FC Bayern: Tribünen-Vorfall überschattet Sieg gegen Lissabon | ABC-Z
München – Es war ein durch und durch gebrauchter Abend, dieser nasskalte November-Mittwoch in Fröttmaning. Erst spielte die U-Bahn nicht mit, dann geschah das Unfassbare, das den Sport, dieses Fußballspiel des FC Bayern gegen Benfica Lissabon teils zur Nebensächlichkeit werden ließ.
In der ersten Halbzeit musste ein Fan auf der Gegengerade der Allianz Arena vom Rettungsdienst laut unbestätigten Informationen reanimiert werden. Ordner hielten eine Plane hoch, damit die Person vor Blicken anderer Zuschauer geschützt wurde. Nach rund einer halben Stunde Spielzeit erfolgte der Abtransport.
Anpfiff muss gegen Stellwerkstörung verschoben werden
Fußball wurde währenddessen und danach weiter gespielt – allerdings ohne jegliche Unterstützung der Südkurve, die ihren Support kollektiv einstellte und sämtliche Fahnen einrollte. Auch geplante Transparente wurden nicht gezeigt. In dieser merkwürdigen Atmosphäre, einer Mischung aus Angst, Unkenntnis und Verwunderung, gewannen die Bayern ihr Champions-League-Spiel gegen den portugiesischen Rekordmeister durch das goldene Tor von Jamal Musiala mit 1:0.
Nach dem Fehlstart in der Königsklasse durch die Pleiten bei Aston Villa (0:1) und beim FC Barcelona (1:4) klettert man damit immerhin auf Rang 17, rangiert solide im Playoff-Bereich (zwischen Rang 9 und 24).
Lediglich aus der Abteilung ärgerlich: Wegen einer Stellwerkstörung bei der U-Bahn waren tausende Fans noch unterwegs als die Zeit mit Blick auf den Anpfiff um 21 Uhr kürzer und kürzer wurde. Daher wurde der Anstoß um eine Viertelstunde verschoben – zum Unwillen der Anhänger, die sich bereits ins Stadion durchgeschlagen hatten.
Man kann es nicht allen recht machen! Der tatsächlich durchgeführte Anstoß um 21.16 Uhr war dann wohl der – laut einer nicht repräsentativen Blitzrecherche – späteste in der Geschichte der bisherigen Bayern-Heimspiele.
Nach Notarzt-Einsatz: Südkurve schweig aus Respekt
Als die Late-Night-Show von Fröttmaning, höchst stimmungsvoll von den Fans im ausverkauften Haus begleitet, endlich losgegangen war, gab es nach sechs Minuten auf dem Mittelrang der Gegengerade den Notfall samt Notarzteinsatz – daher schwieg die Südkurve aus Respekt. Keine Gesänge, keine Anfeuerungsrufe. Das so stumme Stadion, nur die wenigen Gäste-Anhänger waren zu hören, schien die Hausherren auf dem Rasen zu verunsichern.
Ohne die Wucht der Fans konnten die Bayern ihr gewohnt druckvolles Spiel nicht so recht aufziehen, taten sich schwer gegen die Defensive von Benfica, in der mit der Nummer 85 ein alter Bekannter durchs Mittelfeld pflügte: Renato Sanches, das einstige Wunderkind. 2016 von Benfica mit größten Vorschusslorbeeren, höchsten Erwartungen und einer Sockelablöse von 35 Millionen Euro zu den Bayern gekommen, floppte in München. Mit 27 Jahren nimmt Sanches einen neuen Anlauf bei seinem Jugendklub, nach 86 durchschnittlichen Minuten hatte er Feierabend.
Musiala erzielt das erlösende Tor für den FC Bayern
Die Wechselwirkung der fehlenden Emotionen auf den Rängen und – auch dadurch bedingt – auf dem Platz schien die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany zu lähmen. Keine nennenswerte Chance vor der Halbzeitpause. Bei den Gästen kamen zur zweiten Halbzeit der frühere Heidenheimer Jan-Niklas Beste, der mit dem Rauschebart, und wenig später der argentinische Weltmeister Ángel Di María. Die Offensive der Bayern sollte nun endlich Leroy Sané beleben, der Michael Olise ersetzte (56.) – funktionierte.
Nun wirkten die Münchner mutiger, zielstrebiger, gefährlicher. Erst prüfte Joker Sané mit einem satten Linksschuss aus über 20 Metern Benfica-Torwart Trubin (64.), dann machte es Musiala wie schon beim 5:0 in Bochum mit Köpfchen. Nach Chip-Flanke von Sané auf Harry Kane spielten die beiden Doppelkopf – drin, das erlösende 1:0 (67.), endlich ein schöner, positiver Moment. Am Samstag geht’s in der Bundesliga zu Aufsteiger St. Pauli, in der Champions League am 26. November gegen Paris St. Germain, aktuell lediglich Tabellen-25.