmodule entwickelt werden, die Fehlzündungen simulieren. Wie wäre es mit Startkurbeln wie bei einem alten Land Rover, um den E-Motor per Muskelkraft anzuwerfen? Und was ist mit Fake-Zündkerzen, Fake-Ölschläuchen und Fake-Zylinderkopfdichtungen? Am besten mit eingebauten Defekten für das Originalverzweiflungsgefühl.
Ersatzprodukte sollen dem Konsumenten ein wohliges Retro-Gefühl vermitteln und an eine angeblich gute alte Zeit erinnern. Aber waren kaputte Zündkerzen, geplatzte Ölschläuche und knirschende Gangschaltungen tatsächlich so super? Braucht Elektromobilität einen Rückgriff auf technisch nicht nötige, aber hübsch nostalgische Elemente der Verbrenner-Technik? Wenn dem so wäre, müsste man bei der neuesten ICE-Baureihe eigentlich nur falsche Schornsteine, Kohlenwagen und Schnaufgeräusche einbauen, vielleicht auch noch eine dampfbetriebene Signalhupe, damit die Fahrgäste zufriedener sind. Langsam genug für das gute alte Dampflokgefühl sind die modernen Elektrozüge ohnehin.
