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Feierabend: 1860 München entledigt sich aller Abstiegssorgen. – Sport | ABC-Z

Endspiel: So nannte Christian Werner die Partie am Freitagabend, obwohl danach noch 19 weitere Spiele an den beiden letzten Spieltagen in der dritten Liga anstehen, ehe die Saison zu Ende ist. Doch der Geschäftsführer des TSV 1860 München wollte eben die Bedeutung dieser Partie für seinen Klub unterstreichen: Noch ein einziges Pünktchen, und die Löwen hätten endgültig nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun. Das Problem war nur, dass Gastgeber Rot-Weiss Essen zurzeit jede Woche ein Endspiel hat, um den Traum vom Aufstieg zu realisieren, und die Sechziger selbst hatten zuletzt, nun ja, alt ausgesehen.

Am Freitagabend hatte die Münchner Startelf einen beachtlich niedrigen Altersschnitt von 23,8 Jahren. Trainer Argirios Giannikis begründete das mit der “Unbekümmertheit, mit der Frischheit, die sie im Training an den Tag legen”. Es zahlte sich aus: Die Löwen bezwangen den favorisierten Aufstiegskandidaten dank eines Treffers von Fynn Lakenmacher 1:0 (1:0). Damit erwiesen sie nicht nur sich selbst, sondern auch Jahn Regensburg einen großen Dienst: Den Relegationsrang drei haben die Oberpfälzer nach der Niederlage von Rot-Weiss nun schon so gut wie sicher.

Giannikis hatte gegen seinen Ex-Klub von der Hafenstraße (September 2017 bis April 2018) gleich mehrere Überraschungen parat: Er verzichtete auf einige Routiniers und warf dafür zwei neue Teenager ins kalte Wasser: Moritz Bangerter, 19, und Lukas Reich, 17, standen beide zum ersten Mal in der Startelf, Mittelfeldspieler Bangerter hatte zuvor gerade einmal eine Minute in der dritten Liga gespielt.

1860 hat Glück, dass Essen nicht über Treffer ans Aluminium hinauskommt

Rund 2000 Löwen-Fans waren mit nach Essen gereist, ihre Nervosität dürfte sich zunächst noch gesteigert haben, denn Essen begann erwartungsgemäß druckvoll. Der 20-jährige Michael Glück klärte recht cool nach zwölf Minuten bei der ersten wirklich brenzligen Situation, eine Minute zuvor hatte er geistesgegenwärtig einen Steilpass abgefangen. Die Wende leitete der erste Torschuss von Sechzig ein, der prompt die Führung brachte: Torwart Marco Hiller hatte in höchster Not den Angriff eingeleitet, dann behauptete Mansour Ouro-Tagba, 19, auf der linken Außenbahn energisch den Ball, marschierte, passte nach innen. Morris Schröter legte für Fynn Lakenmacher ab, und der erzielte mit einem präzisen Distanzschuss sein erstes Auswärts-Saisontor, an seinem 24. Geburtstag, in der 24. Spielminute. Doch nach dem Tor geschah Seltsames: Die Löwenspieler jubelten kaum. Zwar umarmten sich die meisten in einem Kreis, sie sahen aber so aus, als ob sie den Wetterbericht fürs Wochenende diskutierten. Der viel zitierte “Fokus”, den Christian Werner eingefordert hatte, war offensichtlich da.

Fortan erspielte sich Sechzig zahlreiche Kontermöglichkeiten, weil allerdings im Abschluss der Fokus oft fehlte, konnte die Giannikis-Elf den Vorsprung bis zur Pause nicht ausbauen: Lakenmacher schoss den Ball in die Arme von RW-Keeper Jakob Golz (32.), Schröter traf volley nur das Außennetz (36.), Bangerters Distanzschuss blieb harmlos (39.), bei Julian Guttaus Schuss kurz vor der Pause musste sich Golz allerdings strecken (43.). Zur Pause war die Führung absolut verdient.

Spannend machte es der erfahrene Kapitän: In Minute 62 erzielte Jesper Verlaat beinahe ein Eigentor, als sein Querschläger an die Unterkante der Latte klatschte. Eine Minute später traf Essens Lucas Brumme aus über 20 Metern den linken Pfosten – die Hafenstraße wachte wieder auf, jetzt wurde es für Sechzig ein echtes Endspiel. Brummer setzte einen weiteren Schuss an den rechten Pfosten (72.). Der eingewechselte Marlon Frey verkürzte in Sachen Aluminiumtreffer auf 1:3 (81.), Lakenmacher drosch über das Tor (82.), dann fiel Essen nicht mehr viel ein. Und nach dem Schlusspfiff feierten die Sechziger dann doch noch ausgiebig.

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