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Flucht – Mitgenommen – Gesellschaft | ABC-Z

„Ich habe vor zwei Jahren Syrien verlassen. Ich war 17 Jahre alt, noch nicht volljährig. Gerade rechtzeitig. Hätte ich noch länger gewartet, hätte mich das Regime zum Militärdienst eingezogen. Und ich wollte auf keinen Fall gegen mein eigenes Volk kämpfen. Ich bin in Damaskus geboren, der Hauptstadt von Syrien. Dort gibt es auch viele Christen. Es wird Weihnachten gefeiert, mit Christbaum, Weihnachtsmännern und allem Drum und Dran. Ich bin Moslem, aber etwa jeder zehnte Syrer ist Christ. Vor zwei Wochen ist Baschar al-Assad gestürzt worden. Das ist gut. Er war ein schlechter Herrscher. Er hat gegen das eigene Volk gehandelt, viele Menschen verfolgt, eingesperrt und umgebracht. Aber die aktuelle Situation – ohne Assad – ist auch nicht gut. Da, wo ich groß geworden bin, am Rande der Golanhöhen, gibt es in diesen Tagen täglich Explosionen. Das ist ein Gebiet, um das es schon lange Streit und Krieg gibt. Es gehört eigentlich zu Syrien, aber auch Israel betrachtet es als sein Staatsgebiet. Ich habe drei kleinere Geschwister. Jeder in meiner Familie hat Angst – und ich um sie. Von zu Hause habe ich nur noch zwei Dinge: Meinen syrischen Personalausweis und mein Handy von damals. Den Ausweis habe ich nie gebraucht. Das Handy immer. Ich habe daheim angerufen, wenn es irgendwie ging. Inzwischen ist es kaputt, ich habe ein anderes. Trotzdem werde ich es nicht wegwerfen. Immer, wenn ich es anschaue, denke ich an die Flucht, die vielen schwierigen Situationen, die Hoffnung. Ich bin oft allein, manchmal bin ich einsam. Und ich bin traurig, weil ich meine Familie verlassen musste. Aber ich werde glücklich. Das habe ich mir fest vorgenommen.“

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