Florenz: Uffizien denken über Foto-Limit nach – Kultur | ABC-Z

Touristen, die in Florenz die Uffizien besuchen, müssen sich ab diesem Sommer auf Neuerungen einstellen. Das weltberühmte und entsprechend überlaufene Museum hat angekündigt, das Fotografieren in den Galerien künftig streng zu limitieren. Gut möglich, dass die Besucher auch aufgefordert werden, sich den Kunstwerken frontal zu nähern und nicht mit dem Hinterkopf. Nötig ist das leider. Das hat vor ein paar Wochen die Beschädigung eines Barockgemäldes gezeigt. Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera sieht man einen jungen Mann vor dem gezückten Handy seiner Freundin die Pose nachstellen, in welcher der Maler Anton Domenico Gabbiani einst den Großprinz der Toskana wiedergegeben hatte. Nun haben sie in den Uffizien als Abstandshalter eigens ein Podest vor die Wand gebaut. Leider kann man das aber nur sehen, wenn man mit den Augen zu den Bildern steht, nicht mit dem Rücken; der Jüngling stolperte darüber und schlug mit der Schulter ein Loch in die Leinwand.
:Stolpern Sie schön
So heiter war die Kunst selten, und selten kam sie aus brutaleren Verhältnissen. Die 13. Berlin Biennale geht ähnliche Themen klüger an als die letzte Documenta.
Zur selben Zeit machten auch Aufnahmen einer Überwachungskamera aus dem Palazzo Maffei in Verona die Runde, die ein schon etwas älteres Paar zeigten. Wieder war es die Frau, die fotografierte, und wieder der Mann, der mit dem Rücken zur Kunst posierte. In diesem Fall eine mit Swarovski-Steinchen besetzte Stuhl-Skulptur des Künstlers Nicola Bolla. Der etwas korpulente Mann setzte sich drauf, der Stuhl zerbrach, das Paar suchte verdutzt das Weite.
Seitdem wird nicht nur in Italien über ein „Selfie-Verbot“ in Museen diskutiert. Wobei Selfie hier nun genau der falsche Begriff ist. Es sind schließlich vielmehr klassische Urlaubsfotos der Güteklasse „Mann stützt den schiefen Turm von Pisa ab“. Warum offenbar grundsätzlich Männer für solche Ulk-Posen zuständig sind, während ihre Frauen hinter der Kamera stehen, gehört zu den Fragen, die vielleicht Kulturanthropologen eines Tages beantworten können. Wie die, was die Leute überhaupt so zwanghaft immer wieder dazu treibt.
Eine Kirche in Rom hat schon eine pragmatische Lösung präsentiert
Simone Verde, der Direktor der Uffizien, beklagt, dass Museen zu „Kulissen für Social-Media-Inhalte“ degradiert würden, und will künftig Verhaltensweisen unterbinden, die „nicht mit der Würde unseres kulturellen Erbes vereinbar sind“. Nachdem es vielen Museen zuletzt wichtiger schien, Niedrigschwelligkeit und Offenheit für digitale Moden zu demonstrieren, fangen einige jetzt an, sich wieder vor allem als Schutzräume für kanonisierte Kulturgüter zu verstehen. Vanessa Carlon, die Museumsleiterin aus Verona, hat bereits öffentlich Überlegungen angestellt, mehr Werke hinter Plexiglas zu stecken.
Eine Lösung, die konservatorische und digitale Bedürfnisse gleichermaßen befriedigt, war dabei voriges Jahr schon in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom zu sehen. Die berühmten Caravaggio-Gemälde dort waren wegen Sanierungsarbeiten hinter Baugerüsten verschwunden. Dafür hatte man Poster davon auf die Baugerüste geklebt. Posierten die Leute halt davor für ein Foto. Eigentlich waren die Poster dafür sogar geeigneter als die Gemälde, sie hingen niedriger, spiegelten nicht, und wenn jemand dagegen fiel, hat niemand sich beschwert.