Firmen stellen weniger ein: Ifo-Beschäftigungsbarometer auf tiefstem Wert seit 2020 | ABC-Z
Die Konjunkturschwäche trifft den deutschen Arbeitsmarkt: Unternehmen besetzen weniger Stellen nach, besonders betroffen sind Industrie und Handel. Während die Herbstbelebung ausbleibt, steigt nur in IT und Tourismus der Personalbedarf. Experten erwarten für 2024 schwaches Wachstum.
Angesichts der hartnäckigen Konjunkturflaute halten sich die Unternehmen in Deutschland mit Neueinstellungen so stark zurück wie seit über vier Jahren nicht mehr. Das Beschäftigungsbarometer sank im Oktober auf 93,7 Punkte, nach 94,0 Zählern im September, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Manager-Umfrage mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Juli 2020, als die Corona-Pandemie durchschlug.
„Die Situation am Arbeitsmarkt entwickelt sich seit Monaten negativ, nicht stark, aber kontinuierlich“, kommentierte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, die Entwicklung. „Die Unternehmen besetzen eher Stellen nicht neu, als dass sie Mitarbeiter entlassen.“
In den einzelnen Wirtschaftsbereichen unterscheiden sich die Beschäftigungsabsichten. In der Industrie ist das Barometer erneut rückläufig. „Aufgrund der schwierigen Auftragslage werden weniger Mitarbeiter benötigt“, so das Ifo-Institut dazu. Ähnliches gelte für den Handel, obwohl dort der Indikator leicht gestiegen sei.
Bei den Dienstleistern gleichen sich positive und negative Antworten gegenwärtig nahezu aus. „Hier ist von einer konstanten Entwicklung der Mitarbeiterzahlen auszugehen“, so das Institut. Gleiches gilt für das Bauhauptgewerbe. Mitarbeiter gesucht werden weiterhin im Tourismus und der IT-Branche.
Die maue Konjunktur hinterlässt auf dem Arbeitsmarkt sichtbare Bremsspuren. Die Zahl der Arbeitslosen sank im Oktober lediglich um 16.000 auf 2,791 Millionen. „Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt in diesem Jahr weitgehend aus“, sagte Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles.
Nach Prognose der meisten Experten dürfte Europas größte Volkswirtschaft in diesem Jahr das zweite Mal in Folge schrumpfen. Für das kommende Jahr wird wieder ein Wachstum erwartet, das aber nicht besonders stark ausfallen soll. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet nach einer Umfrage unter 25.000 Unternehmen sogar damit, dass die Wirtschaft 2025 nur stagnieren wird.
Industrie verbrauchte 2023 deutlich weniger Energie
Die anhaltende Konjunkturschwäche wird auch anhand des Energieverbrauchs der Industrie deutlich. Die Unternehmen verbrauchten im Jahr 2023 insgesamt 3282 Petajoule Energie – 7,8 Prozent weniger als im Jahr 2022, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Bereits 2022 war der Verbrauch im Zuge der Energiekrise um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
rtr/con