FC Bayerns Meister ist zurück – doch Kompany muss auf einen anderen Star verzichten | ABC-Z
München – Vincent Kompany und sein Trainerteam steckten die Köpfe zusammen, diskutierten vor der Auswechselbank. Wen nehmen? Während Leon Goretzka in Freiburg auf dem Hosenboden saß und behandelt wurde, wägten René Maric & Co. ab. Die Entscheidung fiel auf Josip Stanisic, der vom Warmmachen an der Eckfahne herbeigewunken wurde. Der 24-Jährige schien von der plötzlichen Einwechselung so überrascht und geflasht, dass er zwar seinen Aufwärmpullover auszog, aber nicht seine lange Trainingshose als er zum Vierten Schiedsrichter ging.
Stanisic bemerkte das Malheur doch noch und war plötzlich mittendrin. Nach mehr als fünf Monaten Pause und quälender Reha. Im Anschluss an das 4:0 in der ersten DFB-Pokalrunde bei Zweitligist SSV Ulm am 16. August hatte sich der gebürtige Münchner einen Außenbandriss im Knie zugezogen. Im Dezember arbeitete er sich ans Teamtraining heran, Anfang Januar warf ihn eine Zerrung zurück.
Stanisic nach Comeback glücklich: „Für mich war es einfach geil, wieder zu spielen“
Erstmals im Kader stand der vielseitige Abwehrspieler vor etwas mehr als einer Woche beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg. Nun das Comeback in Freiburg, eine bemerkenswerte Rückkehr ohne große Anlaufschwierigkeiten. Mit cooler Selbstverständlichkeit übernahm Stanisic den Posten des Rechtsverteidigers, trug mit seiner stabilen Leistung zum 2:1-Erfolg bei.
„Es ist manchmal ein Luxus, aber ich glaube, in unserer Situation ist es auch einfach wichtig, dass wir einen guten, vollen Kader haben. Stani wird uns helfen in den kommenden Monaten“, sagte Kompany nach dem Spiel. Zudem waren Joao Palhinha, in der 83. Minute eingewechselt, und Sacha Boey (ohne Einsatz) in den Kader zurückgekehrt. Stanisic selbst war sichtbar happy. „Für mich war es einfach geil, wieder zu spielen“, sagte der kroatische Nationalspieler, „wahrscheinlich ist es auch besser, in einem so engen Spiel reinzukommen und gleich gefordert werden als wenn der Vorsprung schon groß ist.“
Stanisic wurde viermal in Folge Deutscher Meister
Aber auch mit Kritik sparte er nicht: „Vielleicht hätten wir in der einen oder anderen Situation etwas besser spielen können.“ Als er in der Freiburger Drangphase in Halbzeit zwei eine brenzlige Situation per Kopf zur Ecke klärte, animierte er seine Kollegen lautstark und gestenreich zu mehr Konzentration und Aktivität.
Der Meister ist zurück. Denn Stanisic ist der einzige Spieler der Superstar-Kabine, der sich amtierender Titelträger nennen darf. Und Double-Gewinner. Mit Bayer Leverkusen. Letzte Saison war Stanisic von Bayern an den Rhein ausgeliehen, ein perfekter Schritt in seiner Entwicklung. Unter Trainer Xabi Alonso machte er 38 Pflichtspiele. Vier Tore und sechs Vorlagen sind eine gute Ausbeute für einen Abwehrspieler, der im Zentrum oder als Rechtsverteidiger auflaufen kann. Vor dem Coup mit Leverkusen wurde Stanisic mit Bayern drei Mal hintereinander Meister, hat also schon vier Schalen-Gewinne in seiner Vita stehen.
FC Bayern: Goretzka zog sich gegen Freiburg eine Zerrung zu
„Wir sind mit unserem Kader superhappy. Dass die Verletzten zurückkommen, ist extrem wichtig. Dann können wir reagieren“, sagte Sportvorstand Max Eberl und meinte mit Bezug auf die Einwechslung von Stanisic und Palhinha: „Wir haben mehr Körperlichkeit auf den Platz bekommen. Jetzt hoffen wir, dass Hiroki Ito auch bald zurückkommt, dann haben wir eine gute Mischung.“ Lediglich Linksverteidiger Alphonso Davies (Muskelfaserriss) fehlt einige Wochen.
Bei Goretzka (29) könnte die Rückkehr ein bis zwei Wochen dauern. Der Mittelfeldspieler hat sich nach Vereinsangaben vom Sonntagmittag eine Zerrung im linken, hinteren Oberschenkel zugezogen und muss „einige Tage pausieren“. Am Mittwoch, wenn es im letzten Spiel der Ligaphase der Champions League gegen Slovan Bratislava geht, sitzt Goretzka ohnehin eine Gelbsperre ab. Die Chance für Palhinha im Mittelfeld? Rechts könnte Stanisic beginnen – und Joshua Kimmich wieder ins Mittelfeld-Zentrum rücken.
