Finanzierung nicht hinreichend: Brandenburger Schwangerschaftsberatungsstellen von Schließung bedroht | ABC-Z

Finanzierung nicht ausreichend
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Brandenburger Schwangerschaftsberatungsstellen von Schließung bedroht
Mehrere Beratungsstellen stehen vor dem Aus, wenn die weitere Finanzierung nicht gesichert werden kann. Bereits jetzt gebe es eine Unterversorgung, sagt die Liga der freien Wohlfahrtspflege Brandenburg.
Viele Brandenburger Schwangerschaftsberatungsstellen sind von weiteren Schließungen bedroht, sollte die Finanzierung durch das Land nicht erhöht werden. Davor warnen mehrere Sozialverbände, darunter auch der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Sollte die Finanzierung nicht an die aktuellen Bedarfe angepasst werden, müssten die Beratungsstellen in Strausberg (Märkisch-Oderland), Bernau (Barnim), Oranienburg, Hennigsdorf und Gransee (alle Oberhavel) geschlossen werden. Das sagte Bernhard Schwiete, Sprecher des DRK-Kreisverbands Märkisch-Oder-Havel-Spree dem rbb.
Gesetzliche Quote unterschritten
Schwangerschaftskonfliktberatung ist eine gesetzliche Pflichtaufgabe. Das Gesetz zur Beratung und Hilfe bei Schwangerschaftskonflikten sieht vor, dass es eine vollzeitbeschäftigte Beraterin oder einen Berater in Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen je 40.000 Einwohner geben soll.
Die Brandenburger Sozialministerin Britta Müller sagte am Sonntag bei rbb24 Brandenburg aktuell, sie setze sich dafür ein, die Versorgung der Schwangerschafts-, Konflikt- und Familienberatung weiter zu sichern. Dafür müsse geschaut werden, “wie können wir Strukturen aufrechterhalten”, wenn Präsenzstrukturen wegfallen. “Jeder, der eine Beratung braucht, wird sie auch zukünftig haben”, so Müller.
Ein Modell soll dabei die digitale Schwangerschaftskonfliktberatung sein, die vergangene Woche auf der Gleichstellungs- und Frauenministerinnenkonferenz in Essen beschlossen wurde. Wenn eine Beratung wegfalle und der Weg weiter wird zur nächsten Beratung, sei die bundeseinheitliche digitale Beratung “eine Alternative”, so Müller weiter.
Nach Angaben der Liga der freien Wohlfahrtspflege Brandenburg (Zusammenschluss der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege) ist das Land bereits unterversorgt. Trotz 66 notwendiger Fachberatungsstellen bei 2,56 Millionen Einwohnern, seien lediglich 63,5 beantragt worden. In den Landkreisen Havelland, Oder-Spree, Elbe-Elster und den kreisfreien Städten Potsdam und Cottbus sei es “bereits zu einer Verschlechterung der wohnortnahen Versorgung gekommen”.
Vielfältiges Beratungsangebot
Dennoch ist auch der Arbeitsplatz von Ute Herrmann in der Beratungsstelle in Strausberg gefährdet: “Man macht sich schon Sorgen, weil es ja auch eine wichtige Beratungsarbeit ist, die wir hier machen”, sagte Herrmann.
Zu ihren Aufgaben gehört es, mit ungewollt schwangeren Frauen über einen möglichen Abbruch zu sprechen. Außerdem finden Beratungen zur Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung, zu familienfördernden Leistungen, zu Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangerschaft und die Kosten der Entbindung sowie zu sozialen und wirtschaftlichen Hilfen für Schwangere statt.
Oft seien diese Beratungen herausfordernd, sagte Herrmann: “Wenn Mütter kommen mit schwerwiegenderen Problemen, dann ist es natürlich intensiver. Und es ist immer intensiver, wenn es Paare sind. Das muss ich vorher einplanen.”
Sozialverbände fordern 1,6 Millionen Euro
Laut Liga der freien Wohlfahrtspflege Brandenburg bestehe ein Erhöhungsbedarf bei Personal-, Sach-, Verwaltungs- und Regiekosten. Sie fordern eine Steigerung des Festbetrags von derzeit rund 81.000 Euro auf 110.000 Euro pro Vollzeitäquivalent. Für den Haushaltsplan bedeute dies, dass es eine Erhöhung um 1,6 Millionen Euro geben müsste von rund 5 Millionen auf 6,6 Millionen Euro.
Laut Brandenburgs Sozialministerin werde nicht gekürzt. 5,3 Millionen Euro seien eingeplant. Mit der Tarifsteigerung der Partner im nächsten Jahr sind es dann 5,6 Millionen Euro, so Britta Müller in rbb24 Brandenburg aktuell.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.06.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Michel Nowak und Maximilian Devantier