FC Bayern: Wiedersehen mit dem uneingelösten Versprechen Fiete Arp | ABC-Z
Vor fünf Jahren galt Fiete Arp als die deutsche Sturm-Hoffnung. Der FC Bayern kaufte den Teenager für viel Geld. Doch der Hochgelobte konnte sich beim Meister nicht durchsetzen. Nun kommt es zum Wiedersehen. Arp ist bereit.
Mit einem Kollegen aus der so schwierigen wie prägenden Zeit hat er weiterhin viel Kontakt. Fiete Arp und Josip Stanisic lernten sich einst beim FC Bayern kennen, schreiben sich häufig Nachrichten. Seit Arps Abgang aus München vor drei Jahren verliefen die Karrieren der beiden Jungprofis – beide im Jahr 2000 geboren – sehr unterschiedlich.
Der aktuell verletzte Stanisic gewann mit Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison die Deutsche Meisterschaft, absolvierte 20 Länderspiele mit Kroatien, nahm an der WM 2022 in Katar teil und kehrte nach einer überragenden Spielzeit mit Leverkusen als Leihspieler nun zum FC Bayern zurück. In München ist er ein Hoffnungsträger.
Arp spielt bei Holstein Kiel. Auch für ihn liefen die vergangenen Jahre recht erfolgreich, er stieg mit Kiel in die Bundesliga auf, leistete mit fünf Toren und zwei Vorlagen einen guten Beitrag. Er ist endlich in der deutschen Elite-Klasse angekommen. An diesem dritten Spieltag der Saison steht für ihn ein besonderes Wiedersehen an: Samstag (18.30 Uhr, Sky) empfängt er mit Kiel im Topspiel die Bayern.
„Für mich als gebürtigen Schleswig-Holsteiner ist es eine ganz große Nummer, mit Kiel nun gegen den FC Bayern zu spielen. Ich freue mich auf ein paar Gesichter, ein paar Jungs, die ich noch kenne aus der Zeit und ich hoffe einfach, dass wir dem Topspiel um 18:30 Uhr abends gerecht werden“, sagte Arp in einer Medienrunde.
Von „Transfer-Desaster“ wurde geschrieben
Fiete Arp galt als „Wunderkind“, als „Supertalent“, als die Hoffnung für den deutschen Sturm. Der Hype um ihn war enorm. 2019 wechselte er im Alter von 19 Jahren für fünf Millionen Euro vom Hamburger SV zu den Bayern, sein Gehalt bei den Münchnern soll rund vier Millionen Euro plus Prämien pro Jahr betragen haben. Verantwortlich für Transfers waren bei den Bayern damals vor allem Sportchef Hasan Salihamidžić und Kaderplaner Marco Neppe, beide arbeiten nicht mehr für den Klub.
Doch in München kam Arp kaum zum Zug und in der Bundesliga sowie im DFB-Pokal jeweils lediglich einmal zum Einsatz. Er spielte vor allem für die zweite Mannschaft, lief 42 Mal in der 3. Liga auf.
Zwei Jahre lang war er das personifizierte uneingelöste Versprechen beim Rekordmeister. Die Offensiv-Konkurrenz in dem Star-Kader war zu groß, Arp noch sehr jung und recht unerfahren. Von „Transfer-Flop“ und „Transfer-Desaster“ wurde geschrieben.
2021 beendete der FC Bayern das „Missverständnis“. Der junge Stürmer aus Bad Segeberg kehrte zurück nach Norddeutschland. Holstein lieh ihn zunächst aus, ein Jahr später zahlten die Münchner Arp einen Millionen-Betrag, damit er seinen Vertrag auflöste. In Kiel konnte er sich mit deutlich weniger Druck und geringeren Erwartungen entwickeln.
Fiete Arp: „Ich bin dort reifer geworden“
Arp blickt mit inzwischen 24 Jahren ohne Wehmut zurück auf die beiden Jahre in München. Groll hege er gegen die Bayern nicht: „Im Nachgang, auch mit dem, was jetzt in den vergangenen Jahren passiert ist, habe ich das Gefühl, dass ich dort reifer geworden bin. Vielleicht nicht ganz erwachsen, aber auf jeden Fall reifer.“
Er habe bei den Bayern viel gelernt „und eine Welt des Fußballs gesehen, die den meisten verwehrt bleibt. Das weiß ich sehr zu schätzen. Und dementsprechend freue ich mich auch dort, einige Gesichter wiederzusehen.“
In den ersten beiden Liga-Spielen, die Kiel verlor (2:3 bei der TSG Hoffenheim und 0:2 gegen den VfL Wolfsburg), wechselte Trainer Marcel Rapp den Angreifer jeweils ein. Arp ist bei Holstein nicht der absolute Unterschiedsspieler, hatte auch mit Verletzungen zu kämpfen. Doch er wirkt in Kiel zufrieden, angekommen. Er hat seinen Platz gefunden.
„Ja, ich fühle mich wohler“, sagte er. „Aber auch aus dem Grund, weil ich glaube, dass du, um diese Klubkultur von Bayern München zu leben, das mal länger erlebt haben und auch eine gewisse Reife dafür besitzen musst.“
Der Stürmer sagte zudem: „Ich glaube, diese positive Arroganz, dieses Selbstbewusstsein – das kannst du nicht faken, das kannst du nicht kurzfristig erlernen. Ich glaube, das ist ein längerer Prozess, und zu dem Zeitpunkt, wo ich da war, hatte ich das noch nicht.“
Was ist drin am Samstag gegen die Bayern? „Wir haben eine Mannschaft, die durchaus mitspielen kann, die auch schon gegen gute Mannschaften phasenweise extrem gut mitgespielt hat. Ich glaube schon, dass die Chance durchaus da ist“, so Arp. „Ich finde, wenn du Punkte liegen lässt gegen Mannschaften, gegen die du vermeintlich hättest punkten müssen, musst du auch wieder welche reinholen, wo du sie nicht eingeplant hast. Und vielleicht ist das jetzt das Wochenende, wo das bei uns beginnt. Die ganze Stadt freut sich auf dieses Spiel.“
Auf diese für Fiete Arp so besondere Partie.
Julien Wolff ist Fußball-Redakteur. Er berichtet seit 2011 aus München über den FC Bayern, zudem über die Bundesliga und die Nationalmannschaft.