Fetullah Gülen ist tot: Türkischer Prediger und Erdogan-Gegner im US-Exil gestorben – Politik | ABC-Z
Der türkische Prediger Fetullah Gülen ist türkischen Medienberichten zufolge im US-Exil gestorben. Das berichtete unter anderem der Sender NTV am Montag. Auch sein Neffe Ebuseleme Gülen bestätigt den Tod seines Onkels bei X.
Die Bewegung von Gülen wird von der türkischen Regierung für den Putschversuch von 2016 verantwortlich gemacht und als Terrororganisation eingestuft. Gülen gilt vielen in der Türkei als Staatsfeind Nummer eins, unter anderem der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan sieht ihn als solchen. Von den USA forderte Erdoğan eine Auslieferung des dort im Exil lebenden Predigers. Gülen bestritt jegliche Verstrickung in den Putschversuch und behauptete, der türkische Präsident selbst könnte den Putsch inszeniert haben.
Gülen und Erdoğan waren lange Weggefährten
Dabei einte Gülen und Erdoğan lange die gemeinsame Vision einer islamisch geprägten Gesellschaft. Einen weiten Teil ihres Weges an die Macht gingen die beiden vereint. Irgendwann allerdings standen sie sich gegenseitig im Weg, Erdoğan strebte immer autoritärer nach Macht. 2013 kam es schließlich zum endgültigen Bruch. Der spätere türkische Staatspräsident begann, seine Partei, Justiz und Armee, von Menschen zu „säubern“, die er nicht als loyal empfand. Unter ihnen waren auch viele Gülen-Leute. Erdoğan ließ gegen die Bewegung wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermitteln und bewilligte ein Gesetz, das ihre Schulen verbieten sollte – eine offene Kriegserklärung.
Gülen lebte seit 1999 in den USA. Von dort aus unterhielt er sein einflussreiches Netzwerk aus mehr als 1500 Schulen weltweit, schickte seine Predigten per Videostream in die ganze Welt. Die Schulen dienen dazu, Gülens Einfluss auch auf kommende Generationen auszudehnen. Auch in Deutschland soll es etwa 20 davon geben, dazu circa 300 Nachhilfe-Institute. Gülen wollte eine islamische Elite heranbilden, die in verantwortungsvollen Positionen ihren Einfluss geltend macht.
Gülen kam in Ostanatolien als Sohn eines Dorfimams auf die Welt. Die Angaben über sein Geburtsjahr variieren zwischen 1941 und 1938. Gülen tritt für eine Neuinterpretation des Korans ein, er reiste ab den 60er-Jahren als Wanderprediger durch die Türkei. Er rief zu Dialog und Frieden auf. Manchmal brach er während seiner Predigten minutenlang in Tränen aus, das galt als sein Markenzeichen.