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Finalort Basel feiert die Frauen-EM – auch dank eines “kleinen Kniffs” | ABC-Z

Stand: 25.07.2025 11:50 Uhr

Die Frauen-EM 2025 endet am Sonntag dort, wo sie begonnen hat – in Basel. Für die Stadt ist die Endrunde ein voller Erfolg – und das praktisch ohne negative Themen. Besonders ein “kleiner Kniff” sorgte für Aufsehen.

Wenn Kim Kulig am St. Jakob-Park über die Straße geht, freut sie sich jedes Mal, wenn sie die grünen Fußballerinnen an der Fußgängerampel sieht. “Das ist ein richtiger Eye-Catcher”, sagt die ehemalige deutsche Nationalspielerin, die seit zwei Jahren die Frauen des FC Basel trainiert. “Diese Dinge berühren mich so sehr, weil wir alle gern Vorbilder sind. Das gilt für die Spielerinnen genauso wie für die Trainerinnen.”

Die Ampel-Kickerinnen sind seit Anfang Juli eines der Lieblingsfotomotive der Menschen in Basel – bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen. “Das war ein kleiner Kniff mit großer Wirkung”, freut sich Sabine Horvath, die bei der Stadt das EM-Projekt leitet.

Fußball-Ampeln sorgen für viele positive Reaktionen

Die Idee stammt von einer Firma in St. Gallen, wo die Aktion an Bedenken bei den Verantwortlichen scheiterte. Mit Verkehrszeichen ist nicht zu spaßen. In Basel – die Stadt bezieht ihre Ampeln von dieser Firma – aber wurde unbürokratisch und schnell entschieden. Zumal nicht viel Geld in die Hand genommen werden musste. Die schwarzen Umrisse werden einfach auf das grüne Licht der Ampel geklebt.

Oft bleiben die Leute zu lange an der Ampel stehen, weil sie gucken und Fotos machen. Dann müssen sie auf die nächste Grünphase warten.

Sabine Horvath, Projektleiterin der EM in Basel

“Die Mitarbeiter wurden schon bei der Montage angesprochen, und wir haben sehr viele positive Rückmeldungen aus aller Welt bekommen”, berichtet Horvath, die eben auch die Bedenken à la “Was das wieder kostet” schnell entkräften konnte.

Eine der Fußball-Ampeln in Basel.

“Es gab niemanden, der etwas gegen die EM hatte”

Überhaupt sei die EM in Basel eine ziemliche Erfolgsgeschichte. “Es gibt praktisch keine negativen Themen”, so die Projektleiterin, die nach den langwierigen Diskussionen um die Kosten für den Eurovision Song Contest in Basel in diesem Frühjahr zufrieden feststellt, dass “die Fußball-Europameisterschaft der Frauen keine wahrnehmbaren Kritiker hat. Das war beim ESC anders, es gab Diskussionen und brauchte sogar eine Volksabstimmung. Aber es gab niemanden, der etwas gegen die EM hatte.”

Vegetarisches Essen statt Hooligans

Horvath hat extra ihre Festanstellung bei der Stadt aufgegeben, um sich ganz dem Fußball widmen zu können. Schon für die Männer-EM 2008, als Basel auch Spielort war, gehörte sie zum Organisations-Team. Monatelang sei damals über die richtigen Polizeikonzepte diskutiert worden. Wie kann man die Fangruppen am besten trennen? Was kann man präventiv gegen die erwarteten Hooligans tun? Wie geht man mit den vielen betrunkenen Fans um?

Besonders durch den Austausch mit den Verantwortlichen der Frauen-EM 2022 in England konzentrierten sich die Schweizer aber schnell auf andere Themen. “Beim Frauenfußball gibt es ein anderes Publikum. Da kommen andere Leute, andere Fans: 50 Prozent sind Frauen, dazu viele Kinder”, zählt Horvath auf.

Statt um Hooligans ging es deshalb um vegetarisches Essen in den Stadien und zusätzliche Spielangebote auf den Fanzonen. Statt um strikte Fantrennung um gemeinsame Fanmärsche. Und im Stadion wurden hinter den Toren die Netze, die normalerweise auch Wurfgeschosse von den Tribüne abfangen sollen, einfach abgenommen.

Deutsche Fans geben in Basel den Ton an

Horvaths Fazit fällt dann auch sehr positiv aus. In Sachen Akzeptanz, Nachfrage, Begeisterung und Aufmerksamkeit seien die Erwartungen sogar noch übertroffen worden. Daran habe sicher das gute Abschneiden der Schweizerinnen, die erstmals ein EM-Viertelfinale erreichten, und das oft sehr gute Wetter beigetragen.

Ihren Anteil am guten Gelingen haben aber nicht zuletzt auch die deutschen Fans. Außer beim Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz und Norwegen (1:2) gaben nämlich vor allem die Anhänger von nördlich der Grenze den Ton an. Sowohl beim Gruppenspiel der DFB-Frauen gegen Dänemark (2:1) als auch beim Viertelfinale gegen Frankreich (7:6 n.E.) feierten die Deutschen in Basel ein Fußball-Fest.

Deutschland-Fans jubeln den DFB-Frauen nach dem Sieg gegen Frankreich im St. Jakob-Park in Basel zu.

Was wird aus den Fußball-Ampeln?

Bleibt nur noch die Frage, wie es mit den grünen Ampel-Kickerinnen weitergeht. Die Scharblonen sind gerade an zwölf Ampeln in der Stadt zu sehen, die besonders viel von Fußball-Fans frequentiert werden. Neben den beiden Ampeln am Stadion gibt es sechs am Bankverein in der Innenstadt und vier am Bahnhof SBB.

Horvath hatte sich über die unbürokratische und schnelle Entscheidung der Stadt gefreut. Die Schablonen wurden erst einen beziehungsweise zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel installiert – bewusst nur an Fußgänger-Ampeln, um keine Gefahr durch Irritationen auszulösen. “Oft bleiben die Leute zu lange an der Ampel stehen, weil sie gucken und Fotos machen. Dann müssen sie auf die nächste Grünphase warten”, sagt Horvath und lacht.

Urprünglich war geplant, dass die Fußball-Ampel kurz nach der EM allesamt wieder zu ganz normalen Ampeln werden. Am Freitagvormittag bestätigte die Stadt Basel aber der Sportschau, dass die grünen Kickerinnen am Stadion noch (mindestens) bis zum Jahresende an ihrem Platz bleiben werden. Die übrigen müssen aber in der kommenden Woche weichen.

Kulig: “Können noch ganz viel Potenzial ausschöpfen”

Kim Kulig hofft auf eine Signalwirkung für den Frauenfußball in Basel und der ganzen Schweiz, für die die EM gesorgt hat. Das Turnier habe dafür gesorgt, dass sich auch viele Menschen mit dem Frauenfußball auseinandergesetzt haben, “die sich vorher noch nicht so dafür interessiert haben”. Dadurch seien viele Gespräche entstanden. “Und das ist schon ziemlich cool. Ich bin zuversichtlch, dass wir noch ganz viel Potenzial ausschöpfen können.”

Trainerin Kim Kulig geht mit den Fußballerinnen des FC Basel in ihre dritte Saison.

In Basel begann die EM am 2. Juli mit dem Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz und Norwegen (1:2), am Sonntag endet sie nun mit dem Finale zwischen England und Spanien. Basel feiert sein letzten EM-Fest. Doch die Erinnerung in die Begeisterung an einen ganz besonderen Sommermonat sollen bleiben. Auch durch die grünen Ampel-Fußballerinnen.

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