Flugtaxi-Unternehmen: Bund lehnt Bürgschaft für Lilium ab – Gespräche mit Bayern laufen weiter | ABC-Z
Das Unternehmen Lilium steht kurz vor der Insolvenz und hofft auf eine Bürgschaft von 100 Millionen Euro. Der Bund hat seinen Anteil von 50 Millionen Euro abgelehnt, doch Bayern könnte einspringen. Die Zukunft der Flugtaxi-Pioniere bleibt ungewiss.
Der Elektro-Flugtaxi-Entwickler Lilium braucht dringend Geld, um die Insolvenz abzuwenden – aber zwischen dem Bund und Bayern gibt es jetzt unterschiedliche Ansichten über die Zukunftsperspektiven des Unternehmens. An diesem Donnerstag entschied der Haushaltsausschuss des Bundes, dass er seinen Anteil über 50 Millionen Euro einer beantragten Gesamtbürgschaft über 100 Millionen Euro nicht bereitstellt. Noch gibt es aber einen Hoffnungsschimmer.
In einer Mitteilung an die US-Börse teilte Lilium mit, dass die Gespräche mit dem Freistaat Bayern über nunmehr „mindestens 50 Millionen Euro“ weitergingen.
Bislang rund 1,5 Milliarden Euro Verluste
Womöglich hofft Lilium nunmehr, dass Bayern den Gesamtbetrag über 100 Millionen übernimmt. Ob die Bayern-Hilfe zustande kommt, hängt auch davon ab, ob der Freistaat die Bedingung fallenlässt, dass er nur bürgen wird, wenn auch Berlin seinem Paket zustimmt.
Lilium hatte händeringend um die staatliche Bürgschaft gebeten, damit Privatinvestoren weiterhin Geld in das Unternehmen vor den Toren Münchens investieren. Bislang sind bereits rund 1,5 Milliarden Euro Verluste aufgelaufen. Ein erster bemannter Flug des E-Senkrechtstarters wird Anfang 2025 erwartet. In früheren Berichten stellte Lilium einen kommerziellen Einsatz 2026 in Aussicht.
Im Haushaltsausschuss des Bundes legten die Grünen ihr Veto gegen eine Bürgschaft des Bundes ein. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete dies in einer Kurznachricht auf X als „nächsten Fall von Bayern Bashing“ und als einen „bitteren Rückschlag“ für den Standort Deutschland. Die Grünen seien dafür verantwortlich, „wenn deutsche Kreativität in die USA, Frankreich oder nach China abwandert. Das schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Branchenkenner verweisen darauf, dass selbst eine staatliche Bürgschaft über 100 Millionen Euro den bestehenden Finanzbedarf des Flugzeugentwicklers über jährlich 300 bis 400 Millionen Euro nicht nachhaltig löst. Daher sei eine Insolvenz weiterhin nicht ausgeschlossen.
In der Branche wird davon ausgegangen, dass Lilium selbst bei einer Pleite fortbestehen würde, weil die Entwicklung schon weit fortgeschritten ist. Das Unternehmen hat bereits Festaufträge über 106 Exemplare und weitere 600 Vorbestellungen erhalten, was sich auf einen theoretischen Auftragsbestand von über sechs Milliarden Euro summiert. Zudem gibt es Pläne für größere E-Flugzeugmodelle – ohne Senkrechtlandefähigkeit. „Wir brauchen ein Signal, dass die Politik hinter dieser Technologie steht“, sagte Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand jüngst zu „Bild“.