Flugzeugunglück in Kasachstan: 29 Überlebende und Fragen zur Absturzursache | ABC-Z
Mehr als 30 Menschen sind beim Absturz eines aserbaidschanischen Flugzeugs in Kasachstan gestorben. 29 Menschen überlebten. Die Ursache des Absturzes ist unklar. Es gibt mehrere Theorien.
Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Kasachstan mit mehreren Toten ist die Unglücksursache weiter unbekannt. Azerbaijan Airlines und die russische Zivilluftfahrtbehörde erklärten, vorläufige Informationen deuteten darauf hin, dass sich der Pilot nach einem Vogelschlag zu einer Notlandung entschlossen habe. Dagegen sagte der Präsident von Aserbaidschan, Ilham Alijew, nach seinen Informationen habe das Flugzeug wegen schlechten Wetters die Route geändert.
Das Flugzeug vom Typ Embraer 190 startete morgens in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku und sollte eine gute Stunde nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien fliegen. Die Maschine mit der Flugnummer J2-8243 habe jedoch nicht in Grosny landen können und deshalb Kurs auf einen Ausweichflughafen genommen, sagte Aliyew. Unklar bleibt allerdings, warum die Maschine dafür Hunderte Kilometer vom Kurs abwich. Aktau liegt auf der anderen Seite des Kaspischen Meeres – gegenüber von Aserbaidschan und Russland.
In sozialen Netzwerken kursierten zwar viele Videos des Unglücks, sagte Alijew der staatlichen Nachrichtenagentur Azertag zufolge. Doch die Gründe für den Absturz sind uns noch unbekannt.” Es gebe verschiedene Theorien. “Die Sache muss gründlich aufgeklärt werden.”
“Einwirkung von außen realistischstes Szenario”
Nach Ansicht von Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sind Nebel oder ein Vogelschwarm als Absturzursache unwahrscheinlich. “Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von außen”, sagte er der tagesschau. “Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird, da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.”
Russische Militärblogger schlossen nicht aus, dass das Flugzeug über dem Nordkaukasus in Zonen geraten sein könnte, in denen am Morgen ukrainische Drohnen bekämpft worden seien.
Der Internet-Flugzeugtracker Flightradar24 erklärte, das betroffene Flugzeug habe mit einer starken Störung von GPS-Signalen zu kämpfen gehabt, wodurch es “schlechte ADS-B-Daten” übertragen habe. Mit letzterem ist ein System der Flugsicherung gemeint, das der Anzeige von Flugbewegungen im Luftraum und der Übermittlung von Positionsdaten von Maschinen dient. Russland ist wiederholt vorgeworfen worden, GPS-Signale in der Region gezielt zu stören. Die Maschine sei die letzten 74 Minuten nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen.
Vorfall wird untersucht
In Kasachstan wurde eine Regierungskommission eingerichtet, um den Vorfall zu untersuchen. Ihre Mitglieder hätten den Auftrag erhalten, zum Unglücksort zu fliegen und dafür zu sorgen, dass die Familien der Toten und Verletzten die nötige Hilfe bekämen. Die kasachische Regierung teilte weiter mit, sie werde bei den Ermittlungen zum Absturz der Maschine mit Aserbaidschan zusammenarbeiten. Die Ermittlungen bezögen sich unter anderem auf den Vorwurf der “Verletzungen der Sicherheitsvorschriften” im Flugverkehr. Bergungstrupps entdeckten am Abend die Flugschreiber der Maschine, auch als Blackbox bekannt.
Die staatliche aserbaidschanische Nachrichtenagentur Azertac berichtete, eine hochrangige Delegation sei nach Aktau entsandt worden, um vor Ort zur Unglücksursache zu ermitteln. Der Flugzeugbauer Embraer teilte der Nachrichtenagentur AP mit, das Unternehmen sei bereit, alle relevanten Behörden bei der Untersuchung zu unterstützen.
Azerbaijan Airlines kündigte an, Flüge zwischen Baku und Grosny sowie zwischen Baku und Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, bis zum Abschluss der Untersuchung zum Unglück auszusetzen.
38 Menschen starben, 29 überlebten
Nach Angaben der kasachischen Regierung wurden bei dem Absturz 38 Menschen getötet. 67 Insassen, unter ihnen fünf Besatzungsmitglieder, seien an Bord des Flugzeugs gewesen, teilte das kasachische Katastrophenministerium über Telegram mit.
29 Insassen der Unglücksmaschine überlebten demnach teilweise schwer verletzt. Sie wurden laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti ins Krankenhaus gebracht. Laut Azerbaijan Airlines sind 42 der Passagiere aserbaidschanische Staatsbürger. Zudem seien 16 russische Staatsbürger, sechs Kasachen und drei Kirgisen an Bord gewesen.
Die regionale Gebietsverwaltung von Mangistau veröffentlichte eine Liste der Verletzten, auf der sich auch die Namen zweier Kinder fanden. Ein elfjähriges Mädchen gab an, in Deutschland zu wohnen. Seine Staatsangehörigkeit kenne es nicht. Der Liste nach hatten 14 Überlebende die Staatsangehörigkeit von Aserbaidschan, zehn von Russland und zwei von Kirgistan.
Bug und Mittelteil zerstört
Weil die Maschine in der Nähe des Flughafens von Aktau am Kaspischen Meer abstürzte, gab es zahlreiche Videos des Unglücks, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Sie zeigen, wie die Passagiermaschine einen steilen Sinkflug hinlegt, ehe sie auf dem Boden aufschlägt und sich in einen Feuerball verwandelt. Fotos zufolge wurde das Heck weniger beschädigt. Aus diesem Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. Bug und Mittelteil wurden dagegen zerstört.
Auf anderen Aufnahmen ist ein Flugzeug zu sehen, dessen Rumpf von den Tragflächen und dem Rest der Maschine abgerissen ist. Einige Videos zeigen auch, wie Überlebende andere Passagiere vom Wrack wegzerren.
Der vom Kreml unterstützte tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow drückte sein Beileid aus. Der Zustand einiger der im Krankenhaus behandelten Menschen sei äußerst ernst, erklärte Kadyrow. Er und andere würden für ihre rasche Genesung beten. Der russische Präsident Wladimir Putin habe Aserbaidschans Präsident Alijew kondoliert, teilte das Präsidialamt in Moskau mit.