Heckler & Koch: Einstieg in Luftabwehr mit einem Granatwerfer gegen Drohnen | ABC-Z

Bislang werden die Waffen von Heckler & Koch fast ausschließlich gegen Ziele am Boden eingesetzt. Nun steigt der Waffenhersteller mit einem Granatwerfer in die Drohnenabwehr ein. Genutzt wird ein bekanntes System – ergänzt um modernste Elemente.
Heckler & Koch, Deutschlands führender Hersteller für Gewehre und Pistolen, möchte künftig mit Granatwerfern Drohnen abschießen. Das Unternehmen mit Sitz in Oberndorf im Schwarzwald steigt damit in das Geschäftsfeld der Flugabwehr ein.
Bislang werden H&K-Waffen fast ausschließlich für den Gebrauch gegen Ziele am Boden eingesetzt. In einer Kooperation mit zwei Unternehmen wird jetzt eine sogenannte „Dual Mode Granat Maschinenwaffe“ entwickelt, erklärt ein H&K-Sprecher gegenüber WELT. Zu dem Bündnis gehört der slowenische Spezialist für unbemannte Waffenturmsysteme Valhalla Turrets und das in der Branche bislang kaum bekannte Unternehmen ATS (Autonomous Teaming Solutions) mit Sitz in Potsdam und München.
Abgefeuert wird Granatmunition im Kaliber 40 Millimeter mit einer geplanten Reichweite von 30 Meter bis 1,5 Kilometer. Es können verschiedene Munitionsarten verschossen werden, etwa Patronen mit Sprengsplitterwirkung. Drohnen sollen dann mit einem Splitterhagel bekämpft werden. Die Explosionsreichweite der Munition lasse sich programmieren, heißt es.
Auf der bis Mittwoch andauernden Nürnberger Sicherheits-Fachmesse Enforce Tac zeigt H&K erstmals öffentlich das Gesamtpaket aus der H&K-Granatmaschinenwaffe (GMW) in einen Waffenturm samt Sensoren. „Wir stehen kurz vor der Marktreife“, erklärt der Unternehmenssprecher.
Gedacht ist die Waffe für die Montage auf verschiedenen Fahrzeug-Plattformen, vom großen gepanzerten Jeep bis hin zum Panzer. „Es ist das Ziel, die Waffe als stabilisiertes System auch während der Fahrt einzusetzen“, so der Sprecher. Wann diese technische Herausforderung gemeistert sein soll, will H&K nicht verraten.
Waffentechnik mit KI verknüpft
Eine Besonderheit der Entwicklung ist, dass H&K erstmals in größerem Stil seine Waffentechnik mit moderner Elektronik und künstlicher Intelligenz (KI) verknüpfen will. Der Granatwerfer für 40-Millimeter-Patronen wurde von H&K bereits in den späten 1990er-Jahren entwickelt. Zu den Kunden gehören die Bundeswehr, die USA, Griechenland und weitere Nationen. Der Umsatzanteil lag 2022 bei gut einem Prozent.
Nun soll die Granatmaschinenwaffe mit optischen und akustischen Geschosssensoren und künstlicher Intelligenz zur Aufklärung und Ziel-Bekämpfung verknüpft und in einen Waffenturm eingebaut werden. Auch die Anbindung von Radar soll möglich sein. Aus dem simplen Abfeuern von Granaten wird eine anspruchsvollere digitalisierte Waffe.
Schon jetzt gibt es die fernsteuerbare Granatmaschinenwaffe auch für Fahrzeuge. „Jetzt kommt die Drohnenbekämpfung und die Zusammenarbeit mit neuen Partnern hinzu“, erklärt der H&K-Sprecher. Auch mithilfe künstlicher Intelligenz mache das System Vorschläge zur Objektbekämpfung. Letztlich entscheide aber ein Mensch, ob die Waffe eingesetzt wird.
H&K ist nicht der einzige Waffenhersteller, der Geschäftschancen in der Drohnenabwehr im sogenannten Nah- und Nächstbereich sieht. So hat beispielsweise Rheinmetall jüngst über die Praxiserprobung eines eigenen ferngesteuerten Vehikels mit zwei aufmontierten Super-Maschinengewehren für die Drohnenabwehr im „Ultra Nahbereich“ berichtet. Theoretisch können die zwei Gatling-Maschinengewehre zusammen 6000 Schuss pro Minute abfeuern.
H&K sieht die Vorteile seines Systems in der kompakten Bauweise und einem relativ geringen Gewicht von etwa 220 Kilo. „Unser System ist kostengünstig im Vergleich zu anderen Systemen, vor allem auch im Unterhalt“, so der Sprecher. Der Grund: „Wir brauchen verhältnismäßig wenig Munition für die Bekämpfung von den Zielen.“
Gerhard Hegmann schreibt für WELT über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.