Folgen von Waldbränden in Spanien: Nach dem Feuer die Asche | ABC-Z

Vilamartín de Valdeorras hat ein Problem. Das 1.900-Einwohner-Dorf in der Provinz Ourense im nordwestspanischen Galicien hat kein Trinkwasser mehr. Nicht etwa wegen Trockenheit, sondern weil es regnet. „Flüsse und Bäche sind gut gefüllt, aber sie sind mit Asche verseucht“, erklärt Bürgermeister Enrique Álvarez. Diese kommt von den verheerenden Waldbränden im vergangenen Sommer. Der jetzt im Herbst einsetzende Regen reißt sie mit.
„Bei uns im Kreis sind 30.000 Hektar abgebrannt, praktisch die gesamte bewaldete Fläche“, erklärt Álvarez. In der Provinz Ourense, der am stärksten betroffenen in ganz Spanien, waren es insgesamt drei Mal soviel. Überall am Ufer der Leira, die bei Vilamartín in den Fluss Sil fließt, hat sich schwarzer Schlamm abgesetzt. „Chapapote del Monte“ „Ölschlamm aus den Bergen“ nennen sie das in Anlehnung an „Chapapote“, den Ölschlamm von Tankerunglücken, den sie an der Küste nur zu gut kennen,
„Unsere Wasserreservoire sind verseucht. Oft ist das Wasser nicht einmal mehr zum Duschen zu gebrauchen“, sagt Álvarez. Trinkwasser muss per LKW gebracht werden. Nicht nur Vilamartín, der gesamte Kreis leidet unter der Asche. „Solange Regional- und Zentralregierung nichts unternehmen, wird das wohl den ganzen Winter über so weitergehen“, ist Álvarez sich sicher. Denn im Herbst und Winter regnet es in Galicien besonders viel.
Etwas unternehmen, das ist nicht leicht. Zwar hilft es, die abgebrannten Ländereien mit Stroh zu bedecken, um so die verbrannte Erde vor Auswaschung zu schützen – Mulching nennen sie das hier – aber dazu braucht es viel Personal und es kostet viel Geld. Hinzukommt, dass viele Gegenden absolut unzugänglich sind. Dort kann Stroh nur per Hubschrauber ausgebracht werden. Dem Stroh werden üblicherweise Samen beigemischt, damit wieder Gras und Sträucher wachsen.
Enrique Álvarez, Bürgermeister von Vilamartín de Valdeorras
Was folgt danach?
„Sie machen das an einigen Stellen, aber das ist nicht genug“, urteilt Cristóbal López von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Für ihn ist die Waldbrandbekämpfung und -vorsorge ungenügend, aber auch „die Pläne für danach“. „Die Verwaltung ignoriert die wahren Anforderungen vollständig“, sagt er. „Galicien versorgt sich fast ausschließlich aus Oberflächenwasser. Große grundwasserführende Schichten gibt es hier nicht“, weiß López. Deshalb sei das mit der Asche eine „Katastrophe für Flora und Fauna in den Gewässern, aber auch ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit.“
Studien des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC) zeigen, dass Boden, der extremer Hitze ausgesetzt war, undurchlässig wird. Dadurch kann Regenwasser nicht mehr ins Erdreich eindringen, sondern fließt ab und transportiert dabei Asche und mit ihr verschiedene Schadstoffe mit. In großen Mengen kann das, was ins Meer gelangt, Sauerstoffmangel am Meeresboden verursachen und Tausende von Organismen töten, die dort leben.
Studien des Instituts für Ozeanographie (IEO) zeugen von alarmierenden Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) in den Sedimenten aller Flussmündungen Galiciens. Die Schadstoffe stammen eindeutig aus den Überresten verbrannter Vegetation. Manche dieser Schadstoffe überschritten bei einer Untersuchung vor zwei Jahren die in der EU-Wasserrahmenrichtlinie festgelegten Grenzwerte um das bis zu Zwölffache.
Nach den Waldbränden dieses Jahres wird die Belastung im Wasser, Stränden und am Meeresgrund erneut zunehmen. Viele der Schadstoffe reichern sich dann im Gewebe von filtrierenden Organismen wie Muscheln, Herzmuscheln und Miesmuscheln an. Dies führt zum einen zum Schalentiersterben durch Vergiftung. Und der Verzehr belasteter Schalentiere ist eine Gefahr für die menschliche Gesundheit.
„Wir schauen immer voller Furcht auf die Waldbrände“, erklärt Marina Buceta, Sprecherin der Muschelsammlerinnen in Pontevedra. 2006 wurden dort die gesamten Strände mit Ascheschlamm verseucht. „Ein Teil ist bis heute nicht mehr zu gebrauchen“, sagt sie. Buceta hofft, dass in diesem Jahr der Ascheschlamm die Muschelbänke nicht betrifft. „Ein Großteil der Waldbrände war in Ourense“, sagt sie.
Die dortigen Flüsse münden in den Miño. Der Grenzfluss zwischen Galicien und Portugal fließt an einer Steilküste ins Meer. „Bei uns hat es im Hinterland auch gebrannt, aber viel weniger“, sagt Buceta. Sie hofft, dass die Flüsse hier nicht verseucht werden. Allerdings weiß auch sie um die stetige Zunahme der Verschmutzung des Meeres auch ohne Katastrophen wie die von 2006.





















