„Sommernachtstraum“ in Grafrath: Open-Air-Theater im Versuchsgarten – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Wenn sich die Dunkelheit über den Forstlichen Versuchsgarten in Grafrath legt, die Bäume wie Schatten im Abendwind tanzen und die Blätter leise rascheln, ist die Stimmung wundersam und unheimlich. Inmitten dieser mystisch anmutenden Landschaft spielt sich an den kommenden beiden Wochenenden unter freiem Himmel ein wildes und märchenhaftes Durcheinander um die große Liebe ab: Der Grafrather Kulturverein St. Rasso, der in den vergangenen mehr als 20 Jahren schon so manches Theaterstück aufführte, hat sich die Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare vorgenommen. Olaf Dröge hat den Klassiker mit zehn „absolut talentierten und voll begeisterten“ Laienschauspielern und zwei Profis (Hannes Langanky, Sarah Hieber) für die Open-Air-Aufführungen einstudiert.
„Der Wald ist wie gemacht für die verwunschene Welt, in der sich die Elfen tummeln“, schwärmt der Regisseur. „Er bildet eine prächtig-schaurige Kulisse für das große Werk, mit dem Shakespeare den großen Gefühlen von Liebe und Leidenschaft huldigt.“ Dröge lebt mit seiner Familie seit 2018 in Grafrath, hat Theaterwissenschaften studiert und Erfahrung mit Freiluft-Aufführungen. Als Autor, Regisseur, Schauspieler und Theaterpädagoge hat er auf Bühnen von Augsburg bis München Erfolge erzielt. Unter anderem hat er in Grafrath Kindertheater inszeniert und für die Neue Bühne Bruck Produktionen inszeniert, darunter auch eine eigene.
Dröge hatte auch die Idee für das „nicht ganz einfache Shakespeare-Projekt“, wie er es nennt. Und er ist dankbar, dass er damit auf positive Resonanz gestoßen ist – und zwar sowohl bei der Kulturreferentin der Gemeinde, Sybilla Rathmann, als auch beim Vorstand des Vereins und beim Walderlebniszentrum. „Die Unterstützung ist von allen Seiten groß, das hat uns geholfen“, lobt der Regisseur. Flankiert wird er von Regieassistentin Sonja Kisslinger, die extravaganten Kostüme hat Schneidermeisterin Michaela Schmid „in rund 130 Stunden“ mit Helferinnen angefertigt und Jörg Neubecker kümmert sich um Licht und Tontechnik.
„Höchst angetan“ ist der Spielleiter vom Können und der Leistungsbereitschaft aller Darsteller. „Wie bei Shakespeare üblich, durchziehen Liebe und Leidenschaft alle Ebenen des Stückes“, erklärt er. Es sei wunderbar, wie die Mitwirkenden das in Gestik, Mimik und Bewegung herausarbeiteten, manche sogar in verschiedenen Rollen. Nach einem „Casting-Workshop“ im November sei an zwei Abenden pro Woche und an zwei Wochenenden geprobt worden, verrät er. „Und zwar auf zwei Bühnen“, im Wald und im Erlebniszentrum, um auch bei schlechtem Wetter spielen zu können – „hoffentlich nicht“, wie Dröge schnell anfügt. Abgesehen von der Atmosphäre habe die Indoor-Bühne einen weiteren Nachteil, ergänzt Kulturreferentin Rathmann: „Drinnen haben 80 Zuschauer Platz, draußen 120.“
Der Grafrather Sommernachtstraum beginnt vor dem Walderlebniszentrum, wo bei den Hochzeitsvorbereitungen des Herrscherpaares von Athen, Theseus (Werner Härle) und Hippolyta (Jasna Gulden), die Liebesbeziehungen der adeligen Paare Hermia (Nina Anton) und Lysander (Elisabeth Lechner) sowie Demetrius (Adrian Best) und Helena (Judith Gebele) in Kritik geraten. Als die Paare in den Wald flüchten, um sich dem Druck zu entziehen, entgegen ihrer Liebe heiraten zu müssen, ist dort schon eine Gruppe Handwerker (Sarah Göltner, Hannes Langanky, Leon Kraisser, Günther Ziebarth) dabei, ein tragikomisches Theaterstück für die Hochzeit des Athener Herrschers einzustudieren.
Die Zuschauer machen den Ortswechsel mit, „ein belebendes Element“, wie Dröge sagt. Im Wald sind die Elfen zu Hause, die von Sarah Göltner, Nina Anton und Elisabeth Lechner märchenhaft gespielt werden. Elfenkönig Oberon (Hannes Langanky) liegt mit Titania (Maria Leitenstern-Gulden) im Streit. Er ist eifersüchtig auf einen indischen Edelknaben, den seine Frau in ihrem Gefolge behalten will. Um dies zu hintertreiben, befielt Oberon seinem Adjutanten, dem Elfen Puck (Sarah Hieber), die Zauberblume aufzutreiben, die jeden unsterblich verliebt macht. Das hat fatale Folgen, weil die Blume, mehrfach angewendet, die falschen Feuer entfacht. Wie von Shakespeare vorgegeben, jedoch mit modernen Elementen versetzt, führt der Regisseur die Truppe dann aber zum Happy End, bei dem schließlich doch die Richtigen zusammenkommen. Shakespeare lässt, wie Dröge sagt, „den Sommernachtstraum der Paare wahr werden“.
Vorstellungen sind am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Juni, sowie von Freitag bis Sonntag, 27. bis 29. Juni, jeweils um 20.30 Uhr, Karten gibt es nur noch für die Open-Air-Veranstaltungen unter Telefon 01522/ 53 54 6. Die Veranstaltungen im Walderlebniszentrum (bei schlechtem Wetter) sind ausverkauft. Wo gespielt wird, wird auf der Homepage des Vereins am jeweiligen Tag von 17 Uhr an angezeigt.