Wirtschaft

Flugstreichungen in Deutschland: Tourismusbranche befürchtet “langfristigen Schaden für Deutschland” | ABC-Z


Reihenweise Flüge gestrichen

Tourismusbranche: “Langfristiger Schaden für Deutschland droht”

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Drei Airlines kündigen nahezu zeitgleich an, ihre Flüge in Deutschland teils massiv zu streichen. Die Politik geht darauf nicht ein und zieht damit den Unmut der Tourismusbranche auf sich. Ein Verband spricht davon, dass die “Alarmglocken läuten” sollten, und macht konkrete Verbesserungs-Vorschläge.

Erst kündigt Ryanair in der vergangenen Woche an, nicht mehr von Dresden, Leipzig und Dortmund fliegen zu wollen. Zudem soll das Angebot in Berlin und Hamburg reduziert werden. Danach ziehen Condor und Eurowings nach: Allein die Lufthansa-Tochter streicht 1000 Flüge in Hamburg, während der Thomas-Cook-Nachfolger 13 Prozent seines Angebots kürzt. Für den Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) ist das ein Alarmsignal. “Die aktuelle Entwicklung droht so, den Tourismusstandort Deutschland massiv zu schwächen”, sagte BTW-Präsident Sören Hartmann. Das sei “die Konsequenz von politischen Entscheidungen”. Doch die Verantwortungsträger schweigen bisher, scheinen die Annullierungen einfach hinzunehmen.

“Bei allen Politikern, die den Tourismus als Wirtschaftsfaktor wirklich ernst nehmen, müssen angesichts der ständig neuen Nachrichten über Flugstreichungen die Alarmglocken läuten”, befand Hartmann, der auch Chef der DER Touristik Group ist. Er appellierte an ebenjene Politiker, “schnellstmöglich nachzujustieren” und die Standortkosten für Flugreisen ab Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken. “Ansonsten droht ein nachhaltiger und langfristiger Schaden für den Tourismusstandort Deutschland und unsere Betriebe entlang der touristischen Wertschöpfungskette.” Er zählte etwa Reiseveranstalter, Hotels und Freizeitanbieter auf, die unter den Folgen der zuletzt stark gestiegenen Kosten leiden würden.

Der Verband machte sogleich Vorschläge, wie die Politik jetzt vorgehen könnte, um weitere Flugeinstellungen zu vermeiden: “Stellschrauben gibt es zur Genüge”, hieß es in einer Mitteilung. Demnach sollten die Verantwortlichen die Luftverkehrssteuer und Luftsicherheitsgebühren reduzieren. Der BTW nannte zudem die ab 2026 geltenden gesetzlichen Regelungen einer Beimischungsquote synthetischer Treibstoffe, die aus Strom gewonnen werden, sogenannte Power-to-Liquid-Kraftstoffe, einen “Fehler”. Die Quote könne “faktisch nicht einmal erfüllt werden”. Dies werde “den Wettbewerb zulasten des deutschen Luftverkehrs- und Tourismusstandorts weiter verzerren”.

Zuletzt wurde zu Anfang Mai die Luftverkehrssteuer von der Politik erhöht. 25 Prozent mehr werden seitdem fällig. Im kommenden Jahr kommen neue Aufschläge bei den Flugsicherungsgebühren sowie der Luftsicherheitsgebühr. Die möglichen Höchstgrenzen betragen dann pro Reisenden 15 anstatt 10 Euro. Airlines üben weiterhin Kritik an den Start- und Landegebühren der Flughäfen sowie den Kosten für geparkte Flugzeuge. In Deutschland sei es für die Fluggesellschaften in der Summe wesentlich teurer als an Airports im Ausland. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen geht von knapp dreimal so hohen Kosten in Deutschland im Vergleich zum europäischen Durchschnitt aus.

Kritik wird jetzt auch laut, weil die Flugstreichungen nicht für eine bessere Klima-Bilanz sorgen würden. Zwar fallen die Verbindungen in Deutschland ersatzlos aus. Doch die Airlines lassen ihre Flugzeuge nicht am Boden. Sie fliegen dafür vermehrt auf anderen Strecken und verlagern ihre Kapazitäten einfach ins Ausland. Am Himmel ist also genauso viel los wie zuvor.

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